Feuchtfröhliche Partys in menschengefüllten Sälen, knallende Sektkorken und der Countdown bis Mitternacht: "Prosit Neujahr!", wurde sich im Oberbergischen noch bis vor wenigen Jahren in vielen Gaststätten und Hotels gewünscht.

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Doch es scheint, als ob von Gastronomen organisierte Silvesterfeten so langsam aus der Mode kommen. Wer in den Morgen des Neujahrstags hineinfeiern will, der muss lange nach einem Veranstaltungsort suchen, um fündig zu werden. Denn viele Restaurants haben an Silvester entweder ganz geschlossen, machen schon nach dem Mittagsgeschäft Schluss oder rechtzeitig vor Mitternacht Feierabend. Wir haben uns stichprobenartig umgehört, was in Oberberg geboten wird.

"Wir sind seit dem Sommer komplett ausgebucht", sagt Marlies Allmann, Service-Chefin des Restaurants Ballebäuschen in der Reichshofer Ortschaft Hespert, das seine Gäste an Silvester kulinarisch verwöhnen will. Platzreservierungen gebe es sogar schon für das kommende Jahr. Ihr Mann Günter ist derweil mit den Vorbereitungen für das mehrgängige Menü beschäftigt.

Damals gab's noch Feuerwerk und Livemusik

Beide beobachten jedoch einen Wandel beim Silvester-Anspruch ihrer Gäste. "Nach dem Festmahl möchten sie den Jahreswechsel lieber im Kreise der Familie verbringen", meint Marlies Allmann. Deshalb sei gegen 23 Uhr Schluss – auch wenn es personalmäßig keine Probleme gebe. Günter Allmann erinnert sich, dass bis vor etwa zehn Jahren noch Feuerwerk vor dem Haus gestartet und bei mit Livemusik weitergefeiert wurde. Seine Frau vermutet, dass sich der Trend, den Übergang in das neue Jahr vermehrt zu Hause zu feiern, durch während der Pandemie angeschaffte Haustiere noch etwas verstärkt habe: "Die Menschen möchten ihre Schützlinge nicht alleine lassen."

Wer um Mitternacht noch da ist, der feiert mit der Familie

Maik Vormstein, Rengser Mühle

Daniela Stuntebeck vom Landhotel Napoleon in Lamsfuss bei Wipperfürth hingegen erzählt, dass ein Hineinfeiern in das neue Jahr in ihrem Hause noch nie üblich war: "Unsere Mitarbeiter sind in der Advents- und Weihnachtszeit so sehr gefordert, dass wir den Jahresausklang ruhig angehen." So gebe es auch kein spezielles Menü. Stuntebeck sagt: "Wir möchten gerne, dass unsere Mitarbeiter um Mitternacht zu Hause sein können."

Einen Abend voller Genuss verspricht die neue "Vogtei" in der Gummersbacher City. "Wir laden Euch ein, das Jahr 2024 in einem einzigartigen Ambiente mit uns ausklingen zu lassen", wirbt das Restaurant. Doch nach einem ausgedehnten Viergängemenü ist auch dort Schluss. Das Event endet rechtzeitig vor Mitternacht, damit die Gäste genug Zeit haben, "den Jahreswechsel mit den Liebsten zu feiern".

Die meisten Gäste wollen gegen 23 Uhr nach Hause

"Bei uns können die Gäste in schöner, außergewöhnlicher Atmosphäre ins neue Jahr feiern", schildert Restaurantchef Maik Vormstein von der Rengser Mühle in der Bergneustädter Ortschaft Niederrengse. Bei einem Sieben-Gänge-Menü mit Wild, verschiedenen Sorten Fleisch und Fisch könne der Silvesterabend ganz entspannt genossen werden. Er habe noch einige Plätze frei und selbstverständlich auch ein veganes Angebot. "Wir haben festgestellt, dass die meisten Gäste gegen 23 Uhr nach Hause gehen", berichtet Vormstein. Deshalb ende der Abend auch um diese Zeit.

Bis vor rund 20 Jahren sei allerdings noch ins neue Jahr hineingetanzt worden. Nach Hause schicken werde er jedoch niemanden: "Wer um Mitternacht noch da ist, der feiert mit der Familie."

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Eine der wenigen Ausnahmen im Oberbergischen, die den Jahreswechsel mit Volldampf begehen, ist der Bierenbacher Hof in Nümbrecht-Bierenbachtal. "Wir machen das jetzt seit 25 Jahren so und sind auch dieses Jahr komplett ausgebucht", erzählt Inhaber Wilfried Orth. Detailliert schildert er den Ablauf: "Nach einem Begrüßungscocktail gibt es ein mehrgängiges Silvestermenü." Anschließend spiele ein DJ zum Tanz auf. "Um Mitternacht machen wir Feuerwerk und dazu einen Sektumtrunk." Danach gehe es bis in die Morgenstunden weiter: "Silvester ist ein Tag, an dem gefeiert werden soll – auch wir haben unseren Spaß daran, wenn wir den Jahresabschluss mit unseren tanzenden Gästen feiern können."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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