Der Name des Troisdorfer Stadtteils klingt martialisch, aber in Kriegsdorf leben "sehr friedliebende Bürger".

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Das versicherte Joachim Bohn den Mitgliedern der Bewertungskommission des Kreiswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft". Die Köpfe mussten die Jurorinnen und Juroren lediglich im Kerpenhof einziehen. Dort knallte es.

Vor dem Besuch des denkmalgeschützten Anwesens wurde die Kommission in der Scheune des Landwirts Karl-Josef Engels auf die Besichtigungsrunde eingestimmt – und von Bohn über die Herkunft des Ortsnamens aufgeklärt. Der rühre von der Lage des urkundlich erstmals im Jahr 1143 als Criekesdorph erwähnten Siedlung an einem Bach her.

Kita-Kinder machen mit beim Clean-up Day in Kriegsdorf

Kriegsdorf ist mit mehr als 3000 Einwohnern die größte Ortschaft, die sich zum Wettbewerb angemeldet hat. 1979, als es noch "Unser Dorf soll schöner werden" hieß, hatte man schon einmal teilgenommen. Damals gab es einen Sonderpreis für die ehemalige Tongrube, jetzt ein
Biotop. Bohn und seine Mitstreiter machten deutlich, dass Kriegsdorf heute weit mehr zu bieten hat.

Mit Hinweis auf Insektenschutz und sein Düngekonzept nebst Nitratkontrolle sammelte Bauer Engels sicher erste Punkte in der Kategorie "Natur und Umwelt" ein. Mit mehr als 50 kleinen Insektenhotels, die unlängst im Kindergarten gebastelt wurden, tragen auch die kleinen Kriegsdorfer zum Artenschutz bei. Die Kleinen aus mehreren Kitas, erfuhr die Kommission, sind zudem beim jährlichen "Clean-up Day" im Zuge der Kriegsdorfer Umwelttage aktiv. So auch wieder am Samstag.

Das soziale und kulturelle Leben in Kriegsdorf wird nicht zuletzt durch 16 Vereine mit insgesamt rund 1200 Mitgliedern gestaltet. Außergewöhnliche Zusammenschlüsse sind der Hämmchenclub und die Kotelettrunde.

Nach Anmeldung zum Wettbewerb ging ein Ruck durch Kriegsdorf

Nach Worten von Bohn hat der Gemeinsinn durch den Entschluss, am Dorf-Wettbewerb teilzunehmen, spürbar zugenommen. "Da ist ein Ruck durchs Dorf gegangen." Für die Vorbereitung in fünf Arbeitsgruppen habe man Menschen gewinnen können, die sich sonst im Hintergrund hielten.

Stationen der Tour durch Kriegsdorf waren das Antonius-Heiligenhäuschen und die St.-Antonius-Kapelle. Das Gotteshaus wurde 1908 in nur 18 Wochen errichtet und hat laut Michael Beyer vom Kirchbauverein eine Super-Akustik. "Hier findet am 22. November unser nächster Mitsingabend statt."

Auf dem benachbarten Friedhof gibt es ein Kriegsgräberfeld. Über einen QR-Code können Besucher erfahren, was Schüler des Troisdorfer Heinrich-Böll-Gymnasiums in einem Projekt über die dort Bestatteten herausgefunden haben.

Selbstredend wurde auch am sogenannten Rosenhügel Halt gemacht. "Das ist unser Dorfplatz", erklärte Bohn und dass dieser zu klein sei. Die Umgestaltung der Fläche ist ein Projekt. Dabei, so Thomas Laudor vom Ortsring Kriegsdorf, einem Dachverband der Vereine, arbeite man mit der Stadt zusammen. Im Rathaus liege schon ein Vorschlag vor.

Als Juwel der Baukultur kündigte Bohn den restaurierten Kerpenhof an. Dort empfing der Troisdorfer Architekt Joachim Kneutgen die Gruppe und berichtete, wie das denkmalgeschützte Anwesen zur Wohnadresse mit 27 barrierefreien Wohnungen nebst Blockheizkraftwerk wurde. Im Hof knallte es, weil die reifen Früchte einer mächtigen Kastanie aufs Pflaster schlugen.

Letzte Station war die frühere Dorfschänke "Beim Wastl". "Wir sind froh, dass wir es hinbekommen haben, diese letzte Versammlungsstätte zu erhalten", sagte Laudor. Nach dem Tod des Wirts vor zwei Jahren hat die Stadt auf Drängen der Vereine die Gaststätte mit Saal gekauft und verpachtet.

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Ein Signal, dass die Kriegsdorfer auch in Zukunft mit Unterstützung der Stadt rechnen können, sendete Bürgermeister Alexander Biber. Für den Rosenhügel könnten 2026/2027 Mittel bereitgestellt werden, "damit es da weitergeht". Am Schluss bekamen die Wettbewerbsjury Kriegsdorf auch zu schmecken – in Form eines heimischen Apfelsafts und des Lehmträtscher Honigs.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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