Paul Koglin ist ein "Tagebau-Kind". Geboren 1952 und in unmittelbarer Nähe des Braunkohletagebaus in Frechen-Habbelrath aufgewachsen, hat er die Eingriffe in die Natur und die sich daraus ergebenden Konsequenzen am eigenen Leib verspürt.

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"Die Wolkengebirge aus den Kühltürmen der Kraftwerke gehören zum Horizont meiner Heimat", sagt der 72-Jährige, der jetzt im Eigenverlag einen Roman veröffentlicht hat, in dem er die generationenübergreifenden Auswirkungen des Tagebaus im Wandel der Zeit beschreibt.

Paul Koglin schrieb sich in die Frechener Geschichte hinein

Das Thema beschäftigte Koglin schon seit langem, erst im Ruhestand aber fand der Marketing- und Vertriebsmanager die Muße zum Schreiben. Ganz bewusst hat er sich für die Form des Romans entschieden, denn "damit stoße ich in eine Marktlücke", wie er feststellt.

Koglin belegte bei der Volkshochschule einen Kursus für kreatives Schreiben, recherchierte intensiv und "schrieb sich in die Geschichte hinein".

"Schichten" ist der vieldeutige Titel des Buchs, in dem er auf 220 Seiten die Schicksale dreier Familien aus drei sozialen Schichten über vier Generationen hinweg ausbreitet.

Der Autor erzählt von den Folgen der Kohle für Mensch, Natur und Umwelt

"Ich wollte den Menschen des Rheinischen Reviers eine Stimme geben", sagt der Autor, "was bisher nämlich nicht ausreichend behandelt wurde, das sind die Menschen in der Ville, in der Kölner Bucht und im Rheinland, die mit und von der Braunkohle leben und gelebt haben". In einer Mischung aus Fakten und Fiktion erzählt der Autor anschaulich, detailreich und mit Sachverstand von den technischen, sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften, die mit dem Braunkohletagebau einhergehen, aber auch von den Herausforderungen und Folgen für Mensch, Natur und Umwelt. Eingefügt in die Romanhandlung sind Informationen etwa über die Hochwasserkatastrophe, die sich am 26. Mai 1926 ereignete und die Kohlegrube "Walter" flutete.

Als Paul Koglin mit der Arbeit an "Schichten" begann, hatte er bereits seine Autobiografie "Von Menschen und Medien" veröffentlicht und gemerkt, wie viel Freude er am Schreiben hat. Im Roman entwirft er eine Heimatgeschichte, deren Protagonisten auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Tagebau verbunden sind. Die Familie von Berchem verliert ihr Gut, da es abgebaggert werden soll; die Familie Röder führt ein Unternehmen und kommt durch die Kohle zu Wohlstand; der Familie Grunert, angestellt als Diener bei den von Berchems und Vertreter der Arbeiterklasse, gelingt der Aufstieg durch Bildung. Mit dem Bedburger Unternehmer Paul Silverberg, der den Tagebau tatkräftig vorangebracht hat, tritt auch eine reale Figur auf.

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Frechener Autor will sein Buch bei Lesungen vorstellen

Paul Koglins wichtigste Zeitzeugin ist Charlotte von Berchem, die die Veränderungen in Zeichnungen, Gemälden und Fotografien dokumentiert. Eine nicht unbedeutende Rolle kommt auch der Erft zu, die durch das Rheinische Revier fließt und wegen der Tagebaue verlegt, umgebettet und denaturiert wurde. Nicht von ungefähr handelt das erste Kapitel von der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021. "Ist diese Sintflut ein Zeichen des Schöpfers auf den massenhaften Ausstoß von CO2 der Kohlekraftwerke?" fragt sich da eine seiner Hauptpersonen.

Jetzt ist Paul Koglin dabei, Kontakte zu den Heimatvereinen der Region zu knüpfen, um seinen Roman bei Veranstaltungen vorzustellen. "Ich will informieren und unterhalten", sagt der Frechener Autor. Eine Lesung in Dormagen hat Koglin bereits absolviert, auch bei der Vorführung der Dokumentation "Eine Ära geht zu Ende" im Frechener Lindentheater, die sich mit der Brikettfabrik Wachtberg beschäftigt, war er präsent. Erleben konnte man ihn außerdem bei einem Vortrag von Susanne Harke-Schmidt mit dem Titel "Vom Klütteneimer zum Schaufelradbagger", die der Heimatverein Erftstadt in der VHS organisiert hatte.

Paul Koglin steht für Lesungen zur Verfügung, sein Buch "Schichten" ist zum Preis von 16 Euro, e-book 9,99, in jeder Buchhhandlung erhältlich.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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