"Das Jahr 2024 hat uns allen enorm viel abverlangt", berichtet Angelika Bonsch, Vorsitzende des Vereins "Werde KitzretterIN", am Ende der Saison.

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Sie erläutert, dass die Rettungseinsätze von Kitzen vor dem Mähen der Wiesen körperliche, psychische und technische Schwerstarbeit darstellen, da sie, nächtlich beginnend, mit Schlafmangel einhergehen und zusätzlich mit Pflichten wie "Broterwerb" und Familie vereinbart werden müssen.

Verein KitzretterIN zieht Bilanz für 2024

Bonsch schildert, dass es in der Zeit von Ende April bis Ende Juli knapp 200 Einsätze gegeben habe. Dabei wurden fast 170 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet, dazu auch rund 50 Hasen und etwa 20 Alttiere.

Die Vorsitzende betont, dass diese Zahlen allerdings die wirkliche Anzahl der Tiere übersteigen, da manche Kitze, die an einem Tag gerettet wurden, am nächsten auf einer anderen Wiese wieder aufgetaucht sind und so mehrfach gezählt wurden.

Bei der sechsten Auflage dieser Mammutaktion hätten im Laufe des Sommers zwölf Piloten mit Drohnen eine Fläche von gut 1800 Hektar abgesucht. Dabei wurden sie von insgesamt mehr als 200 Helfern unterstützt, die die entdeckten Tiere in Sicherheit gebracht haben.

Sehr schwierig sei in diesem Jahr das Wetter gewesen. "Wir haben die Flüge aufwendig geplant und die Wettervorhersagen änderten sich dann manchmal sogar stündlich", beklagt Bonsch.

Durch dieses Hin und Her sei Verärgerung und Frustration auf allen Seiten entstanden: "Die Instabilität und der Wandel des Wetters hat uns wirklich ans Limit gebracht." Das ab Mitte Juli übliche Heuwetter, das eine Trockenphase von etwa fünf regenfreien Tagen erfordert, habe es in diesem Jahr so gut wie gar nicht gegeben: "Wir hatten nur zweimal vier Tage ohne Regen am Stück."

In diesen Zeitfenstern hätten dann alle gleichzeitig mähen wollen: "Das hat uns nicht nur an psychische, sondern auch an technische Grenzen gebracht." So seien sie auch bei steigenden Temperaturen geflogen, was die "Trefferquote" bei den mit Infrarotkameras ausgerüsteten Drohnen deutlich schmälert.

Hinzu kämen plötzliche, nicht vorhergesagte Schauer, die ein technisches K.o. für die Drohne bedeuten können: "Dafür könnten regen taugliche Geräte eine Lösung sein, was jedoch enorm kostspielig ist."

Wetter macht den Kitzrettern Probleme

Eine zusätzliche Hürde seien extrem kurzfristige Absagen sowie spontane Aufrufe der Landwirte gewesen, die von einer Minute auf sich verändernde Wetterlagen reagiert hätten. Dankbar sei sie jedoch einigen, die inzwischen mit dem Verein als Team kooperieren und ihre Mähabsichten teils bis zu zwei Wochen im Vorfeld ankündigen.

Erschwerend sei auch die zerklüftete Kleinststruktur der Flächen im Oberbergischen, woraus sich unzählige Zuständigkeiten hinsichtlich Eigentums, Pachtung und Jagdreviers ergeben.

Es gibt aber auch positive Entwicklungen. So freut sich Angelika Bonsch über die gute Kooperation mit der Initiative "Kitzrettung Nümbrecht 2023", die ihre Aktionen im Bröltal in Eigenregie durchführt und mit Vereinsdrohnen unterstützt wird, bei Engpässen gibt es einen Pilotenaustausch.

Drohnenpiloten dringend gesucht

Dort konnten bei rund 60 Einsätzen an 32 Tagen für gut 40 Landwirte etwa ebenso viele Rehe gerettet werden. Seitens der Initiative heißt es: "Wir sind berührt, wie viel wir auch dieses Jahr als eigene Gruppe und in gegenseitiger Kooperation mit dem Verein als Tierschützer erreicht haben."

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Bei nun deutlich stabilerem Spätsommerwetter feiern die beiden Gruppen heute Abend ab 17 Uhr gemeinsam den Saisonausklang mit Gegrilltem und kühlen Getränken im Dorfhaus in Wiehl-Hillerscheid.

Interessierte, die in der nächsten Saison mithelfen möchten, sind gerne dazu eingeladen. Bonsch erklärt: "Uns fehlen vor allem noch Drohnenpiloten."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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