Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid hat in einer Anwohnerversammlung die Bevölkerung über die Errichtung einer Unterkunft für Geflüchtete in Hochhausen informiert.

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Die knapp 40 anwesenden Bewohner waren offenbar nicht gerade begeistert von den Plänen, zeigten aber durchaus Verständnis für das Vorgehen. Sie machten allerdings auf infrastrukturelle Probleme aufmerksam.

"Die Einwohnerzahl in Hochhausen wird fast um 50 Prozent erhöht", sagte ein Anwohner und sprach von einer "ganz schönen Belastung". Die Straßenverhältnisse auf dem Wahner Weg seien eine Katastrophe, die fehlende Beleuchtung führe zu einem Spießrutenlauf durch die derzeit mit Wasser gefüllten riesige Schlaglöcher in den Straßen. "Ohne Taschenlampe geht abends ab 20 Uhr da gar nicht", fügte ein Mann an.

In Hochhausen entsteht eine Container-Anlage für 132 Menschen

Ein Vater von zwei Söhnen im Alter von acht und zehn Jahren mahnte an, dass die Fußgängerampel an der B 56 "lebensgefährlich" sei. Die Ampel habe keine Karenzzeit. Die Bushaltestelle sei besonders morgens eh schon überfüllt und jetzt würden dann doch sicherlich auch noch viele Geflüchtete mit dem Bus unterwegs sein.

"Wir sind ja nur Randbezirk der Gemeinde. Wir sind ja bei öffentlichen Einrichtungen wie Kinderspielplätzen stark vernachlässigt worden. Jetzt kommen da sehr viele Kinder, wie sollen die beschäftigt werden?", fragte eine Anwohnerin, wie die meisten Besucher des Abends aus Hochhausen oder Wahn kommend.

"Wir sind auf alle Hinweise dankbar und tun unser Bestes", sagte Bürgermeisterin Nicole Berka, nachdem Familienamtsleiter Stefan Franken alle Daten und Fakten auf den Tisch gelegt hatte.

Wie schon im Zeitraum von 2016 bis 2019 soll am Ortsausgang in Richtung Wahn am Wahner Weg auf der linken Seite eine zweigeschossige Container-Anlage für bis zu 132 Menschen entstehen. Damals lag die Höchstbelegungsrate allerdings nur bei 64 Geflüchteten.

"Die Städte und Gemeinden sind verpflichtet, Geflüchtete aufzunehmen und unterzubringen. Die Zuweisung erfolgt über die Landesregierung", erläuterte Stefan Franken zu Beginn der 90-minütigen Veranstaltung noch einmal das Prozedere.

Thurn-Gelände in Neunkirchen-Seelscheid soll sukzessiv zurückgebaut werden

Die Aufnahmequote ändere sich aufgrund der derzeitigen Krisensituation fast wöchentlich. Die Bezirksregierung Arnsberg stelle die Informationen zur Verfügung. Zwischen Information und Ankunft lägen derzeit rund zehn Tage. Teilweise seien es ein bis zwei Zuweisungen pro Woche.

Die aktuelle Aufnahmeverpflichtung der Gemeinde liegt bei 48 Personen. "Das müssen wir theoretisch jederzeit stemmen können", betonte Franken. Die meisten Geflüchteten sind derzeit auf dem ehemaligen Thurn-Gelände an der Hennefer Straße in Neunkirchen untergebracht.

Hier leben derzeit 325 Menschen, 203 Personen aus Neunkirchen-Seelscheid und die Gemeinde Much als Mitbesitzer des Gewerbegebietes hat 122 Zuggewiesene hier untergebracht. Insgesamt wohnen in Neunkirchen-Seelscheid derzeit 496 Flüchtlinge und Asylbewerber, 212 Personen in Privatwohnungen und 284 in Übergangswohneinrichtungen.

Die Übergangseinrichtung auf dem Thurn-Gelände soll nun durch die notwendige Weiterentwicklung des Gewerbegebietes sukzessiv zurückgebaut werden. Die Gemeinde Much sucht bereits nach möglichen Alternativen für Unterkünfte. Für die meisten der Geflüchteten aus Neunkirchen-Seelscheid würde es dann nach Hochhausen gehen.

"Die Gremienentscheidung ist erfolgt. Der Standort hat die Priorität eins", sagte die Bürgermeisterin. Der Pachtvertrag mit dem Wahnbachtalsperrenverband konnte zwischenzeitlich verlängert werden. Die technischen Planungen sind auf den Weg gebracht, der Bauantrag ist gestellt. Noch in der ersten Jahreshälfte könnten die ersten Menschen einziehen.

Schon vorab waren die unmittelbaren Bewohner der Ortschaften Hochhausen und Wahn per Handzettel informiert worden. Franken betonte noch einmal, dass ausschließlich Personen und Familien untergebracht würden, die bereits Bleiberecht hätten, sich in der Beratung der Jobcenter befänden und einen Deutschsprachkurs besuchten oder diesen schon abgeschlossen hätten.

Die Containeranlage für Neunkirchen-Seelscheid soll 524.000 Euro kosten

"Alle Personen haben bereits eine angemessene Aufenthaltsdauer in einer Gemeinschaftsunterkunft verbracht und insgesamt ein gutes Wohn- und Sozialverhalten gezeigt", sagte Franken.

Man habe in den vergangenen Jahren viel zum Thema Geflüchtete gelernt. Sozialarbeiter und Hausmeisterdienst kümmerten sich um die Anlage, doch eine Rundumbetreuung sei nicht möglich, betonte die Bürgermeisterin.

Die Kostenprognose für die Container-Anlage liegt bei zirka 524.000 Euro. Diesen Betrag muss zunächst die Gemeinde aufbringen. Je nach ausländerrechtlichen Status erhält aber die Gemeinde eine personenbezogene Landeszuweisung nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz.

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"Wir werden versuchen, uns um eine Verkehrsberuhigung zu kümmern. Es soll Rückzugsorte für Kinder geben", so Berka. Das Ortsende-Schild solle endlich ersetzt werden, und auch das Thema Sicherheitsaspekte nahm sie mit in ihre Verwaltung.

"Ich hoffe, dass wir das gemeinsam hinbekommen, dass das Projekt ordnungsgemäß abläuft", sagte Berka zum Schluss. "Wir haben leider keine Option, das abzulehnen."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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