Demokratie erfordert aktive Teilnahme: Das betonen die Aktivisten und Künstler des Vereins "Glow Up".

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Mehrere Mitwirkende aus der Kölner Kultur-Szene hatten im vergangenen Jahr "Glow up" im Rahmen eines Philharmonie-Abends ins Leben gerufen. Jetzt rief der gleichnamige Verein zum zweiten Mal Kulturschaffende zusammen. Diesmal für ein deutlich gewachsenes Programm. Sie stellten gleich ein dreitägiges Demokratiefestival mit Workshops, Lesungen und Diskussionen auf die Beine. Zu Beginn des Wochenendes stand wieder ein Konzert – so wie das, mit dem der Verein vor einem Jahr seine Arbeit begann.

Beim Konzertabend in der Philharmonie verband "Glow Up" am Freitag politische Forderungen mit künstlerischer Darbietung. Moderatorin Yara Hoffmann sagte: "Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auftreten, sondern die Kunst heute Abend als verbindendes Element sprechen lassen."

Des Menschen Neigung zum Eskapismus

Genauso tat es die Pianistin Sina Kloke, die "Glow Up" mitgegründet hatte und selbst auftrat. Vorab hatte sie gesagt, dass angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus eine gesellschaftliche Notwendigkeit für ein unabhängiges demokratisches, den Diskurs belebendes Angebot bestehe. Bei diesem Angebot waren nun auch die Musikerinnen Becky Sikasa und Treesha dabei. Sie sangen in ihren Pop-, beziehungsweise Reggaeliedern genauso über Menschenrechte wie über Liebe. Die Frauen zeichneten musikalisch eine Utopie ohne Diskriminierung auf.

Poetry-Slammer Lukas Knoben zog das Publikum hingegen weg vom Eskapismus und hinein in die Realität: "Wir reden uns ein, dass Krieg, Gewalt und Umsturz weit von uns entfernt wären. Wir verdrängen, was uns so akut betrifft", sagte er in seinem lyrisch aufbereiteten Rückblick auf die eigene Wahrnehmung seiner Umwelt.

Demokratie heißt auch Multikulturalität

Demokratie heißt auch Multikulturalität, wie die Tanznummern von "Rock Spot", der Hip-Hop-Tanz-Crew des Choreografen Sugar Rae, zeigte: Rae und neun jungen Tänzerinnen, ganz in Weiß gekleidet, verbanden verschiedenste Tanzstile modern und dynamisch miteinander. Und Klemcy Salza und Wilson Mosquera zeigten in ihrer Sonnenblumen-gelben Tracht authentische, lateinamerikanische Tänze.

Der afghanische Aktivist Shekib Mosadeq, der 2011 aus seiner Heimat nach Deutschland floh, weil er sich regimekritisch geäußert hatte, gab dem Abend mit einem auf persisch gesungenen Lied eine weitere Farbe. Voller Hingabe und mit kraftvoller Stimme träumte er in seinem Song von einer Welt ohne Krieg.

Einen Auftritt – wenn auch mehr politisch als künstlerisch – legte auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hin. In einer Videobotschaft sagte er: "In Zeiten, in denen die Zweifel an unserer Demokratie wachsen und Populisten das für ihre Attacken ausnutzen, ist es unser aller Pflicht, unser Grundgesetz und unsere Demokratie zu verteidigen."

Die Menschheit feiert ihre größten Erfolge zusammen

Weitere musikalische Auftritte gaben fünf Musiker der Akademie des WDR-Sinfonieorchesters und der Jazz-Pianisten Florian Weber, der durch die Vorgabe von fünf Tönen aus dem Publikum seinen gesamten Auftritt im "demokratischen Verständnis vom Jazz" improvisierte. Und Autor Martin Hyun thematisierte die Schwierigkeiten und Diskriminierungen, die er als in Deutschland geborener Sohn koreanischer Gastarbeiter wiederholt erfahren habe.

Beendet haben das Konzert die Straßenkünstlergruppe "Urbanatix", deren Tanz-Parcours-Aufführung mit waghalsigen Stunts wiederholt an den Rand des Menschenmöglichen trat.

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Der Mitinitiator Oliver Gontram, langjähriger Produktionsleiter der lit.Cologne hatte vorab gesagt, Politik habe etwas Konfrontatives, Kultur jedoch etwas Verbindendes. Am Konzertabend gelang es dem Verein, verschiedene Kulturen und künstlerische Richtungen über die Kunst zu verbinden. Diese Idee des Abends kam beim Publikum an. Ein Besucher sagte: "Die Show zeigt, dass die Menschheit die größten Erfolge zusammen feiert. Gerade heute kann man nicht müde werden, das zu wiederholen."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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