Weihnachten ist alles möglich. Daran erinnerte Caritas-Vorständin Marie Surges-Brilon am Montag bei der traditionellen Weihnachtsfeier der Wohnungslosenhilfe im Pfarrheim St. Martin.

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In ihrer kurzen Ansprache an die versammelten Gäste erzählte sie, wie Juan Manuel Santos während seiner Amtszeit als kolumbianischer Präsident mit weihnachtlichen Aktionen die Rebellen in den Wäldern daran erinnerte, dass sie nach Hause kommen können. Mal waren es mit Botschaften der Familien beschriebene Weihnachtskugeln, die in den Fluss gesetzt wurden, ein anderes Mal eine in den Himmel geworfene Lichtsäule, die den Weg zurück weisen sollte, oder ein 20 Meter hoher Baum, der mitten im Rebellengebiet mit zahlreichen Lichterketten geschmückt wurde.

"Weihnachten ist ein Fest des Friedens, auch wenn derzeit alles andere als das auf der Welt, in den Familien oder auch in uns selbst zu finden ist", so Surges-Brilon, die anregte, die Hand auszustrecken nach den anderen Menschen oder eine entgegen gestreckte Hand zu ergreifen und so die "persönlichen kleinen Kriege" zu beenden.

Euskirchenerin hat den Weg aus der Drogensucht geschafft

Manche der Menschen, die an den weihnachtlich geschmückten Tischen Platz nahmen, können auf ein Jahr zurückblicken, in dem sie genau das geschafft haben. Nowita Chelminski zum Beispiel. Die 41-Jährige war viele Jahre drogenabhängig und lebte zeitweise auf der Straße. Als ihr Partner, mit dem sie 22 Jahre zusammen war, im Sommer letzten Jahres verstarb, zog ihr das zunächst den Boden unter den Füßen weg. "Aber dann habe ich von jetzt auf gleich mit den Drogen aufgehört und eine Therapie begonnen", erzählt Chelminski. "Ohne die Menschen von der Caritas an meiner Seite hätte ich das nicht geschafft."

Vieles in ihrem Leben sei jetzt ganz anders als zuvor: "Mittlerweile geht es mir gut. Es macht sogar Spaß, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen", versichert die 41-Jährige und zeigt auf die anderen an ihrem Tisch. Sie alle sind Teil des Caritas-Arbeitsprojektes "Moses+".

Ohne die Menschen von der Caritas an meiner Seite hätte ich das nicht geschafft.

Nowita Chelminski, Mitarbeiterin von Moses+

Die Maßnahme bietet den Teilnehmenden eine feste Tagesstruktur und soll letztlich bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt helfen. "Wir machen die Gartenanlagen in Euskirchen hübsch, sammeln Müll auf oder kehren Laub weg", sagt Brigitta Schleifer. "Und außerdem lachen und essen wir viel zusammen", fügt sie hinzu. Seit Juli ist sie in dem Projekt, zuvor hat sie zwei Jahre mit ihrem Partner auf der Straße gelebt. Am Stadtrand hatten sie sich eine kleine Hütte gebaut, "aus allem, was damals von der Flut so angeschwemmt worden war".

Streetworker hätten ihr damals Hilfe angeboten, sagt die Mutter dreier Kinder. "Die Caritas hat mich regelrecht aufgefangen. Ich bin sehr froh, dass ich mich darauf eingelassen habe", sagt Schleifer und zeigt stolz ihre neu gemachten Zähne. Mittlerweile wohnt die 49-Jährige in einer Wohngemeinschaft, genau wie Nicky Müller. Auch sie sei eine Zeit lang obdachlos gewesen, habe aber Unterschlupf bei einem Freund gefunden.

Das Projekt Moses+ bietet neue Stabilität im Leben

"Meine Kolleginnen hier sind alle total nett, wir haben immer Spaß zusammen", betont die 32-Jährige, die gelernte Altenpflegerin ist. Sechs Stunden am Tag arbeiten die Frauen bei "Moses+". Sie alle sind stolz auf die neue Stabilität in ihrem Leben und die Tatsache, etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun. "Wir halten die Stadt sauber", sagt Schleifer.

Ein weiterer Gast am Tisch ist Eric Rohde. "Ich habe in diesem Jahr viel Mist erlebt, es kann nur besser werden", erzählt der 59-Jährige. Vor ein paar Jahren habe er seine Wohnung verloren. Sein Betreuer habe ihn damals an den Caritasverband verwiesen, "was total gut war", wie er versichert. Rohde wohnt bereits einige Jahre in einer Wohngemeinschaft: "Mit zwei Leuten aus Eritrea und zwei aus Pakistan. Wir kochen gerne zusammen." Bisweilen sei das WG-Leben turbulent und anstrengend, aber allemal besser, als auf der Straße zu sitzen. "Ich bin so froh, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist", sagt Eric Rohde.

Bei der Feier in Euskirchen wurden auch Wünsche geäußert

Die Caritas-Weihnachtsfeier im Pfarrzentrum bot neben dem geselligen Zusammensein auch ein festliches Drei-Gänge-Menü, das der Partyservice Schroeder spendiert hatte. Drehorgel-Simon gab im Anschluss einige Weihnachtslieder zum Besten, und der Nikolaus überreichte schließlich prall gefüllte Geschenktüten. Diese hatte einmal mehr Unternehmer Hubert Hamacher mit Süßigkeiten und Pflegeprodukten gefüllt.

Weihnachten ist bekanntlich auch ein Fest der Wünsche. Um Antworten ist man nicht verlegen: "Ich wünsche mir mehr Kontakt zu alten Freunden", sagt Eric Rohde. Brigitta Schleifer muss auch nicht lange überlegen: "Mehr Frieden auf der Welt. Man weiß gerade nicht, wie es weitergeht, das macht mir etwas Angst. Ansonsten bin ich glücklich."

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Ihre Kollegin Nowita Chelminski hat zwei Wünsche für das kommende Jahr und darüber hinaus: "Dass mein Papa wieder glücklich wird. Er hat schon zwei Ehefrauen verloren. Und ich wünsche mir, dass ich so weitermache und stabil bleibe." Das wünscht sich auch Nicky Müller. "Und dass ich irgendwann wieder mit meinem Sohn ein paar Stunden alleine verbringen kann."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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