Für 30 Mark "ersteigerte" Nikolaus Esser vor 70 Jahren seine spätere Ehefrau bei der Maifeier in Waldorf. Die beiden einstigen Nachbarskinder feiern jetzt das Fest der eisernen Hochzeit.

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"Das war damals ein stolzer Preis." Nikolaus Esser, den alle Klaus nennen, muss grinsen, wenn er an die Maifeier 1954 und an seine Maikönigin zurückdenkt. Maria Schneider, das Mädchen aus der Nachbarschaft, hatte es ihm angetan. Schon zuvor auf der Kirmes hatten die beiden zusammen getanzt, die Sympathie war wechselseitig. "Man kannte sich ja schon ewig", sagt Maria Esser und schmunzelt. Doch als es an die Versteigerung der Maibräute ging, machte Klaus Esser seine Gefühle öffentlich.

1959 haben Maria und Klaus Esser geheiratet

Fast fünf Jahre freite Klaus Esser danach um seine Maria. Ja, der erste Kuss, das habe nun nicht gerade fünf Jahre gedauert, erinnern sich die beiden, doch man traf sich nur an den Wochenenden. So war das damals üblich. Am 20. Oktober 1959 wurde dann erst standesamtlich, drei Tage später kirchlich geheiratet.

Nicht so schnell aufgeben. In einer Ehe gibt es auch mal Unstimmigkeiten. Das gehört dazu. Dann lieber mal drüber schlafen.

Maria und Klaus Essers Tipp für eine lange Ehe

Heute, 65 Jahre später, haben die Essers – die Eheleute sind beide 89 Jahre alt – fünf Kinder, fünf Enkelkinder und fünf Urenkel. Klaus und Maria Esser wohnen seit 1972 im Elternhaus des Jubilars, sie bewirtschaften immer noch, so gut es geht, ihren kleinen Garten hinter dem Häuschen, von wo der Blick weit über ihr Heimatdorf hinausgeht.

Maria Esser war mit der Geburt der Kinder vor allen Dingen Hausfrau und Mutter. Ihr Ehemann Klaus hatte, nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung auf einem Hof in Esch, ab 1971 acht Jahre bei der Deutschen Bahn als Schrankenwärter im Raum Euskirchen gearbeitet. Näher an die Heimat kam er 1979, als ihm der damalige Verwalter des Vellerhofs, Wilfried Bornemann, einen Vorarbeiterposten anbot. Esser sagte zu und blieb bis zu seiner Rente im Jahr 2000.

In der Heimat in Blankenheim-Waldorf ist das Paar fest verwurzelt

In ihrem Heimatdorf sind die beiden fest verwurzelt. Klaus Esser ist seit mehr als 50 Jahren im Musikverein, im Bürgerverein und in der Katholischen Kirchengemeinde, wo er auch lange im Vorstand war. Aktives Mitglied ist er bis heute im Karnevalsverein Rot-Weiss Waldorf, dessen Vorsitzender er zudem 19 Jahre war. Für die Karnevalisten geht er seit gut 40 Jahren vor dem Rosenmontagszug mit der Sammelbüchse. "Da kütt der Büchsenmann widder", heiße es dann im Dorf, sagt Ehefrau Maria. Ziel des Heischegangs sei immer, die Kosten für die Versicherung des Zochs reinzukriegen. "Dann sind wir zufrieden", so Klaus Esser.

Dreimal allerdings fiel der Büchsenmann wegen höherrangiger Verpflichtungen aus. Für die Waldorfer Jecken war Klaus Esser da der Prinz. Immer im Dreigestirn. 2010 kam neben ihm mit seinen Töchtern Annegret als Bauer und Renate als Jungfrau sogar das ganze jecke Trifolium aus einer Familie. Mehr Karneval geht kaum – auch ein Beitrag zur Waldorfer Dorfgeschichte. Waldorf war den Eheleuten immer genug. Man ging in jüngeren Jahren zum Tanzen oder zum Kegeln im Verein nach Ripsdorf, man feierte in Esch oder auch in Alendorf.

Die drei Nachbardörfer, vor allem ihr heimatliches Waldorf reichen ihnen, um zufrieden zu sein. Es muss nicht die große, weite Welt sein. Urlaub machten Essers auch deshalb kaum: Tagesausflüge, mal ein Wochenende. Erst zur silbernen Hochzeit ging es bis nach Mayrhofen in den Zillertaler Alpen. Die Reise war ein Geschenk der Kinder.

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Für ihre lange Ehe haben Maria und Klaus Esser einen Tipp: "Nicht so schnell aufgeben. In einer Ehe gibt es auch mal Unstimmigkeiten. Das gehört dazu. Dann lieber mal drüber schlafen." Gefeiert wird bei ihnen die eiserne Hochzeit sowohl am Jahrestag der standesamtlichen Trauung als auch am 24. Oktober, einen Tag nach dem Datum der kirchlichen Trauung 1959.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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