Vom Geheimdienst seines Heimatlandes fühlt sich ein 39-Jähriger verfolgt. Vor dem Amtsgericht sprach er von rätselhaftem "dunklen Staub", der angeblich durch den Türschlitz in sein Zimmer in einer städtischen Unterkunft in Eitorf geleitet wurde.

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Er wies Vorwürfe zurück, einen jungen Mann mit einem Besenstiel angegriffen und diesem durch einen Tellerwurf die Hand gebrochen zu haben. "Ich bin das Opfer", sagte der Angeklagte.

Gegen einen Strafbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung hatte der 39-Jährige gelernte Mechaniker und früherer Straßenbahnfahrer Einspruch eingelegt, deshalb wurde der Fall nun vor dem Amtsgericht verhandelt. Die Tat geschah am 25. Juni 2023, einem Sonntagmorgen, in der Gemeinschaftsküche eines Wohnheims. Drei Zeugen sagten übereinstimmend aus, dass sie durch laute Stimmen wach geworden seien.

Angeklagter aus Eitorf soll sich selbst Verletzungen beigebracht haben

Der Angeklagte hätte mit einem Besenstiel auf den Jüngeren eingeschlagen und diesen auf arabisch beschimpft, die Beleidigungen galten dessen Mutter. Doch das aus dem Iran stammende Opfer habe die Worte gar nicht verstanden, "er spricht nur Persisch und ein bisschen Deutsch", schilderte ein 29-jähriger Koch aus Syrien. Der junge Mann habe versucht, sich mit den Händen zu schützen.

Sie seien zu Fünft dazwischen gegangen, doch der 39-Jährige habe sich nicht beruhigen lassen und schließlich einen Teller auf den jungen Mann geworfen. Der erlitt laut Anklage einen mehrfachen Bruch der Hand und Prellungen. Als sie diskutierten, die Polizei zu alarmieren, sei der Angeklagte zum Fenster gelaufen, habe um Hilfe geschrien und sich selbst geschlagen: ins Gesicht, auf den Nacken und den Oberkörper.

Schuldzuweisungen auch ans Eitorfer Sozialamt

Der 39-Jährige sagte: "Das sind alles Lügen." Er sei von mehreren Männern mit Tellern angegriffen worden, zur Polizei gegangen, danach ins Krankenhaus, wo seine Verletzungen, eine Schürfwunde am Ohr und ein Hämatom an der Schulter attestiert wurden. Als die Mitbewohner von dessen Anzeige erfuhren, seien sie tags darauf ins Rathaus gegangen und dann zur Polizeiwache, schilderten die 26, 29 und 32 Jahre alten Männer.

Der Angeklagte schüttelte den Kopf: Er habe wegen der anderen Bewohner und wegen des Eitorfer Sozialamts das Zimmer verloren, acht Monate auf der Straße, im Zug und am Flughafen genächtigt. Jetzt sei er in einer Schule untergebracht mit vielen anderen, die ihn nun wieder störten und einschüchterten. Das Sozialamt sei "durch die Apparate" in seinem Herkunftsland angestiftet worden ihm zu schaden, so der Asylbewerber aus Nordafrika.

Bereits vor dem handgreiflichen Streit habe es immer wieder Ärger mit dem Angeklagten gegeben, so die Zeugen. Er habe laute Musik abgespielt und den Mülleimer aus dem Bad in der Küche ausgeleert.

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Amtsrichterin Julia Dibbert sprach noch kein Urteil. Der Prozess wird vertagt, zum nächsten Termin werden die nicht erschienenen Zeugen, darunter der Geschädigte, vorgeführt. Zudem wird der Sachbearbeiter aus dem Eitorfer Sozialamt als Zeuge geladen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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