Uneingeweihten kann das lebhafte Treiben in einer DHL-Postfiliale in den frühen Morgenstunden wie ein unentwirrbares Chaos erscheinen.

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Allein in Weilerswist durchwandern jede Woche rund 23.000 Pakete den Stützpunkt, was besonders während der sogenannten "Black Week" und im Weihnachtsgeschäft die Kapazitäten aller Mitarbeiter komplett in Anspruch nimmt. Ralf Junkers hat in vielen Jahrzehnten jedoch seinen Blick für das Wesentliche geschärft, um auch im Starkverkehr zu jeder Zeit den Überblick zu behalten.

Seit 50 Jahren ist er im Weilerswister Bereich dafür verantwortlich, dass Pakete die in vielen Fällen bereits ungeduldig wartenden Empfänger erreichen. Vieles habe sich seit seinen Anfängen bei der Deutschen Post verändert. Und viele skurrile und lustige Geschichten seien ihm in dieser Zeit widerfahren. In die gab er anlässlich seines Jubiläums einen kleinen Einblick.

"Ich kenne die Geschichten der ganzen Straßen und ihrer Bewohner"

Nach seiner Lehre in Hürth zog es Ralf Junkers vor 50 Jahren nach Weilerswist, wo er sich von Beginn an auch durch seine Zuverlässigkeit bei Anwohnern einen Namen machte. "Ich kenne die Geschichten der ganzen Straßen und ihrer Bewohner, in denen ich ausliefere. Und das oft über mehrere Generationen hinweg." In vielen Fällen habe er so den Nachwuchs vom Kindesalter an bis zur Geburt ihres eigenen Familienzuwachses begleitet. "Man hat mit jedem Kunden seine eigenen Gesprächsthemen und bekommt alles mit, was hier passiert."

Einige beruflich geknüpfte Kontakte haben sich im Laufe der Jahre auch in den privaten Raum ausgeweitet. Ein besonders guter Freund, den der Jubilar bis heute beliefert, heiratete in der Zwischenzeit sogar in die Familie ein.

"35 Jahre wohne ich nun schon hier, und mittlerweile kenne ich Ralf und auch seine Schwester sehr, sehr gut", berichtet Jürgen Kirsten lachend, während er ein weiteres Mal einen Stapel Briefe und Pakete von seinem Schwager entgegennimmt. "Ralf macht wirklich einen richtig guten Job und ist auch zu allen Nachbarn immer freundlich. Da kommt man gerne für einen Schwatz vor die Tür."

Früher hat Postzusteller Ralf Junkers am Monatsersten Renten ausgezahlt

Doch nicht nur die Kunden sind mit ihrem Postzusteller aufgewachsen. Zahlreiche berufliche Umstände haben sich in den vergangenen 50 Jahren gewandelt. Neben der bereits 1991 ausgesetzten Verbeamtung der Zusteller, die Ralf Junkers noch zuteil wurde, war auch der Inhalt zahlreicher Briefe diesem Wandel unterworfen. "Früher habe ich meinen Kunden ihre Gehälter und Renten noch bis an die Haustür geliefert", erinnert sich der Jubilar. Mit derart viel Bargeld im Gepäck aufzubrechen, sei in der heutigen Zeit undenkbar.

Obwohl derartige Auslieferungen nicht mehr zu seinem Aufgabenbereich zählen, werde es ihm mit einer täglichen Quote von rund 170 Paketen dennoch nicht langweilig. Stattdessen seien neben dem alltäglichen Betrieb auch immer wieder wundersame Begegnungen Teil des Zustellerberufs. "Als per Post auch noch Tiere verschickt wurden, hatten wir eines Weihnachtsabends plötzlich einen eigenen Betriebsschäferhund." Über die Feiertage habe damals ein Kollege den Vierbeiner mit nach Hause genommen, bis die neuen Besitzer ermittelt werden konnten.

Für die Hunde in der Nachbarschaft immer ein Leckerli in der Tasche

Heute hat Ralf Junkers glücklicherweise nur noch mit den Haustieren seiner Kunden zu tun, von denen ihn dank eines Tricks die meisten ebenfalls längst ins Herz geschlossen haben. "Ich habe für die Hunde immer ein paar Leckerlis in der Tasche. Die freuen sich mittlerweile richtig, mich zu sehen."

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Ralf Junkers hat seine Berufswahl bis heute nie bereut: "Ich könnte mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Man erlebt auch nach so langer Zeit jeden Tag was Neues, und ich bin froh, dies auch noch bis zu meiner Rente tun zu können."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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