Greifswald - Nach einer gestiegenen Nachfrage während der Corona-Pandemie sind Beratungen etwa zu Sekten in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt weniger gefragt gewesen.

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2024 verzeichnete die Informationsstelle für sogenannte Sekten und Weltanschauungsgruppen nach eigenen Angaben 28 Anfragen. "Damit ist erneut ein leichter Rückgang zu verzeichnen nach dem durch die Corona-Pandemie bedingten Anstieg."

Die Stelle solle über "Merkmale, Strukturen und Methoden konfliktträchtiger Angebote" informieren. "Es gibt zahlreiche Angebote religiöser, weltanschaulicher, therapeutischer oder lebenshelfender Prägung, die meist auf menschliche Bedürfnisse und Sehnsüchte nach Glück, Lebenssinn, Sicherheit und Gemeinschaft oder auch nach Erfolg und Wohlstand abzielen", heißt es auf der Website der Informationsstelle. Nicht jede Gruppe sei aber unbedenklich. Sie führten mitunter in "totale Abhängigkeit" oder "den finanziellen Ruin".

Ohne eine eigentliche Bewertung vorzunehmen, wird auf der Website etwa Scientology als Gruppierung aufgeführt, die zumindest Fragen aufwerfe. Daneben ist etwa von okkulten Praktiken wie Hellsehen, Telepathie, Geistheilung und Spuk die Rede. "Gerade heute, in unserer so modernen und aufgeklärten Gesellschaft boomt der angebliche Kontakt mit dem scheinbar Übersinnlichen", heißt es. Die Stelle warnt in diesem Zusammenhang vor psychischen Problemen.

Bürger informieren sich selbstständiger

Auf Anfrage erklärte die Stelle, die gesunkene Nachfrage könne auch damit erklärt werden, dass Bürgerinnen und Bürger sich selbstständiger etwa über das Internet informieren. Gleichzeitig nutzten "immer mehr Gruppierungen auf dem Religions- und Lebenshilfemarkt neue digitale Medien, um Interesse zu wecken oder neue Mitglieder zu werben".

Häufig gehe es in den Beratungen um Gemeinschaften mit christlichem Hintergrund und um Anbieter der "Esoterik- und Lebensbewältigungshilfeszene" mit unterschiedlichen religiösen, kulturellen und ideologischen Wurzeln. Religion werde nicht nur vielfältiger, sondern auch individueller. "So gibt es heute neben den bekannten Gruppierungen eine Vielzahl eher unbekannter, zum Teil sehr kleiner oder gerade neu entstehender Bewegungen, Gemeinschaften und Anbieter."

Religionsfreiheit muss gewahrt werden

Die Informationsstelle berät Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich gefährlicher religiös-weltanschaulicher Gruppierungen, bietet aber auch Behörden oder Bildungsträgern Informationen oder Einschätzungen zu konfliktträchtigen Gruppen. Dabei müssten im Sinne der Religionsfreiheit Gruppierungen grundsätzlich neutral bewertet werden. "Diese Neutralität hat jedoch dort Grenzen, wo Gruppen oder Einzelpersonen gegen grundgesetzlich verbriefte Rechte oder gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoßen."

Wenn es in die Bereiche rechtes Gedankengut, Verschwörungsmythen, religiöser Fundamentalismus oder Antisemitismus gehe, sei der Verfassungsschutz zuständig.

Krisen können nach Angaben der Informationsstelle den Zulauf zu bestimmten Gruppen verstärken. "Gerade in gesellschaftlich verunsichernden Situationen suchen viele Menschen nach Erklärungen und Hilfen, die nicht rational begründet sind."  © Deutsche Presse-Agentur

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