Gabriele und Stefan Golsch sind alles andere als 08/15. Im Kreativen, Obskuren und Ungewöhnlichen hat sich das Paar gefunden.

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Das zeigt sich schon beim Betreten des gemeinsamen Hauses in Horrem. Jeder, der rein oder raus will, muss erstmal durch die "Katzenschleuse": Eine zusätzliche Gittertür vor der eigentlichen Haustür. "Sonst rennen die Katzen noch raus", erklärt Golsch bei der Begrüßung.

Vier Katzen hat das Ehepaar, nur eine begrüßt auch Fremde. "Die anderen verstecken sich, wenn Besuch da ist", verrät Golsch. Während der Wohnbereich des Paars im Erdgeschoss gemütlich und unauffällig wirkt, findet sich im Keller des hauptberuflichen Mediengestalters und der Archäologin ein eigenes kleines Reich der Mystik, Liebhaberei und allerlei Kuriositäten. "Wir haben die Abmachung getroffen, dass meine Frau oben einrichten darf und ich darf dafür den Keller übernehmen", berichtet Golsch und lacht.

Noch ist zwar nicht alles eingeräumt, denn das Paar ist erst kürzlich eingezogen. Aber gestrichen haben die Golschs den Keller bereits: in einer Farbe, die verdächtig nah an Schwarz herankommt. Die Kellerwände zieren Kunstdrucke und Gemälde mit Motiven aus diversem Fantasy-Franchise. Eine dämonische Hand hat das Paar ebenfalls an die Wand montiert. Sie hält den "Ring, sie alle zu knechten" aus "Herr der Ringe" an einer Kette.

Auf einer alten Kommode findet sich Gesammeltes von Flohmärkten und bekannten Kleinanzeigen-Portalen:" Ich habe sogar die Kinositze aus dem Cobra-11-Studio auf Ebay ersteigert und werde damit ein Heimkino bei uns einrichten", freut sich Golsch. Daneben finden sich leere Glasflakons für "Zaubertränke": "Natürlich brauen wir auch selbst Tränke. Die sind nur leer, weil wir gerade erst eingezogen sind", erklärt er.

Eine Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergbauarbeiter, symbolisiere für ihn zudem seine Verbundenheit zur Heimat. Und direkt daneben? Tintenfische, Tentakel und Tiefseeungeheuer in allen dekorativen Formen: Ob als Zierschnitt auf einer Dose oder in Form eines umfunktionierten Lampenschirms, der nun als Tentakelstatue fungiert.

Womit Golsch auch zu der Erklärung kommt, wie die Geschichte seines ungewöhnlichen Hobbys seinen Anfang fand. Und nein, das ungewöhnliche Hobby ist nicht nur das Sammeln kurioser Gegenstände. Golsch ist nämlich nebenberuflicher Schriftsteller für Fantasy-Romane.

"Schon vor vielen Jahren habe ich angefangen, für meine Freunde "Pen and Paper Rollenspiele "zu organisieren als Spielleiter. Und irgendwann habe ich die Geschichten ein bisschen mit eigenen Ideen ausgeschmückt, was immer mehr wurde", erzählt er: "Da habe ich gemerkt, dass mir dieses Ausdenken von Geschichten unfassbar viel Spaß macht."

"Pen und Paper Rollenspiele" sind grob zu erklären als eine analoge Version von Videorollenspielen. Eine Gruppe von Teilnehmern trifft sich und spielt ein Skript mit freien Entscheidungen durch, das auf bestehenden Geschichten basiert, wie etwa die Fantasy-Welt von "Dungeons and Dragons" mit Elfen, Zwergen und Drachen oder das "Call of Cthulhu"-Universum auf Grundlage des Autors HP Lovecraft, das viele Horror-Elemente enthält. Ein Spielleiter lenkt das Geschehen und sorgt dafür, dass die Teilnehmer mit ihren selbst erdachten Charakteren nicht den roten Faden verlieren.

Kerpen: Rollenspielabende mit Freunden gaben den Anstoß

Ein verbreitetes Motiv von "Call of Cthulhu" ist übrigens der bereits angesprochene Tentakel eines Tiefseeungeheuers, der sich mehrfach in der Wohnung des Ehepaars findet.

Aus den anfänglichen kleinen Ergänzungen wurden schnell größere Erzählungen. "Nachdem einige meiner Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht wurden, wollte ich ein Drehbuch schreiben. Zum Glück kannte ich da meine Frau schon. Sie sagte mir, ich solle lieber einen Roman schreiben", erinnert sich Golsch.

Sein Reihenauftakt "Beheaded" (dt. Enthauptet), eine Interpretation der Erzählung um den Kopflosen Reiter, der sein Haupt sucht, fand alsbald einen kleinen Verlag. Es folgte "Käsablanca", womit es nicht weniger kurios wird: "Das ist eine Geschichte über jemanden, der in einem Käse eingemauert aufwacht und sich raushobeln muss", erklärt der Autor.

Wie er darauf gekommen sei, wisse er nicht mehr genau: "Ich denke, ich habe das geträumt und bin mit diesem Bild vor den Augen aufgewacht, wie jemand in einem Käse steht und verzweifelt versucht, sich freizuhobeln." Natürlich finden sich in seinen Büchern auch immer ein bisschen seiner Selbst wieder, verrät er: "In Käsablanca geht es zum Beispiel viel ums Essen!" Auch seine Katzen hätten sich bereits den Weg in ein Manuskript "erschlichen".

Doch obgleich sein Humor unüberhörbar ist, behandelt Golsch seine Nebentätigkeit durchaus mit einem gewissen Ernst: "Ich arbeite mittlerweile nur noch in Teilzeit wegen des Schreibens. Sonst würde ich kein Buch beenden. Mir ist auch erst durch den Kontakt mit Verlagen klargeworden, wie viel Arbeit das Veröffentlichen ist." Seine ersten Entwürfe finde er meist schlecht. "Im Rahmen des Lektorats und der Überarbeitung sieht man dem Text dann zu, wie er wächst und immer besser wird", sagt der Autor.

Zukünftig zieht Golsch in Erwägung, sich eine Literaturagentur zu suchen. "Das ist heutzutage nämlich der Weg, um einen Platz bei einem Großverlag zu bekommen", erklärt er.

Vorher können Interessierte aber in seine Bücher schnuppern bei einer Lesung in der Stadtbücherei Frechen (siehe Infokasten). Musikalisch begleitet wird Golsch durch seine Frau. Sie ist auch ein spannender Charakter: Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Archäologin ist sie Sängerin und Krankenhaus-Clown.

Untote, Okkultes und berauschender Käse

Stefan Golsch liest am Mittwoch, 8. Januar, 19.30 Uhr, in den Räumen der Stadtbibliothek Frechen, Johann-Schmitz-Platz 1-3, aus seinen Veröffentlichungen. Gelesen wird aus den Hauptwerken sowie aus den Kurzgeschichten und aus seiner Web-Novel, also einer frei verfügbaren Online-Geschichte.

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Seine Frau Gabriele Golsch begleitet den Autoren musikalisch und singt von ihm komponierte und geschriebene Lieder, die sich teilweise auch in den Büchern wiederfinden. Nebenbei ist Stefan Golsch nämlich auch passionierter Hobby-Musiker.

Der Eintritt kostet fünf Euro, eine Anmeldung ist unter 02234/5011334, per E-Mail oder über die Internetseite der Bücherei erforderlich.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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