Das klassische Vater-Sohn-Hobby hat Nachwuchsprobleme – aber trotzdem Hochkonjunktur, wenn der Eisenbahnclub Rhein-Sieg (ECRS) seine Modellbahnbörse veranstaltet.
Wenige Minuten nach Eröffnung war der große Parkplatz neben der Hennefer Mehrzweckhalle Meiersheide fast voll. Drinnen standen Besucher vor allen Ständen.
Legendäre "Krokodil"-Lokomotive im Angebot
Zu den Ausstellern zählte Rolf Roos, der mit 83 Jahren älteste Modellbahner im ECRS. "Ich habe damit angefangen, als meine Kinder fünf und sechs waren", berichtete er. Doch weder Sohn noch Tochter entwickelten ein dauerhaftes Interesse an den Miniaturzügen. Zu Hause habe er noch zwei große Vitrinen, so Roos, "die sind voll". Den Rest wolle er jetzt verkaufen.
Der "Rest" ist beträchtlich. Unter anderem gehört das legendäre "Krokodil" dazu. Die tannengrüne Lokomotive im edlen Holzkoffer werde mit 500 Euro gehandelt, erklärte Roos, "aber ich gehe etwas runter mit dem Preis". Für kleines Geld wechselten dann vier Mini-Birnchen den Besitzer. Joachim Berger wurde bei Roos fündig. "Ich habe es im Internet versucht, aber die sind unheimlich schwer zu bekommen", sagte der 66-Jährige mit Freude über die erstandenen Winzlinge für eine Lokbeleuchtung.
Hennefer Ehepaar hat eine große Anlage im Dachstudio
Die Ehefrau baut mit an der Modelleisenbahn-Anlage, die das Dachstudio im Haus des Hennefer Paares ausfüllt. "Meine Brüder hatten eine Märklin-Bahn", erzählte Barbara Berger (66), wie sie im Alter von 20 Jahren zu dem Hobby gekommen ist. "Ich habe dann mit den Häuschen angefangen." Eine nicht ungewöhnliche und zugleich fruchtbare Arbeitsteilung, wie der ECRS-Vorsitzende Uwe Bodenstein weiß. "Frauen haben einen anderen Blick etwa auf die Gestaltung von Landschaften", sagte er.
Dennoch gelte das Modellbau-Hobby leider nach wie vor als Männerhochburg, räumte der 62-Jährige ein. So sind auch die 15 bis 20 Aktiven im ECRS alle männlichen Geschlechts. "Es ist schwieriger geworden", antwortete Bodenstein mit einem Seufzer auf die Frage, wie es um den Nachwuchs steht. Die Jüngeren hätten heute oft anderes im Sinn, beschäftigten sich lieber mit dem PC oder dem Handy. Berührungspunkte gebe dann wieder beim Thema Digitaltechnik.
Auf die Kleinsten wirken Modelleisenbahnen indes immer noch faszinierend, wie der Andrang an zwei in der Mehrzweckhalle aufgebauten Tischanlagen zeigte. Ständig stand ein Kind am Trafo, um die Züge fahren zu lassen.
Und immerhin hat der Club einen Jugendlichen in den Reihen. Maurice Senft-Kaden wurde mit zwölf Modellbahner. Die sächsische Schmalspurbahn im Maßstab 1:22,5 ist das Spezialgebiet des 17-Jährigen. Mit seinem Vater Rico Senft hatte er auch einen Stand auf der Modellbahnbörse.
An zehn 21 Meter langen Tischreihen war ein enormes Sortiment an Lokomotiven, Waggons, Schienen, Modellautos, Bastelmaterial und Elektronik ausgebreitet. Das mit Abstand größte Schaustück präsentierte der Verein "Museum der Rhein-Sieg Eisenbahn Asbach": das feuerrote, 80 Zentimeter lange Modell einer Diesellokomotive V13. "Das Original steht in Asbach und wiegt 18 Tonnen", berichtete Mark Borutta.
Treffen im Clubheim in Siegburg
Im Januar 1987 wurde der Eisenbahnclub Rhein-Sieg in Siegburg gegründet. Vor drei Jahren erfolgte nicht zuletzt wegen des Mitgliederschwunds die Fusion mit der Hennefer Modellbahngemeinschaft Siegkreis. Nach Auskunft des Vorsitzenden Uwe Bodenstein hat der Verein heute 30 Mitglieder, davon 15 bis 20 Aktive.
Das Clubheim des ECRS befindet sich in der Siegburger Gartenstraße 1a. Dort stellt Bodenstein als Eigentümer dem Verein gegen Zahlung der Nebenkosten 140 Quadratmeter für Versammlungsraum, Archiv, Büro, zwei Modellbahnanlagen und Werkstatt zur Verfügung.
Die Mitglieder treffen sich freitags ab 19 Uhr sowie jeweils am ersten und dritten Samstag im Monat jeweils ab 14 Uhr im Clubheim. Gäste sind willkommen. Über seine Aktivitäten informiert der dem "Modellbahnverband in Deutschland" und dem "Arbeitskreis Rheinlandbahnen" angeschlossene Verein auch auf seiner Internetseite. © Kölner Stadt-Anzeiger
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