Juist - Nach dem Aus für die einzige Flugverbindung zwischen Juist und dem Festland will die ostfriesische Insel nach Alternativen im Luftverkehr suchen.

Mehr News aus Niedersachsen finden Sie hier

"Wir prüfen jetzt alle anderen Möglichkeiten, Fluglinien oder Fluganbindungen zu etablieren und führen auch schon erste Gespräche. Wir sind da dran", sagte Inselbürgermeister Tjark Goerges (parteilos) auf Anfrage. Von der Nachricht der Fluggesellschaft FLN Frisia-Luftverkehr, die Flugverbindung zwischen Norddeich auf dem Festland (Landkreis Aurich) und Juist ab März einzustellen, sei er enttäuscht.

Die Fluggesellschaft, eine Tochter der Reederei Norden-Frisia, hatte mitgeteilt, den Flugverkehr zum 1. März einzustellen. Als Grund nannte die FLN die rückläufigen Passagierzahlen. Im vergangenen Jahr zählten die Inselflieger nach eigenen Angaben 26.000 Fluggäste auf der Strecke. Im Jahr 2018 seien noch rund 54.000 Menschen geflogen. Schon im vergangenen Sommer hatten die Inselflieger deshalb das Angebot zeitweise reduziert.

Juist nun nur noch per Schiff zu erreichen

Für die Insel Juist, die im Fährverkehr anders als etwa ihre Nachbarinsel Norderney von den Gezeiten abhängig ist, hat die Entscheidung Folgen. Für Gäste und Insulaner falle eine flexible Reisemöglichkeit weg. "Das hat schon Konsequenzen, die nicht zu unterschätzen sind", sagte Goerges. Die Insel ist dann noch mit Schnellbooten, Wassertaxis oder mit der Inselfähre erreichbar.

Juister nutzen die Inselflieger zum Beispiel, um flexibel für einen Facharzttermin ans Festland zu kommen. Umgekehrt hätten auch Gäste und Handwerker die Flugverbindung genutzt, um auf die Insel zu kommen. Außerdem bleibe das Flugzeug bei Niedrigwasser oder Eisgang die einzige Verbindung ans Festland. "Das fällt jetzt faktisch weg. Wir müssen uns jetzt damit arrangieren, dass wir nicht ganztägig an das Festland angebunden sind", sagte Goerges.

Laut der Fluggesellschaft ist der Flugbetrieb nach Juist nicht mehr wirtschaftlich. "Der vermehrte Einsatz von Expressfähren stellt für Inselgäste und Einheimische eine attraktive Alternative dar", sagte FLN-Geschäftsführer Olaf Weddermann in einer Mitteilung. Außerdem verwies er darauf, dass die Anbindung des auswärts gelegenen Flugplatzes mit dem Inseldorf per Pferdekutsche Ende Februar auslaufe.

Anbindung zwischen Flugplatz und Inselort soll bleiben

Dem widerspricht Rathaus-Chef Goerges. Nachdem das Fuhrunternehmen zunächst angekündigt hatte, wegen ausbleibender Fluggäste nicht mehr mit der Kutsche zum Flugplatz fahren zu wollen, hatte die Inselgemeinde beschlossen, den Kutschbetrieb übergangsweise zu subventionieren und bis Ende Februar sicherzustellen.

Vor Weihnachten sei der Fluggesellschaft signalisiert worden, die Flugplatzanbindung auch ab März sicherzustellen, sagte der Bürgermeister. Dafür werde gerade auch ein Nahverkehrsplan erarbeitet. "Ob das mit Elektro-Shuttles stattfinden wird oder mit Pferden, das haben wir nicht gesagt." Aber es gebe diese Zusicherung an die Fluggesellschaft, sagte Goerges.

FLN-Geschäftsführer Weddermann sagte auf dpa-Anfrage dagegen, dass eine klare Entscheidung von der Insel, wie genau die künftige Flugplatz-Anbindung aussehen solle, ausgeblieben sei. "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen Entscheidungen treffen", sagte er. "Mir ist nicht bekannt, dass es bis heute eine politische Entscheidung überhaupt gibt."

Bürgermeister Goerges sagte, er habe den Eindruck, dass das Aus der FLN-Fluglinie schon vor längerer Zeit beschlossen worden sei. "Mir fehlt die Fairness, das faire Miteinander." Er setze nun darauf, dass die Fluggesellschaft ihren Flugplatz in Norddeich für andere Anbieter, die möglicherweise Juist von dort aus ansteuern wollen, öffne. FLN-Geschäftsführer Weddermann signalisierte dazu grundsätzlich Bereitschaft. Er betonte, es hänge aber auch von den Umständen und geforderten Leistungen eines Drittanbieters ab.  © Deutsche Presse-Agentur

Tjark Goerges
Inselbürgermeister Tjark Goerges will sich um alternative Flugverbindungen für Juist bemühen. (Archivbild) © dpa / Julian Stratenschulte/dpa
Nachrichten aus anderen Regionen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.