SV Rhenania Bessenich – SV SW Nierfeld 4:4 (3:0). Zur Pause schien die einzige noch offene Frage zu sein, wie hoch die Gastgeber den kreisinternen Vergleich gewinnen würden.
Die bittere Lehre, die die Rhenania nach den 90 Minuten ziehen musste: Man darf selbst einen so gut wie am Boden liegenden SV Nierfeld niemals abschreiben.
Gewinner neben dem Platz: die Zuschauer erlebten Dramatik pur
Auf dem Feld gab es am Ende keinen Sieger, obwohl beide Teams die drei Punkte zu unterschiedlichen Zeiten schon fast in der Tasche hatten. Freuen durften sich vor allem die Zuschauer, die nach einer extrem einseitigen ersten Hälfte einen atemberaubenden zweiten Durchgang erlebten, in dem die fünf Treffer eigentlich noch deutlich zu wenig waren. Chancen, weitere Erfolgserlebnisse zu feiern, gab es auf beiden Seiten ebenso reichlich wie Spannung in der hochdramatischen Schlussphase.
Verlierer neben dem Platz: Selbstkritischer Stephan Reimer
Bessenichs Coach Stephan Reimer war nach dem aufgrund des Spielverlaufs unbefriedigenden Resultat sichtlich enttäuscht – am meisten über sich selbst. "Ich habe die Partie verloren, weil ich schlecht gewechselt habe. Das war ganz klar mein Fehler", zeigte sich der SV-Trainer – was man ihm hoch anrechnen muss – selbstkritisch. Die nichts beschönigende Analyse bezog sich unter anderem auf die Auswechslung des zweifachen Torschützen Moritz Hartmann, der nicht angeschlagen war, zur Pause. Dennoch greift die auf die eigene Person reduzierte Einschätzung zu kurz: Auch ohne den Ex-Profi besaß die Heimelf genügend Möglichkeiten, das Duell vorzeitig für sich zu entscheiden.
Naive Nierfelder: Dirk Scheer spricht vom Grünschnabelgesicht
Das Auftreten seiner Elf beschrieb Gästetrainer Dirk Scheer metaphorisch als "Grünschnabelgesicht". Was der Übungsleiter damit ausdrücken wollte, war der Umstand, dass sich seine Jungs von den Kontrahenten aus der Reserve locken ließen und wesentlich früher attackierten, als dies der Matchplan vorgesehen hatte. Das niederschmetternde Ergebnis nach der Hälfte der Distanz sprach Bände: So konnte es nicht weitergehen – und das tat es auch nicht.
Fahrlässige Bessenicher verpassen die Chance zur 4:0-Führung
Bei allem Respekt für die wieder einmal beeindruckende Moral der Gäste: Wenn die Hausherren ihre Chancen cleverer genutzt hätten, wäre der SVN nach einer Stunde nicht mehr zurückgekommen. Doch während man im ersten Abschnitt durch Hartmann, der zweimal im Anschluss an eine Ecke hellwach war, und Emrah Fikaj noch eine gute Ausbeute vorzuweisen hatte, galt dies nach Wiederanpfiff nicht mehr.
Fikaj (zielte frei stehend rechts am Kasten vorbei) und Samson Sayongo, dessen Abschluss nach der Umkurvung von Niklas Maubach im SV-Gehäuse zu wenig Fahrt aufnahm, um über die Linie zu rollen, verpassten das 4:0. Fehlversuche, die die Rhenania teuer zu stehen kamen. Im Gegenzug verkürzte Sven Pohl aus dem Nichts auf 1:3 – der Beginn einer spektakulären Aufholjagd.
Vor den Augen von Christos Katzidis: Zwei Teams wie ausgewechselt
In dem Maße, wie sich die Spieler aus dem Schleidener Tal steigerten, bauten die Kicker aus dem Zülpicher Stadtgebiet unter den Augen von FVM-Präsident Christos Katzidis und der Kreisvorsitzenden Doris Mager in der Endphase immer mehr ab. Spätestens nach dem etwas glücklichen 2:3 durch einen Distanzschuss von Thomas Nonnen geriet die Deckung der Blau-Weißen trotz der Hereinnahme von Siggi Kunst zusehends ins Wanken, um schließlich umzufallen.
Zur Stolperfalle avancierte insbesondere Joker Christian Uche, der – nachdem er zunächst noch um Haaresbreite das Ziel verfehlt hatte – innerhalb weniger Augenblicke zweimal per Kopf zur Stelle war. Der SV Nierfeld hatte die Partie dank der Bessenicher Nachlässigkeit und der eigenen Willensstärke gedreht. Doch das letzte Wort in diesem nervenkitzelnden Schlussakkord sollten die Gastgeber durch Jehon Vatovci haben, die sich über den ebenso glücklichen wie letztlich auch leistungsgerechten Ausgleich jedoch nicht so richtig freuen konnten – zu dominant war man eine Stunde lang aufgetreten.
