In den zehn Jahren ihres Bestehens haben die Mitwirkenden der Flüchtlings-Hilfsinitiative "Willkommen in Longerich" (Wi-Lo) Höhen und Tiefen erlebt.

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"2016 hatten wir eine unangenehme Situation, als das Hotel an der Hugo-Junkers-Straße eröffnete, von uns 'Hugo' genannt", erinnerte sich Bernd Knorreck, der die 2014 gegründete Initiative mit Beate Schultes koordiniert. Der aus der Unterbringungs-Not heraus geborene Standort mitten im Gewerbegebiet sei suboptimal gewesen; die Verhältnisse beengt und die Möglichkeiten für Familien eingeschränkt. "Deshalb waren wir erleichtert, dass die Stadt ab 2019 die Flüchtlinge anderweitig unterbrachte."

Initative leistet Sprachkurse, Begleitung zu Ärzten oder Ämtern

2021 kam dann das zweite Flüchtlingsheim am Lindweilerweg hinzu; viele Familien zogen seitdem ein und aus. "Aus den Patenschaften haben sich mit der Zeit viele Freundschaften entwickelt, die weiterbestehen – auch zu Familien, die längst nicht mehr hier wohnen", so Knorreck. "Das Flüchtlingsproblem ist im Grunde genommen das Problem einiger Menschen mit Flüchtlingen, was diese verunsichert."

Die tägliche Arbeit zeige hingegen, wie gut das Zusammenleben funktionieren könne. Unter anderem leistet die Initiative Sprachkurse, Begleitung zu Ärzten oder Ämtern – sowie Freizeitaktivitäten, wie das regelmäßige Familiencafé am Lindweilerweg.

Mit einem Festnachmittag im Pfarrheim St. Dionysius feierte die Initiative nun ihr zehnjähriges Bestehen. Unter den rund 100 Gästen waren auch viele einst geflüchtete Familien. Das Tanzstudio "Bella Danza" zeigte mit mehreren jungen Gruppen Ballett, Hip-Hop- und kreativen Kindertanz, das Nachwuchs-Tanzcorps "Lunker Müüs" bot eine lange Show mit gleich mehreren ihrer Revuen.

"Integration funktioniert nicht mit einem Fingerschnipp"

Die Flüchtlingshilfe hatte sich 2014 gebildet, kurze Zeit nach einem Info-Abend mit Henriette Reker, zu dieser Zeit noch Sozialdezernentin, in der Immanuelkirche zur geplanten Unterkunft am Lindweilerweg. "Wir hatten einfach das Gefühl, wir müssen etwas tun", blickte Beate Schultes zurück. Damals gab es wegen der vielen im Stadtteil und in seiner direkten Umgebung (so etwa an der Neusser Landstraße sowie Auf dem Ginsterberg) geplanten Unterkünfte einige kritische Stimmen, die eine Überforderung des Veedels befürchteten. Letztlich wurde nur ein Teil der Heime realisiert, das auf dem Ginsterberg sowie am Lachemer Weg nicht.

"Es waren damals gar nicht so viele kritische Stimmen, aber dafür sehr lautstarke", so Schultes. "Viele Menschen in Longerich sind schon sehr zugewandt." Integration, ist sie überzeugt, funktioniere nicht mit einem Fingerschnipp, sondern erfordere Zeit und Geduld.

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"Im Übrigen haben nicht nur wir die Flüchtlinge unterstützt, sondern auch umgekehrt, etwa durch kleine Alltagshilfen oder Begleitung für Senioren." Man lerne und profitiere gegenseitig voneinander; die unterschiedlichen Kulturen und Hintergründe ergänzten sich recht gut.

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