Lange Jahre mussten die Mitglieder der KG Löstige Rut- on Bleibächer aus Mülheim-Wichterich auf Tollitäten aus ihren Reihen verzichten.
Nach 20 Jahren fasste sich in der vergangenen Session schließlich Melanie Mohr ein Herz und startete als Prinzessin Melli I. durch. Dies tat sie mit einem derart großen Erfolg, dass die Karnevalsfreunde in diesem Jahr unbedingt nachlegen wollten und am Samstag sogar ein komplettes Dreigestirn auf den närrischen Thron setzen konnten.
"Wir mussten uns letzte Session nach so langer Zeit erst selbst reinfuchsen, wie alles mit einer Tollität im Verein abläuft", berichtete Helena Deschner, die sich einen langgehegten Traum erfüllen konnte und nun zum Prinzen proklamiert wurde: "Das alles war zuerst schon recht ungewohnt, hat dann aber so viel Spaß gemacht, dass ich zum 99. Geburtstag unserer KG selbst eine Regentschaft antreten wollte."
Ehemann musste mit Trick vom Vorhaben überzeugt werden
Mit dieser Idee stieß sie bei Ehemann Marco Deschner jedoch zunächst auf wenig Gegenliebe. Erst durch einen kleinen Trick, bei dem sie dem gemeinsamen Freund Walter Trimborn ein Amt im Dreigestirn anbot, zeigte Wirkung. "Walter hat sofort Freude an der Idee gehabt und gemeint, dass er gerne einmal Bauer sein würde", so Helena Deschner.
Von diesem Enthusiasmus angesteckt, meldete sich auch Marco Deschner zu Wort, dass er in dem Fall als Jungfrau auftreten wolle. "Obwohl der Vorschlag von mir kam, blieb mir doch nur noch die dritte Wahl und das Amt des Prinzen übrig", erklärte Helena I. "Das wäre aber wohl so oder so meine liebste Entscheidung gewesen, weil ich schon als Kind das Ornat des Prinzen und die langen Federn an der Narrenkappe am schönsten fand."
Jungfrau blüht in ihrer jecken Rolle förmlich auf
Tatsächlich schien allen Dreien ihre Rolle bei der Proklamationssitzung in der Wichtericher Schützenhalle wie auf den Leib geschneidert zu sein. "Etwas anderes als den staatse Buur hätte ich mir nicht vorstellen können. Ich übernehme in dieser Session gerne die Schlüssel der Stadt und passe auf unser närrisches Volk auf, auf dass wir alle gemeinsam eine großartige Session erleben", verkündete Bauer Walter dem begeisterten Publikum.
Auch Jungfrau Marcella blühte in der Rolle ihrer Lieblichkeit förmlich auf und konnte den Blick gar nicht mehr von dem Spiegel abwenden, den ihr Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen überreicht hatte. "Ich bin zu diesem Amt gekommen wie die Jungfrau zum Kinde", erklärte Marcella I.
Wie sich das frisch inthronisierte Trio seine Regentschaft vorstellt, stellte es zum Abschluss der Proklamationsfeier eindrucksvoll unter Beweis. Nachdem alle drei im Verlaufe des Abends häufiger Blumensträuße, Orden und Mikrofone in den Händen hielten, übernahmen sie eine für alle unerwartete Aufgabe als Trommler.
Von unzähligen Handytaschenlampen beleuchtet, schlugen sie den Takt der Musik. Und statt der für die fünfte Jahreszeit üblichen Klänge eines Musikzuges ertönte plötzlich Dudelsackmusik in der Festhalle: Kevin Lutterbach gab den Bläck-Fööss-Evergreen "Du bes die Stadt" zum Besten. "Wir wollten gleich zu Beginn der Session für ein richtiges Highlight sorgen, und ich glaube, dass das mit dieser Vorstellung gelungen ist", freute sich Helena I. nach der Veranstaltung. © Kölner Stadt-Anzeiger
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