Der Bau von Kölns erster inklusiver Universitätsschule steht unter keinem guten Stern: Nach immer neuen Schwierigkeiten auf der Baustelle der Heliosschule zieht die Stadt augenscheinlich die Notbremse.

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Um überhaupt noch eine Chance zu haben, den ohnehin schon um zwei Jahre verzögerten Fertigstellungstermin zum Schuljahresbeginn 2026/27 zu halten, soll nun ein Generalunternehmer beauftragt werden. Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" sind die Ausschreibungen in der Endphase und die Beauftragung steht unmittelbar bevor.

Der Generalunternehmer soll nun die noch ausstehenden Gewerke aus einer Hand managen. Dem Vernehmen nach macht vor allem die Stahltreppe, die sich durch das Gebäude zieht, Probleme mit dem Brandschutz.

Arbeiten im Innern der Schule gehen weiter

Im Innern des Gebäudes gehen nach längerem Stillstand seit ein paar Wochen die Arbeiten weiter. Derzeit werden nach Angaben der Stadt unter anderem der Estrich verlegt und die Elektroverkabelung vorgenommen. Aber das ist viel zu wenig und zu langsam, wie nach der Sitzung des Betriebsausschusses Gebäudewirtschaft zu erfahren war. Von einem Generalunternehmer erhofft man sich nun mehr Tempo auf der 27.000 Quadratmeter Geschossfläche umfassenden Baustelle.

Die geplante Beauftragung eines Generalunternehmers ist der vorerst letzte Akt in einer Reihe von Wendungen beim Bau des bundesweit beachteten pädagogischen und architektonischen Modellprojekts. Als Oberbürgermeisterin Henriette Reker Anfang Februar 2020 den ersten Spatenstich für die Helios-Gesamtschule als inklusive Universitätsschule tat, war die Fertigstellung für 2024 terminiert. Nicht nur die Corona-Pandemie sorgte für Verzögerungen. Als die Stadt darüber hinaus Mitte 2023 mitten im Bauprozess ein neues Ingenieurbüro beauftragen musste, kam es zu einer weiteren deutlichen Verzögerung im Bauverlauf.

Zwischendurch musste der Fachplaner ausgewechselt werden

Anfang dieses Jahres kündigte die Stadt darüber hinaus weitere Verschiebungen nach hinten an und nannte die Inbetriebnahme zum Schuljahr 2026/27 als neuen Fertigstellungstermin. Grund war, dass ein neuer technischer Fachplaner beauftragt werden musste. Dieser überarbeitete dann über ein halbes Jahr alle vorliegenden Planungen und der geregelte Bauablauf ruhte über mehrere Monate.

Hauptproblem ist, dass die Stadt als öffentlicher Auftraggeber – anders als ein Generalunternehmer – jedes Gewerk des Gebäudes mit seiner herausfordernden Architektur und Technik, das wegen Insolvenz oder Fehlleistungen ausfiel, neu beauftragen und vorher europaweit ausschreiben muss. Die Heliosschule ist der letzte Schulneubau, der nicht durch einen General- oder Totalunternehmer realisiert wird. Durch diese Umstellung gelingt es inzwischen, die Bauzeit für neue Schulen quasi zu halbieren.

In der Schulgemeinschaft der Heliosschule ist man trotz der Umstellung auf den Generalunternehmer skeptisch, ob der geplante Einzugstermin zum Schuljahresbeginn 2026/27 zu halten ist. Selbst wenn der Generalunternehmer – wie von der Stadt angestrebt – bereits im November seine Arbeit aufnehmen wird und das Gebäude dann planmäßig fertiggestellt wird: Nach Bauende dauert die Einrichtung und technische Inbetriebnahme von Schulen erfahrungsgemäß ein halbes Jahr.

Finanzielle Auswirkungen der Verzögerungen

"Wenn wir einziehen, müssen von Heizung über Lüftung bis zum Digitalnetz – muss also alles außer den pädagogischen Dingen – funktionieren", betont Schulleiter Andreas Niessen. Das würde bedeuten, dass der Bau der Schule Ende 2025 fertiggestellt werden müsste. Da man das für ausgesprochen sportlich hält, fokussiert sich Niessen einstweilen lieber darauf, das Helios-Interim am Standort Am Wassermann in Vogelsang weiter zu verbessern.

Neben dem Snake-Gebäude nutzt die Heliosschule das benachbarte Gebäude "Zwitschermaschine". Dort ist auch die Rheinische Musikschule im Interim untergebracht. Wenn diese demnächst auszieht, werden deren Räume zusätzlich von der Heliosschule genutzt werden können und zu Lernlandschaften umgebaut. Die Oberstufe wird hier Platz finden, während die Mittelstufe im Snake-Gebäude bleibt.

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Unklar ist, wie sich Verzögerungen auf die Kosten auswirken. Die Kölner Politik hatte 2020 für das Schulprojekt 104,47 Millionen Euro genehmigt. Ob diese Summe ausreicht oder ob der Rat mehr Geld genehmigen muss, steht nach Informationen dieser Zeitung noch nicht fest. Schon 2022 hatte die Verwaltung angesichts der damaligen Verzögerungen geurteilt: "Auch hier werden Kostensteigerungen dem Grund nach erwartet." Zudem will die Stadt dem Vernehmen nach eine Schadenersatzklage gegen bislang beteiligte Firmen vorbereiten lassen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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