"Wir haben uns gesehen, sind ein paar Mal tanzen gegangen und haben dann gleich beschlossen zu heiraten", erinnert sich Lilli Hefnieder in ihrem Eigenheim in der Reichshofer Ortschaft Brüchermühle.

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"Wir waren auch öfter im Kino – Es passte einfach alles", ergänzt ihr Mann Anatoli. Das war im Jahr 1973 und am heutigen Samstag feiern die beiden das Fest ihrer Goldenen Hochzeit.

Die Goldbraut wurde 1955 bei Tscheljabinsk östlich des Ural geboren, im Alter von sieben Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Kirgistan. Dort arbeitete sie nach der Schule rund 20 Jahre als Näherin in einer Pelzfabrik. In dieser Firma lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, der in dem Betrieb als Schlosser tätig war. Der 68-Jährige stammt aus einem kleinen Dorf im sibirischen Altai-Gebirge und zog mit 17 nach Bischkek in Kirgistan. Ein Jahr nach der Hochzeit am 18. Januar 1975 wurde ihr Sohn geboren, 1983 ihre Tochter.

Mit etwas Wehmut erinnert sich das Paar an die Zeit in dem gebirgigen Land an der Grenze zu China. Während es im Sommer in den Tälern sehr warm gewesen sei, habe in den Bergen das ganze Jahr Schnee gelegen. "Wir brauchten in kein Geschäft zu gehen", schildern sie. In ihrem großen Garten hatten sie Gemüse von Kartoffeln über Tomaten bis hin zu Paprika angebaut. Am Haus rankte Wein und an den Bäumen wuchsen Äpfel, Birnen und Nektarinen: "Das war alles Natur und Bio und hat einfach traumhaft geschmeckt." Daneben haben sie Schweine, Hühner, Puten, Enten und Kaninchen gehalten: "Wir hatten einfach alles."

Urlaub ist das gemeinsame Hobby

Doch ab 1989 seien immer mehr Familienmitglieder und ihre Bekannten ausgewandert, viele nach Deutschland. Das habe sie 1991 schweren Herzens dazu bewogen, ebenfalls den Wohnort zu wechseln. Nach einer Zwischenstation in Windeck seien sie nach Brüchermühle gezogen, wo bereits die Mutter und der Bruder der Jubelbraut lebten. Fünf Jahre lang hätten sie in einer Notunterkunft gewohnt, darauf zur Miete und 1998 habe der Bau des Hauses begonnen, in das sie im Herbst 1999 eingezogen sind.

Lilli Hefnieder schildert, dass sie kurz darauf ihre Arbeit als Lageristin aufgeben musste, um sich der Pflege ihrer Mutter zu widmen. Ihr Mann hatte bis zur Rente bei einem Morsbacher Kunststoffunternehmen gearbeitet. Besonders während des Hausbaus sei dies durch die Arbeit im Dreischichtbetrieb eine schwere Zeit gewesen: "Wenn er Nachtschicht hatte, ist Anatoli manchmal gar nicht richtig zum Schlafen gekommen."

Nach der schwierigen Phase, auch in Deutschland wieder Fuß zu fassen, ist Urlaub ihr gemeinsames Hobby geworden. Öfter besuchen sie eine Cousine des Goldbräutigams am Schwarzen Meer oder sie fliegen in die Türkei. Seine Frau schmunzelt: "Wir fahren gerne dahin, wo es warm ist – hier haben wir genug Winter." Gefeiert wird am heutigen Tag mit ihren Kindern, fünf Enkelkindern, Freunden und Bekannten im eigenen Haus: "Wir haben ja Platz genug."

Die Jubilare

Das Geheimnis ihrer 50-jährigen Ehe beschreibt Lilli Hefnieder mit einem Augenzwinkern so: "Wir verstehen uns gut und er macht, was ich sage." Mit einem Lächeln fügt die Ehejubilarin hinzu: "Nicht immer, aber immer öfter." Besonders schätzt Lilli Hefnieder seine Vielseitigkeit, nicht nur im Handwerklichen, sondern auch im Haushalt. Sie scherzt: "Mein Mann kann sogar bügeln und backen – eigentlich braucht er mich gar nicht."

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"Lilli war jung und hübsch, als ich sie kennengelernt habe – und sie hat mich begeistert", erinnert sich Anatoli Hefnieder an die Anfangszeit. Und diese Begeisterung habe er sich bewahrt. Hoch rechnet Anatoli Hefnieder seiner Ehefrau an, dass sie während seiner Militärzeit in Wladiwostok auf ihn gewartet hat. Während dieser zwei Jahre habe er nicht einmal nach Hause gedurft: "Wir verstehen uns einfach und ich mag alles an ihr."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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