Unkraut bahnt sich seinen Weg durch die verblichene rote Asche auf dem Tennenplatz des FC Borussia Buir.
Das Geländer an der umläufigen Tartanbahn stahlen Matthias Morgner, dem Geschäftsführer des Vereins, zufolge unbekannte Metall- und Schrottdiebe. "Und die Bewässerungsanlage ist auch im Eimer", schließt er die ernüchternde Bestandsaufnahme ab.
Eigentlich sollte die in die Jahre gekommene Sportanlage ab Ende 2024 bzw. Anfang 2025 komplett neu gebaut werden. Denn eine Sanierung der Anlage, die laut Geschäftsführer in großen Teilen noch auf dem Stand der 1970 bis -80er-Jahre ist, koste mindestens genauso viel.
Auch das Vereinsheim ist längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik. Es gibt nur eine Dusche. Gemischtgeschlechtliche Spiele sind damit im Grunde unmöglich. Die Toiletten versprühen den Charme einer Schule vor der Jahrtausendwende. Und von der Energieeffizienz eines Gebäudes mit nur einfach verglasten Fenstern wolle man gar nicht erst anfangen, so Morgner.
Kerpen: Verein und Ortsvorsteher sind enttäuscht und frustriert
Das Geld für den Neubau war laut Ortsvorsteher Markus Frambach längst durch einen Ratsbeschluss eingeplant. Insgesamt mehr als 3,8 Millionen Euro waren ihm zufolge vorgesehen, davon rund 1,5 Millionen für ein neues Vereinsheim und 2,3 Millionen für den neuen Kunstrasenplatz, der auf der Aschefläche entstehen soll. Nun ist dieses Ziel, auf das Verein und der Ortsvorsteher Michael Frambach so lange hingearbeitet hätten, in weite Ferne gerückt.
"Im aktuellen Haushaltsplanentwurf, den die Stadt vorgelegt hat, ist dieses Geld einfach gestrichen worden", bedauert Frambach: "Das traf uns alle überraschend. Ich bin ehrlich gesagt schockiert." Stattdessen eingeplant seien 20.000 Euro für den Betrieb der Anlage sowie 10.000 Euro für Instandhaltungsmaßnahmen.
Mit diesem Entwurf ignoriert die Stadt dem Ortsvorsteher zufolge den Ratsbeschluss, für den er sich in mehreren Anträgen nachweisbar eingesetzt hatte. "Jetzt müssen wir im Grunde wieder von vorne anfangen", bemängelt er: "Und das, obwohl wir da schon seit Jahren dran sind und die Politik bereits überzeugen konnten, das Geld einzuplanen. Es ist einfach nur noch frustrierend."
Verein kämpft schon länger für den Neubau
Morgner ergänzt: "Das ist ja nicht erst seit ein oder zwei Jahren ein Thema. Schon vor zehn Jahren sind wir das angegangen und seitdem gab es unzählige Absprachen mit der Stadt. Man hatte uns bereits mündlich mehrfach zugesagt, dass der Neubau kommt. Wir haben mittlerweile das Gefühl, wir werden von der Stadt Kerpen gar nicht mehr ernst genommen. Es ist, als ob Buir völlig vergessen wird. Wir fühlen uns abgehängt, sind enttäuscht und verärgert."
Der Verein habe sich aufgrund von Absprachen mit der Stadt in vielen Verhandlungspunkten bezüglich der Zukunft der Anlage kooperativ gezeigt. Auch auf zahlreiche Sanierungsmaßnahmen habe der Verein verzichtet oder Mängel provisorisch beseitigt, weil die Beteiligten ohnehin mit einem Neubau gerechnet hätten.
Wie die Stadt zu dem zugrundeliegenden Haushaltsplanentwurf gekommen ist, erklärt Sabine Schüller, Referentin des Bürgermeisters: "Der Kämmerer muss einen Haushaltsentwurf vorlegen, der die finanzielle Lage der Stadt wahrheitsgemäß abbildet und auch Einsparmöglichkeiten aufzeigt, um eine drohende Überschuldung zu verhindern und den Haushalt von der Kommunalaufsicht genehmigt zu bekommen."
Stadt: Politik muss am Ende die Entscheidung treffen
Mehrfach ist der Antwort der Stadt auf die Anfrage der Redaktion zu entnehmen: Der Kämmerer habe lediglich ein Entwurf vorgestellt, die Entscheidung fälle am Ende die Politik: "Eine Entscheidung der Stadtverwaltung, ob der Neubau des Sportplatzes und des Vereinsheims in Buir erfolgt, liegt nicht vor. Es wurde lediglich der Haushaltsplanentwurf für den Haushalt 2025/2026 vom Kämmerer vorgelegt, der nunmehr von der Politik beraten werden muss."
Weiter schreibt Schüller: "Aufgrund der schlechten Haushaltslage finden sich mehrere Einsparvorschläge im Haushalt wieder. Ob diese so umgesetzt werden oder andere Einsparungen vorgenommen werden, obliegt letztlich der Entscheidung des Stadtrates der Kolpingstadt Kerpen. Die Verwaltung berät und begleitet den Stadtrat bei der Aufstellung des Haushaltsplanes."
Sie betont zudem, dem Bürgermeister sei "sich der Bedeutung des Sportplatzes und des Vereinsheims für die Gemeinschaft bewusst. Er ist – wie bei allen anderen Vereinen im Stadtgebiet auch – an einem offenen und konstruktivem Umgang gelegen."
Für Anfang des Jahres sei ein gemeinsamer Gesprächstermin im Rathaus mit den relevanten Beteiligten vereinbart. Dies bestätigten der Verein und der Ortsvorsteher gegenüber dieser Zeitung ebenfalls. Die Politik trifft eine abschließende Entscheidung über den Haushalt in einer der kommenden Ratssitzungen. In welcher genau, steht derzeit noch nicht fest.
Indes muss der Verein mit dem alten Tennenplatz sowie dem ebenfalls maroden Naturrasenplatz auskommen. "Attraktiv ist das nicht. Potenzielle Mitglieder überlegen sich zweimal, ob sie zu uns kommen oder in den nächsten Ort fahren, wo es einen Kunstrasenplatz gibt", beklagt Morgner. © Kölner Stadt-Anzeiger
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