Spieler des Spiels: Der eingewechselte Christian Uche
Der Nierfelder Angreifer war nach seiner Einwechslung sofort heiß gelaufen und machte genau das, wofür ihn sein Trainer Dirk Scheer als Joker im gegnerischen Strafraum vorgesehen hatte: Unruhe stiften. Uche erzielte zwei Treffer und drehte damit die Partie für den SVN. (bra)
Das Schlusswort von Nierfelds Trainer Dirk Scheer
"Den Punkt habt ihr euch mit eurem Einsatz verdient. Nur so, mit Fight und Einfachheit, schaffen wir den Klassenerhalt", richtete Dirk Scheer klare Worte an seine Mannschaft.
Der SC Wißkirchen gewinnt das Heimspiel auf fremdem Platz
SC Wißkirchen – Alemannia Lendersdorf 3:0 (1:0). Für den SC war es enorm wichtig, nach dem Dreier in Schmidtheim zu Hause einen Erfolg nachzulegen. Wobei die Bezeichnung "zu Hause" eigentlich unzutreffend ist, da die Wißkirchener aufgrund der Platzsperre des eigenen Hybridrasens nach Stotzheim ausgewichen waren. Von Umstellungsproblemen war gegen den ebenfalls im Tabellenkeller steckenden Kontrahenten aus dem Kreis Düren jedoch wenig zu erkennen – sehr zur Freude von Coach Kevin Greuel, der dank der Vorlage von Nico Heuser und der erfolgreichen Verwertung durch Deniz Isitmen mit einer knappen Führung in die Kabine gehen durfte.
Überhaupt hatten die Wegbereiter der Treffer an diesem Nachmittag fast noch einen größeren Anteil an der Szene als die Schützen selbst: So legte Kaloyan Petrov, der sich das Spielgerät zuvor mit enormem Fleiß zurückerobert hatte, ebenso mustergültig für Ben Decker auf wie Isitmen wenig später für Timo Quast, dessen Rückkehr sich sehr positiv auf das Offensivspiel des SCW auswirkte.
Nur einmal hatten die insgesamt überlegenen Gastgeber eine Menge Glück: Kurz vor der Pause trafen die bei Standards gefährlichen Alemannen das Aluminium. "Ansonsten war die Leistung des gesamten Teams sehr geschlossen. Sowohl die Startelf als auch die Einwechselspieler haben mich heute überzeugt. Auch der Schiedsrichter hat in einer sehr fairen Partie souverän gepfiffen", lobte Kevin Greuel.
Zwei alte Bekannte aus dem Kreis treffen gegen Dahlem-Schmidtheim
SC Fliesteden – SG Dahlem-Schmidtheim 7:1 (4:1). Dass Dahlems Trainer Marcel Timm dem Referee nach dem Abpfiff weniger wohlgesonnen war, hatte nichts mit der Niederlage zu tun. Die bewertete der Übungsleiter als "um das eine oder andere Tor zu hoch ausgefallen", hielt sie unter dem Strich jedoch für absolut verdient. Das Auftreten des Unparteiischen, der Timm die Gelb-Rote Karte zeigte, sei auf beiden Seiten "eine Katastrophe" gewesen.
Ähnlich unzureichend gestalteten sich in der ersten Viertelstunde auch die Defensivbemühungen der Gäste, die schnell mit 0:3 ins Hintertreffen gerieten. Großen Anteil daran hatten auch zwei alte Bekannte aus dem Fußballkreis: Marcus Wilsdorf (früher SC Germania Erftstadt-Lechenich) und der ehemalige ETSC-Akteur Lukas Kremer, der später noch einen weiteren Treffer nachlegte, sorgten für zwei der drei Auftakttore der Platzherren.
"In diesem Moment war die Sache eigentlich schon entschieden", bemerkte Timm, dessen Schützlingen ein Strafstoß und damit die große Chance zu einer Resultatsverbesserung verweigert wurde. Das 1:3 fiel wenig später nach einer schönen Kombination durch Silvio Ferjani trotzdem, konnte aber an den Kräfteverhältnissen kaum rütteln. Kremer stellte noch vor der Halbzeit den Drei-Tore-Abstand wieder her, nach einer guten Stunde stand es 1:6 aus Sicht der Gäste. "Weiter lernen und die Fehler abstellen", lautete Timms Fazit. © Kölner Stadt-Anzeiger
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