Festgefahren – so könnte man die Situation zwischen dem Bürgerbusverein Odenthal und dem Rheinisch-Bergischen Kreis bezeichnen.

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Bemühungen des Vereins, zusätzliche finanzielle Unterstützung für den ehrenamtlichen Service des Bürgerbusses zu erhalten, haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. Nach dem Aus für das Anruf-Sammeltaxi "Efi" droht auch dem Bürgerbus Odenthal die Schieflage – wenn auch aus anderen Gründen.

Wie berichtet, klagt der Bürgerbus Odenthal schon seit längerer Zeit über finanzielle Nöte. Seit seiner ersten Fahrt 1997 befördert der ehrenamtlich von einem Verein geführte Bürgerbus, der sich durch Beförderungsentgelte, Werbeeinnahme, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse finanziert, Fahrgäste im Linienverkehr. Er bedient die Strecke Odenthal – Scheuren – Neschen – Schmeisig - Altenberg – Odenthal. Ein Angebot, das hauptsächlich Kindergarten- und Schulkinder, Jugendliche sowie ältere Menschen ohne Auto nutzen, die von den Höhen ins Ortszentrum (und wieder zurück) möchten.

Fahrgäste mit VRS-Ticket können im Bürgerbus ohne Zuzahlung mitfahren

Neben Kunden, die einen Vertrag über die Beförderung abgeschlossen haben oder einen Fahrschein lösen, sitzen aber auch Fahrgäste im Bus, die zwar ein Ticket besitzen, aber eines vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Von diesem Geld sehe der Verein nichts, bedauert der Vorsitzende Hans-Georg Frohberger: "Die Erlöse dieser Tickets gehen direkt an den Verkehrsverbund, der Bürgerbus ist nicht an den Einnahmen beteiligt."

Zwar erhalte der Verein dafür eine um 1.000 Euro erhöhte Pauschale vom Land NRW. Sie gleiche aber den Verlust nicht aus, denn der Anteil dieser Fahrgastgruppe betrage 80 Prozent am gesamten Fahrgastaufkommen. Frohberger: "In keiner Organisation, keinem Unternehmen ist es üblich, dass ein Nutznießer oder Kunde eine Leistung eines Lieferanten – hier der Bürgerbus Odenthal - kostenlos erhält und der Lieferant noch alle Kosten übernimmt." Das bringe den Verein in Geldnöte.

Verein beklagt finanzielle Schieflage durch den unentgeltlichen Transport vieler Kunden

Ohne eine Unterstützung des Rheinisch-Bergischen Kreises an den Ticketausfällen, so hatte Frohberger schon zu Beginn des Jahres gewarnt, drohe dem Bürgerbus-Verein die finanzielle Schieflage, – bis hin zur Gefahr der Auflösung. Alle, die im Verein mitarbeiteten, auch die Busfahrer und -fahrerinnen, übten ein Ehrenamt aus, für das niemand eine Vergütung erhalte. "Wenn jedoch der Treibstoff nicht mehr finanziert werden kann, wird auch keine Beförderung mehr stattfinden", sagte Frohberger damals. Verhandlungen mit dem Kreis um eine finanzielle Unterstützung, die den Ausfall der VRS-Ticketzahler für den Verein ausgleiche oder minimiere, steckten aber immer noch fest.

Auf Anfrage dieser Zeitung hatte der Rheinisch-Bergische Kreis im Januar zwar Unterstützung in Aussicht gestellt, die einen "signifikanten Beitrag zu den Betriebskosten des regulären Fahrplanangebots der Bürgerbus-Vereine leiste", an einem rechtlich belastbaren Konzept werde aber noch gearbeitet, hieß es damals. Passiert sei aber nichts, kritisiert Frohberger. Auf wiederholte Nachfragen werde der Verein vertröstet oder schlicht ignoriert, moniert er.

Der Kreis verweist auf das geplante Nahverkehrskonzept für Rhein-Berg

Der Rheinisch-Bergische Kreis verweist hingegen auf die Gesamtsituation des ÖPNV im Kreisgebiet, die auf der Agenda stehe. "Das Aus von ‚Efi‘ führt dazu, dass sich in Bezug auf die Mobilität in Odenthal ein verändertes Bild ergibt, welches fachlich neu zu bewerten ist", erklärte die Kreisverwaltung jetzt auf neuerliche Anfrage dieser Zeitung. Die Klärung der Zukunft von "Efi" und weiteren ÖPNV-Angeboten seien in den vergangenen Monaten dominante Themen gewesen, die vorrangig hätten behandelt werden müssen und viel Personal gebunden hätten.

Die Themen Mobilität und ÖPNV spielten eine erhebliche Rolle, wenn es um mögliche Einsparungen im Kreishaushalt gehe. Erst wenn diese Aspekte geklärt seien, könnten weitergehende Fragen, einschließlich einer Kooperation mit dem Bürgerbus Odenthal bearbeitet werden, so der Kreis weiter.

Die wirtschaftliche Verantwortung für ehrenamtlich geführte Vereine lehnt der Kreis ab

"Dem Kreis ist bewusst, dass sich die Gesamtsituation für die ehrenamtlich tätigen Bürgerbus-Vereine nicht einfach darstellt. Im Rahmen der nun vom Kreistag beschlossenen Neuaufstellung des Nahverkehrsplans für den Rheinisch-Bergischen Kreis wird auch die Frage erörtert werden, wie das Zusammenspiel zwischen regulärem ÖPNV und ehrenamtlichem Bürgerbus-Engagement künftig organisiert werden kann", erläuterte der Kreis schriftlich. Es würden einheitliche, für alle Bürgerbus-Vereine im Kreisgebiet anwendbare Regelungen angestrebt.

"Der Kreis wird auch künftig nicht die wirtschaftliche Verantwortung für ehrenamtlich geführte Vereine übernehmen können", stellte der Kreis allerdings klar. Es sei daher wahrscheinlich, dass eine Unterstützung nicht pauschal erfolge, sondern sich am "Verkehrsangebot auf den konzessionierten Linien orientieren" werde. Im Jahr 2023 hatte der Kreis einmalig allen Bürgerbusvereinen im Kreisgebiet eine Pauschale von jeweils 5.000 Euro zukommen lassen. Für den Bürgerbus Odenthal habe sich im Zuge der Überlegungen rund um "Efi" ein Ansatz herauskristallisiert, der in den kommenden Wochen noch zu vertiefen und mit dem Verein zu besprechen sei, deutete die Kreisverwaltung an.

Für die Anerkennung der VRS-Tickets erhält der Bürgerbusverein einen zusätzlichen Zuschuss von 1.000 Euro

Grundsätzlich sei der Kreis für die Anerkennung von VRS-Tickets allerdings nicht zuständig. Die "Spielregeln" seien hier landesweit einheitlich: Der Zuschuss des Landes an Bürgerbus-Vereine fällt höher aus, wenn der VRS- und der NRW-Tarif anerkannt werden. Dieses Angebot des Landes nehme der Bürgerbus Odenthal in Anspruch, so der Kreis mit Blick auf besagte 1000 Euro, die der Bürgerbusverein zusätzlich erhält.

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Der Verein könne zudem frei entscheiden, einen Zuschlag für seine Fahrten zu erheben, so der Kreis weiter. Diese Möglichkeit hatte Frohberger schon im Januar als Selbstmord mit Ansage für den Fahrdienst des Odenthaler Vereins bezeichnet: "Das würde das Ende des Bürgerbusses bedeuten. Wer ein VRS-Ticket besitzt, wird nicht für den Bürgerbus noch einmal zahlen. Das wäre für das Image ein Totalschaden."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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