Etwa zwei Wochen bleiben Familie Pollkläsener aus Gummersbach noch, bis sie vorerst alle Zelte im Oberbergischen abbrechen und sich auf den Weg auf eine große Reise begeben wird.

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"Bis dahin ist noch viel zu tun. Wir werden wohl die ein oder andere Nachtschicht einlegen müssen", meint Marnie Pollkläsener mit Blick auf ein großes Fahrzeug, das auf dem Hof ihrer Schwiegermutter steht.

Das Expeditionsmobil, ein Mercedes Overlander mit hellblauem Führerhaus, hat im Januar seinen Weg von Belgien ins Oberbergische gefunden. Mit ihm möchte die Familie in Kürze auf Weltreise gehen. Genutzt wurde der Bomber einst als Gerätewagen der Polizei und war bereits einmal fürs Camping umgebaut worden. Da vieles aber nicht den Anforderungen der Gummersbacher entsprach, wurde der Overlander zum Großprojekt und wird seit knapp zehn Monaten noch einmal für die Weltreise umgebaut.

An Bord werden neben Marnie und ihrem Mann Jona Pollkläsener auch ihre beiden Söhne Marlo (9) und Malte (4) sein, ebenso wie Mops Oskar. "Ohne unseren Hund Oskar würden die Kinder nicht losfahren", sagt Marnie Pollkläsener lächelnd.

Als Berufssoldat mit vielen Auslandseinsätzen habe er viel Zeit mit seinen Kindern verpasst und sie kaum aufwachsen sehen, berichtet Jona Pollkläsener. "Ich möchte diese verpasste Zeit mit meinen Kindern und meiner Familie aufholen. Diese Familienzeit ist der Hauptgrund für die Weltreise", sagt der 33-Jährige. Zunächst habe die Familie ans Auswandern gedacht. "Aber wir haben festgestellt, dass wir so viele Orte der Welt noch gar nicht gesehen haben. Deshalb wollen wir erst mal schauen, wo es uns am besten gefällt", ergänzt seine Frau. Es ist ein Sprung ins Ungewisse, der jedoch gut geplant ist.

"Wir sind früh Eltern geworden und haben ein Haus gekauft. Irgendwann haben wir uns gefragt, was noch kommt. Was uns wegrennt, ist die Zeit mit unseren Kindern. Unser Ältester wird bald schon zehn. In sechs Jahren möchte er vielleicht nicht mehr mit Mama und Papa in Urlaub fahren", sagt die 32-Jährige.

Auf der Weltreise soll es zunächst in Richtung Mittelmeer gehen. "Dort treffen wir wahrscheinlich meine Schwester, die im nächsten Jahr ähnliches vor hat wie wir, nur mit dem Schiff und mit fünf Kindern an Bord", berichtet Jona Pollkläsener schmunzelnd, dass das Reisen wohl in den Genen der Familie liege. Denn auch seine Mutter wird die Gummersbacher Familie mit ihrem eigenen Camper den ersten Monat lang und später etappenweise auf ihrer Reise begleiten.

Danach ist eine Route über Algerien, Marokko und Tunesien in Richtung Süd-Ost-Asien geplant. Der Nahost-Konflikt wird die Route der Oberberger beeinflussen. "Wir würden außerdem gerne in die USA reisen, aber allein die Verschiffung mit unserem Expeditionsmobil würde hin und zurück 12.000 Euro kosten", erklärt Jona Pollkläsener, der nach seiner aktiven Zeit als Soldat und einer Ausbildung bei der Bundeswehr nun zwei Jahre Übergangsgehalt erhält.

Seine Frau hat ihre Arbeit als selbstständige Fußpflegerin aufgegeben. Ihr Haus hat die Familie leer geräumt und vermietet. "Dadurch haben wir regelmäßige Einnahmen. Aber natürlich müssen wir den Gürtel enger schnallen. Wir wollen auf der Reise schauen, ob wir Arbeit finden und unterwegs mobil arbeiten können", sagt die 32-Jährige. Inklusive des Kaufpreises hat die Familie immerhin rund 100.000 Euro ins Fahrzeug gesteckt.

Weltreise: Sohn Marlo wird nach den Herbstferien von der Schule abgemeldet

Sohn Marlo werden die Eltern nach den Herbstferien offiziell von der Schule abmelden. Innerhalb von zehn Tagen müssen sie dann das Land verlassen, so sieht es das Schulgesetz vor. Unterwegs wird der Neunjährige gemeinsam mit seinen Eltern und in einer Online-Schule lernen, damit er möglichst keinen Schulstoff verpasst. Bei den Plänen für die Weltreise haben die Eltern ihren Sohn einbezogen.

"Wir wollen dort bleiben, wo es schön ist und uns gefällt. Und wo kein Massentourismus ist. Wir wollen unseren Kindern aber auch zeigen, dass das, was sie hier haben, keine Selbstverständlichkeit ist", sagt Marnie Pollkläsener.

Dank der umfangreichen Umbaumaßnahmen im Expeditionsmobil ist die Familie komplett autark. Alles was benötigt wird, ist Diesel und ab und zu ein Supermarkt. Eine Trinkwasseraufbereitungsanlage gehört ebenso zur Ausrüstung, wie eine Solaranlage auf dem Dach. Per Strom werden unter anderem die Toilette und Klimaanlage betrieben.

Während die Kinder in einem Hochbett schlafen, wollen die Eltern nach der Anfangszeit in der multifunktionalen Küche, auf der Reise noch einen Durchbruch vom Inneren des Wagens aufs Dach machen, sodass auch das Dachzelt genutzt werden kann. Einen Fernseher an Bord gibt es übrigens nicht. Filmabende finden per Beamer statt.

Die Familie möchte so lange unterwegs sein, wie sie möchte und wie es finanziell möglich ist. "Der einzige Abbruchgrund wäre, wenn es einem von uns mit der Reise nicht gut geht", sagt Marnie Pollkläsener.

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Instagram-Kanal

Ihre Weltreise, die einzelnen Stationen und Erlebnisse hält Familie Pollkläsener aus Gummersbach für ihre Freunde, die Familie und alle weiteren Interessierten in den sozialen Medien im Internet fest. Auf dem Instagram-Kanal "Pollis on Tour" (siehe auch oben) sind bereits jetzt zahlreiche Videos von der Vorbereitung auf die große Reise, darunter auch der aufwendige Ausbau des Trucks, zu sehen. Auch auf der Reise wird die Familie auf dem Kanal regelmäßig Eindrücke von unterwegs veröffentlichen.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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