Eine Taufe, Kinder beim Besuch ihrer Großmutter, ein Reiter auf einem Pferd in einer Schar Gänse – die Bilder von Hubert Salentin zeigen Szenen aus dem Alltag der Menschen im 19. Jahrhundert.

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Sehr detailgetreu und mit satten Farben und Schattierungen. "Ich finde die einfach wunderschön", schwärmt Juliane B. Vetter.

Deshalb hat sich das Vorstandsmitglied der Manfred-Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur auch sehr dafür eingesetzt, dass der Zülpicher Maler ein Museum in seiner Geburtsstadt erhält. Dies wurde vor wenigen Wochen direkt gegenüber dem Geburtshaus Salentins eröffnet.

Familie Vetter aus Zülpich ist schon lange im Hubert-Salentin-Fieber

"Da steckt ganz viel Herzblut drin, in diesem Museum", betont Vetter bei einem Rundgang durch die neuen Räume. Sie und ihr verstorbener Mann Manfred Vetter seien schon immer Fans von Salentins Arbeit gewesen, berichtet sie. Insgesamt sechs Bilder haben sie von ihm zu Hause gehabt. Und auch mit der Stiftung habe sich ihre Familie sehr für den Erhalt der Werke eingesetzt. So habe man vor einigen Jahren die Restauration von Salentin-Werken der Stadt Zülpich finanziert. Und über die Jahre habe die Stiftung immer wieder Salentin-Gemälde gekauft.

Und die kann sich nun jeder anschauen. Ausgestellt werden im neuen Museum die Bilder der Stiftung und der Stadt Zülpich. Schon im Eingangsbereich hängen ein paar ausgewählte Stücke, unter anderem ein Selbstporträt des Malers.

Die Ausstellung beginnt mit den Schwarzwald-Studien, einer Reihe kleiner Porträts, die Hubert Salentin zu Beginn seines künstlerischen Schaffens im Schwarzwald gemalt hat. "Wenn man sich die Porträts gut anguckt, findet man auch in den anderen Gemälden die Gesichter wieder", berichtet Vetter.

Direkt neben den Schwarzwald-Studien hängt ein laut Vetter autobiografisches Gemälde. Es zeigt einen Jungen, der sich zur Lehre bei einem Schmied vorstellt. Auch Salentin absolvierte als junger Mann eine Ausbildung zum Schmied. Geboren wurde er am 15. Januar 1822 in Zülpich. Als Kind sei er zu einer Pflegefamilie gekommen, weiß Vetter. Das mit der Schmied-Lehre sei vor allem der Wunsch seiner Mutter gewesen, berichtet sie weiter.

Deshalb habe er die Schmiede irgendwann aufgegeben und sich der Kunst gewidmet. Ab 1850 besuchte Salentin die Düsseldorfer Akademie. Nach seinem Tod im Jahr 1910 vermachte er alle seine Gemälde aus seinem Atelier der Stadt Zülpich.

Zülpicher Künstler war an berühmter Düsseldorfer Akademie

Das Museum an der Kölnstraße ist nach Vetters Angaben das weltweit einzige Hubert-Salentin-Museum. Salentin sei nicht der berühmteste Vertreter der "Düsseldorfer Malerschule", und die Gemälde seien keine Millionen Euro wert. Aber: "Weil er aus Zülpich kommt, hat es für Zülpich einen Wert."

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen, die auch mit einem Rollstuhl zugänglich sind. Die Bilder im Erdgeschoss spielen in bäuerlicher Umgebung und in der Natur, während die Gemälde in der ersten Etage einen sakralen Kontext haben. Eines aber haben fast alle gemeinsam: "Er hat immer Kinder gemalt", berichtet Vetter. Auch Tiere waren augenscheinlich ein beliebtes Motiv von Salentin: Auf vielen Gemälden kann man Katzen, Hunde oder Vögel entdecken.

Im Museumsshop gibt es einige Hubert-Salentin-Souvenirs

"Wir haben jetzt einmal richtig viel hier hingehängt für die Eröffnung", sagt Vetter mit einem Blick auf die Museumswände. Doch es gebe noch weitere Bilder im Depot und in der Restauration. In Zukunft wolle sie die Ausstellung immer mal wieder umgestalten und auch Themenausstellungen konzipieren.

In einem der Räume in der oberen Etage solle zudem noch ein Platz geschaffen werden zum Lesen von Fachliteratur oder vielleicht auch zum Puzzeln, berichtet Vetter. Das Konzept werde noch ausgearbeitet. Fest steht schon jetzt: Einmal im Monat soll es einen Vortrag in den Museumsräumen geben.

Bisher habe sie ausschließlich positives Feedback zu dem Museum erhalten, so Vetter. Manch einer sei überrascht ob der Vielzahl der Gemälde. Ihr selbst seien vor allem Details wichtig gewesen. So sind beispielsweise die Bänke im Museum mit Stoffen überzogen, die Ausschnitte von Salentins Gemälden zeigen.

Im Museumsshop kann man Kissenbezüge, Taschen und Kaffeebecher mit Salentin-Motiven kaufen, und auf dem Weg zu den Toiletten liegen in Bodenvitrinen Fundstücke aus dem ersten Jahrhundert bis in die Neuzeit, die bei den Arbeiten an dem Museum gefunden wurden.

Drei Jahre habe es gedauert, von der Planung des Museums bis zur Eröffnung, berichtet Vetter. Betrieben wird es von der Manfred-Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur, der auch das Haus gehört. In den übrigen Geschossen befinden sich Wohnungen. Ziel sei es, dass die Wohnungen das Museum finanzierten, sagt Vetter.

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Sie selbst steht nun jedes Wochenende ehrenamtlich in dem Museum an der Kasse. Langfristig hofft sie, dass sich ein Team aus Ehrenamtlern die Arbeit in dem Museum aufteile. Sie habe schon sehr nette Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, freue sich aber über jeden, der noch dazustoßen wolle.

Das Museum befindet sich an der Kölnstraße 2 mitten in der Innenstadt und hat jedes Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt fünf Euro.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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