Am Sonntag, 20. Oktober, dem Tag nach den Durchsuchungen in dem Mehrfamilienhaus am Pappelweg in Sankt Augustin ist es ruhig im Niederpleiser Park.

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Viele Menschen haben die Polizeiaktion am Samstag, nach der Festnahme des terrorverdächtigen Libyers in Bernau, der einen Terroranschlag auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben soll, gar nicht direkt mitbekommen, erst durch Nachrichten von Bekannten oder aus den Medien.

Doch sie sind besorgt, dass die oft beschworene, aber nicht direkt spürbare Terrorgefahr plötzlich so nahe herangerückt ist. Anwohner Hermann Mantler war Zeuge der Durchsuchung.

"Ich möchte nicht, dass mein Kind mit so etwas aufwächst"

"Es war so gegen 18.30 oder 19 Uhr, als etwa 30 Polizisten ins Hans kamen", erinnert er sich am Morgen danach. "Sie haben die Tür wohl gewaltsam geöffnet. Die Wohnung stand lange offen." Dann zeigt er nach oben ins erste Obergeschoss. Eine Balkontür ist immer noch nicht geschlossen. "Das ist die Wohnung. Die Beamten haben alles durchsucht, später auch den Wagen, der auf der Straße stand." Der Familienvater ist in Sorge. "Ich möchte nicht, dass mein Kind mit so etwas aufwächst."

Zu dem Mann, dessen Wohnung durchsucht und der der Onkel des Terrorverdächtigen sein soll, kann er nichts Negatives sagen, ebenso wie zur ganzen Familie, die in der Wohnung lebt. "Das sind nette, ruhige Leute. Wir haben ab und zu ein paar Worte gewechselt." Das Zusammenleben in der Siedlung, die von Hochhausbauten geprägt ist, funktioniere gut, trotz oder gerade wegen der vielen unterschiedlichen Nationalitäten, die dort wohnen.

Durchsuchung in Sankt Augustin-Niederpleis: Nachbarn sprechen von gutem Zusammenleben

Ida Ueckersesifer wohnt im Erdgeschoss unter der Wohnung der Verwandten des Verdächtigen. "Da kamen am Samstagabend viele Polizeifahrzeuge, Polizisten und Einsatzkräfte gingen ins Haus", beschrieb sie die Situation. Wichtig ist ihr aber vor allem, dass keine Hetze entsteht. "Das sind total liebe Leute. Wir haben häufiger vor der Tür gestanden und geplaudert." Sie teilt gleichwohl die Sorge der anderen, ist selbst Mutter. "Da überlege ich mir schon, ob ich in einem Land leben will, das so unsicher ist", spielt sie auf erfolgte und vereitelte Anschläge an.

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Und doch hebt sie das funktionierende Zusammenleben in der Siedlung hervor. "Wir leben hier schon immer multikulti und das klappt gut." Ein anderer Nachbar, der nicht genannt werden will, unterstützt ihre Haltung. "Bevor ich hierhergezogen bin, wollte ich in einem solchen Stadtteil nicht tot über dem Zaun hängen, jetzt möchte ich hier nicht mehr weg", erklärte er. Und daran ändere die Durchsuchung nichts.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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