Schon als Kind, sagt Bastian Bielendorfer, sei ihm ein schweres Los beschieden gewesen. Wie der Comedian seinem gebannt lauschenden Publikum im Euskirchener Stadttheater berichtete, war seine Mutter als Lehrerin an seiner Grundschule und sein Vater als Lehrer an seinem Gymnasium tätig.

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Zu allem Überfluss habe sein Onkel das Gymnasium geleitet. Entsprechend ungewöhnlich seien daher auch Teile seiner pädagogischen Erziehung im privaten Umfeld ausgefallen. "Es gibt eine ganze Menge Ausflugsziele, wo man mit einem Fünfjährigen hingehen kann", eröffnete der gebürtige Gelsenkirchener sein Programm in Euskirchen.

Statt auf den Spielplatz ging der Vater mit dem Sohn in einen Plattenladen

Statt auf den Spielplatz zog es seinen Vater bei diesen gemeinsamen Unternehmungen jedoch regelmäßig in einen Plattenladen, was den Vorstellungen des Nachwuchses überhaupt nicht entsprach: "Man kann sich gut vorstellen, dass man mit fünf Jahren Pink Floyd noch gar nicht so geil findet." Widerworten sei sein Vater jedoch schon damals auf ganz besondere Art begegnet.

"In der Nähe des Plattenladens stand eine alte Milchfabrik. Doch mein Vater hat mir erklärt, das sei das einzige Kindergefängnis Westdeutschlands. In der einen Zelle sitzt der kleine Markus, weil er seinem Vater bei der Suche nach neuen Schallplatten auf den Sack gegangen ist, und die andere Zelle ist gerade zufällig frei."

Bastian Bielendorfer ging auf Reaktionen des Publikums ein

Gesellschaftskritisch und mit einer gehörigen Portion Selbstironie zog Bastian Bielendorfer sein Publikum von der ersten Minute an in den Bann. Dem für sein Programm namensgebenden Leitsatz "In seiner Welt ein Superheld" nachgehend, stellte er sich der Frage, welche Personengruppen heutzutage als Helden gefeiert werden und welche tatsächlichen Helden des Alltags diese Wertschätzung viel eher verdient hätten.

Auch die Probleme der heutigen Jugend, die nun die Fehler der Vergangenheit ausbaden müsse, fanden einen Weg in sein rund zweistündiges Programm. Dabei ging Bielendorfer auch auf die spontanen Reaktionen seines Publikums ein und kommentierte sogar dringende Toilettenbesuche mit einem Augenzwinkern. "Eigentlich können Sie aber auch sitzen bleiben, die Sitze nehmen das schon auf. Wir sind hier in einem 70er-Jahre-Bau, das Asbest zieht das alles raus."

Mein Vater hat mich sogar einmal im Baumarkt vergessen.

Bastian Bielendorfer

Immer wieder schlug er jedoch auch einen Bogen zu seinen eigenen, im Elternhaus gesammelten Erfahrungen, insbesondere zu der Beziehung zu seinem Vater. "Mein Vater hat mich sogar einmal im Baumarkt vergessen", erinnerte sich der Comedian lachend.

Da dieser Umstand vor der Ehefrau geheim gehalten werden sollte, versprach der Vater seinem Sohn, ein Haustier zu kaufen. Dass die Wahl auf einen Tokeh, eine bis zu 35 Zentimeter lange, nachtaktive Geckoart, fiel, überraschte wohl beide. Noch in der ersten Nacht habe das neue Haustier ohrenbetäubende Brunftschreie von sich gegeben, was vom Familienvater mit einem kurzen "Der kommt wieder weg" quittiert worden sei.

"Am nächsten Morgen landeten wir dann aber doch nicht in der Tierhandlung, sondern in der Notaufnahme", so der Comedian: "Mein Vater wusste nämlich nicht nur nichts von den lauten Rufen, sondern auch nichts von der enormen Beißkraft des Tokeh."

Mit privaten und gesellschaftskritischen, aber immer aus einem humorvollen Blickwinkel präsentierten Erzählungen erntete der Comedian den ganzen Abend über Lacher und Applaus eines begeisterten Publikums.

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Von frühesten Kindheitserinnerungen, die bei Familientreffen immer wieder anhand umfangreicher Fotoalben allen Anwesenden ins Gedächtnis gerufen werden, bis zu jüngsten Urlaubserlebnissen, bei denen auch mal eine Raststättentoilette zum Endgegner werden kann, nahm Bastian Bielendorfer seine Umgebung und insbesondere sich selbst mit viel Ironie auf die Schippe und wurde dafür zwei Stunden lang von seinen Zuschauern im Euskirchener Stadttheater gefeiert.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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