Die Saison 2024/25 ist zwar erst vier Spieltage alt, doch der SV SW Nierfeld hat bereits zu diesem frühen Zeitpunkt für positive Schlagzeilen gesorgt.

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Mit neun Zählern sowie 13 erzielten Treffern belegen die Schützlinge von Dirk Scheer aktuell den dritten Tabellenplatz und können dadurch äußerst entspannt ins nächste Heimspiel gegen das ebenfalls mit drei Siegen und einer Niederlage gestartete Team aus Fliesteden gehen.

"Wir haben mehr Punkte geholt als einkalkuliert waren und sind dementsprechend auch zufrieden mit dem Auftakt. Die nächste Partie ist ein Bonusspiel gegen einen hochkarätigen, aber – wie der vorletzte Spieltag gezeigt hat – sicher keineswegs unschlagbaren Rivalen", sagt Trainer Dirk Scheer.

Tomas Delcio Mateus erzielte drei Doppelpacks in vier Spielen

Einen nicht ganz unerheblichen Anteil daran, dass der SVN zur Überraschungsmannschaft der ersten Wochen avanciert ist, hat zweifellos Stürmer Tomas Delcio Mateus. Auch wenn sein Coach, dem Lobeshymnen auf einzelne Akteure ohnehin nicht leicht über die Lippen kommen ("Ich will das Ganze nicht zu hoch hängen. Der Einzelne kann nur dann funktionieren, wenn auch das Kollektiv stimmt"), lieber auf die Euphoriebremse tritt, führt an den beeindruckenden Zahlen des 27-Jährigen momentan kein Weg vorbei.

In jedem der bislang vier Duelle hat der Goalgetter das gegnerische Netz erwischt; dreimal gelang ihm ein Doppelpack, obwohl er lediglich in einer Begegnung über die volle Distanz auf dem Feld stand. Auch am guten Abschneiden im Kreispokal, als die Elf aus dem Schleidener Tal bis ins Finale vorstieß, hatte Mateus mit acht Toren einen entscheidenden Anteil.

In 81 Spielen für Nierfeld erzielte Mateus 87 Tore und bereite 40 vor

"Er hat in der Vorbereitung sehr seriös gearbeitet und belohnt sich im Augenblick dafür", freut sich der sportliche Leiter, der aber genau weiß, wie schnell es im Fußball auch in die andere Richtung gehen kann. "Ich hoffe für ihn, dass er die Bodenhaftung nicht verliert, und sehe es als meine Aufgabe an, ihn zu erden. Denn ich erinnere mich noch gut daran, dass er gegen Ende der vergangenen Rückrunde in ein Loch gefallen ist, weil er sein Engagement etwas schleifen gelassen hat", ergänzt Scheer.

Unter dem Strich darf die Entwicklung von Mateus, der sich aus der eigenen (Kreisliga B-)Reserve an die Spitze der Torjägerliste der Bezirksliga hochgearbeitet hat, allerdings als herausragend bezeichnet werden. Seit der Angolaner, der vor etwa sechs Jahren als Geflüchteter in die Eifel kam, das Nierfelder Trikot trägt, hat er in 81 Partien sage und schreibe 87 Treffer markiert und dazu noch 40 weitere vorbereitet.

Dirk Scheer erkannte als damaliger Verantwortlicher der zweiten Mannschaft schnell die Fähigkeiten des Angreifers, dem er – wie einigen anderen seiner Schützlinge (Luca Bläser) auch – den Sprung nach oben zutraute und ihn entsprechend förderte. "Er ist mit seinem blitzschnellen Antritt und seiner guten Ballbehandlung in der Lage, gleich mehrere Gegner zu beschäftigen", weiß Scheer um die Qualitäten seiner Spitze, die untypischerweise die Nummer zehn auf dem Rücken trägt.

Sturmpartner Jonas Küpper übernimmt die Laufarbeit

Dazu passt allerdings, dass die Rückwärtsbewegung wie beim klassischen Spielmacher der Marke Netzer oder Overath eher nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen des Instinktfußballers zählt. "Sturmpartner Jonas Küpper übernimmt weitgehend die Laufarbeit, damit sich Delcio vorne voll entfalten kann", so der SVN-Übungsleiter.

Nachdem der frühere Torhüter Ende März 2023 das Amt des Cheftrainers in der Bezirksliga von Dominik Peiffer übernommen hatte, kam Mateus regelmäßig zum Einsatz und zahlte das Vertrauen zurück. In der Premierensaison konnte sich die Bilanz der "Frohnatur" (Scheer: "Ich kann mich nicht erinnern, dass er mal schlecht gelaunt beim Training erschienen ist") mit zwölf Toren und elf Assists bereits sehen lassen, doch jetzt scheint Mateus sogar in die Fußstapfen von zwei Vereinslegenden treten zu wollen.

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Michael Jansen gelangen in der Saison 2016/17 starke 20 Treffer, dem aktuellen Vorstandsmitglied Martin Kerkau vier Jahre zuvor 23 erfolgreiche Abschlüsse. Während man sich – falls diese Marke geknackt werden sollte – noch darüber einigen müsste, ob die Landesliga-Bilanz von Jansen und Kerkau etwas höher zu bewerten ist als die Bezirksliga-Tore eines aktuellen Spielers, ist eines völlig unstrittig: Mateus, der in Kürze seine Lehre als Stuckateur beenden wird und mit seiner Familie mittlerweile in einer Wohnung in Schleiden lebt, stellt ein Musterbeispiel für gelungene Integration dar – die Trefferquote gerät dabei (fast) zur Nebensache.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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