Osnabrück - Erst gemeinsam beten und singen, dann ein Tattoo stechen lassen: Mit einer ungewöhnlichen Aktion will das Bistum Osnabrück Menschen neugierig auf den Glauben und die katholische Kirche machen.

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Heute (11.00 Uhr) wird in der Osnabrücker Johanniskirche zum ersten Mal ein Tattoo-Gottesdienst gefeiert. Nach den Orgelklängen sollen die Nadeln sirren.

Wer sich vorher angemeldet hat, kann sich kostenlos ein christliches Symbol auf den Unterarm oder die Wade tätowieren lassen. Zur Auswahl stehen verschiedene Motive wie Kreuze, eine Flamme oder eine Friedenstaube. "Wenn Glaube unter die Haut geht", lautet das Motto des Tages. Eventuell sind auch spontane Tattoo-Sessions für Kurzentschlossene möglich.

Neben den professionellen Tätowierern werden auch Menschen, die bereits tätowiert sind, vor Ort sein und ihre Geschichten erzählen. Für Kinder gibt es Klebe-Tattoos. Das innovative Projekt wird vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken gefördert.

Mehr als Schmuck oder Accessoire

Nach Bistumsangaben ist in Deutschland jeder fünfte Mensch tätowiert. "Tattoos sind nicht einfach nur ein Schmuck oder Accessoire", sagte Martina Kreidler-Kos, Leiterin der Abteilung Seelsorge im Bistum Osnabrück, der dpa. "Mit den Tätowierungen verbunden sind Erfahrungen, zum Beispiel Trauer oder Verbundenheit, also Lebensgeschichten. Wir erhoffen uns, darüber in einen Dialog zu kommen."

Die 56 Jahre alte promovierte Theologin möchte sich am Samstag ihr erstes Tattoo stechen lassen, das Taukreuz als Zeichen ihrer Verbundenheit zur Spiritualität der Franziskaner. Ein Priester des Ordens habe das gleiche Motiv für Samstag ausgewählt, verriet die promovierte Theologin. Bisher habe sie sich keine Gedanken darüber gemacht, ob es wehtue, sagte Kreidler-Kos. "Schön war die Reaktion meiner Söhne, die sagten: "Das ist ja typisch, wenn Mama sich tätowieren lässt, muss es in einer Kirche sein.""

Tätowierter Pfarrer leitet Feier in der Kirche

Der Pfarrer, der den Gottesdienst leiten wird, ist bereits tätowiert. Er ist Gefängnisseelsorger des Bistums Osnabrück. Vor der Johanniskirche wird der "Durchkreuzer", ein umgebauter Kleinbus, stehen, der sonst zum Beispiel auf Musikfestivals unterwegs ist. Junge Menschen können sich hier ausruhen, ihr Handy aufladen und ins Gespräch kommen, wenn sie wollen. Der "Durchkreuzer" habe eine Brückenfunktion, sagte Kreidler-Kos. Er lade diejenigen ein, die sich nicht in die Kirche herein trauten.   © Deutsche Presse-Agentur

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