Gebannt waren die Augen der kleinen Leanda auf die drei vor ihr sitzenden Frauen und die großen Illustrationen im Hintergrund gerichtet, die die gesprochenen Worte begleiteten.

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Zwar verstand die Sechsjährige nur jeden dritten Satz, doch an der Spannung über die Erzählungen änderte dies nichts. "Ich finde es richtig gut, dass die Kinder die Geschichte in drei Sprachen vorgelesen bekommen", freute sich Mutter Barbara: "So bekommen sie schon früh ein Gefühl dafür, dass diese so fremd klingenden Worte für andere Kinder die gleiche Bedeutung haben wie für sie ihre eigene Sprache."

Auf Deutsch, Ukrainisch und Spanisch erzählten Désirée Stern, Natalia Skakun und Dolce Maria Rios Torres die Geschichte "Der Löwe in dir" über Mut und Selbstvertrauen – und trafen damit genau den Geschmack ihrer kleinen und großen Zuhörer.

Interkulturelle Wochen begannen im Euskirchener Kreishaus

Nicht nur diese Bilderbucherzählung, sondern auch die zahlreichen weiteren Stationen, die zum Auftakt der Interkulturellen Wochen (IKW) im Euskirchener Kreishaus aufgebaut worden waren, ließen die Besucher einen Blick auf andere Kulturen und Lebensgewohnheiten werfen. "Das Ziel ist es, dass wir wieder mehr damit anfangen, unseren Mitmenschen vorurteilsfrei zu begegnen. Und das nicht nur im Urlaub, sondern auch die restliche Zeit des Jahres", sagte Veranstaltungsleiterin Nicole Tobay vom Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises.

Die während kurzer Reisen in ferne Länder häufig ausbrechende Neugier ebbe im Alltag oft schnell wieder ab, so Tobay. Dem wolle man entgegenwirken. "Erst wenn wir uns mit etwas beschäftigen, können wir feststellen, dass fremdartig erscheinende Ideen doch sehr vertraut wirken. Unterschiedliche Ideen müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Stattdessen können wir so viel von ihnen lernen und auch unsererseits Menschen Neues zeigen."

Zu diesen Einblicken zählte ein Workshop in arabischer Kalligraphie, bei dem die Teilnehmer nicht nur die ersten Buchstaben des arabischen Alphabets lernten, sondern auch ihr eigenes Schreibwerkzeug basteln konnten. "Wenn man an Kalligraphie denkt, hat man meist eher asiatische Schriftzeichen im Kopf. So schnell kann sich der Horizont erweitern", so Roland Kuhlen vom Integrationszentrum.

Anders als in vielen an den Interkulturellen Wochen beteiligten Kreisen seien die Veranstaltungen im Kreis Euskirchen nicht auf wenige Tage, sondern auf einen deutlich längeren Zeitraum verteilt, betonte Nicole Tobay. "Wir haben viele Themen, bei denen sich die Zielgruppen überschneiden. Darum wollten wir verhindern, dass sich die einzelnen Projekte gegenseitig die Zuschauer wegnehmen."

Bis zum 11. Oktober stehen 18 Veranstaltungen auf dem Programm

Bis Freitag, 11. Oktober, erwarten die Besucher insgesamt 18 Veranstaltungen der einzelnen Kooperationspartner. Von einem interkulturellen Fußballspiel im Heinz-Flohe-Stadion über einen Drehorgel-Workshop im Café International bis zu einem Filmprojekt mit dem Titel "Crescendo – Make music not war" bieten die IKW viel Abwechslung.

"Der Kinofilm dreht sich um einen Chor, bei dem der Dirigent Sängerinnen und Sänger aus Israel und Palästina zusammenbringen möchte", erklärte Nicole Tobay: "Es wird auf eindrucksvolle Weise gezeigt, ob es in Zeiten eines Krieges überhaupt möglich ist, so eine Idee umzusetzen."

Das DRK lockt die Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten zu seiner auch über die IKW hinaus bekannten Reihe "Kocht mit uns um die Welt". "Bei diesen Kochevents können eigene Rezepte eingebracht werden. Jeder darf zeigen, was er kann, und wird dafür von den übrigen Teilnehmern wahrgenommen und wertgeschätzt", sagte Thomas Weber vom Team Migration und Integration: "Für uns bedeutet das Thema Integration auch, nicht nur von außen auf bestimmte Dinge zu schauen und zu staunen. Wir wollen unsere Teilnehmer aktiv werden und sie voneinander lernen lassen."

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Auf der Homepage des Kreises Euskirchen ist im Themenbereich "Integration" das gesamte Programm der Interkulturellen Wochen einsehbar. Termine, Veranstaltungsorte und Kontaktdaten zu den einzelnen Projekten finden sich zudem in den bei allen Kooperationspartnern ausliegenden Broschüren.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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