Mit der "Stabilisierung der Betreuungssituation in den Siegburger Kindertageseinrichtungen" haben sich in ihrer jüngsten Sitzung die Mitglieder des städtischen Jugendhilfeausschusses befasst.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Was nach Verwaltungsdeutsch klingt, steht für ein drängendes Problem: Es fehlt an Personal für die Kitas, der Krankenstand ist hoch. Auf dem Tisch lag ein Papier der Stadtverwaltung, die mehrere Lösungsansätze zur Diskussion stellte.

Siegburger Eltern melden sich inzwischen wöchentlich beim Bürgermeister

Eltern, Kita-Leitungen und Personal meldeten inzwischen wöchentlich, dass die Betreuung der Jungen und Mädchen gefährdet oder nicht mehr gewährleistet sei, berichtete vorab Bürgermeister Stefan Rosemann bei einem Pressegespräch. Immer häufiger müsse eine "Notfallbetreuung" genügen: Komplette Gruppen blieben dann zu Hause, in anderen Fällen würden die Betreuungszeiten verringert.

Ein Problem für viele Eltern, die das auch an die Stadtspitze meldeten: Sie hätten sich darauf verlassen, seien berufstätig und auf die verlässliche Betreuung ihrer Kinder angewiesen. Nicht zuletzt bezahlten sie ja auch für die Leistung – was der Bürgermeister allerdings relativierte: Die Elternbeiträge seien nie kostendeckend. Zudem seien der Stadt die Hände gebunden, was die Kitas anderer Träger angeht.

Eigentlich wäre das eine Aufgabe des Landes

Matthias Bamberger, Beigeordneter

"Eigentlich wäre das eine Aufgabe des Landes", sagte Sozialdezernent Matthias Bamberger: Die Leistungen des Landes nach dem Kindergarten-Bildungsgesetz (Kibiz) deckten aber nur den Regelbetrieb und Urlaubszeiten ab. "Wir warten jetzt nicht mehr länger", betonte Bamberger.

Verwaltung geht von 110.000 Euro Gesamtkosten aus

Zu den Ideen aus der Stadtverwaltung zählt die Schaffung eines städtischen Springer-Pools: Zwei eigens dafür anzustellende Fachkräfte könnten aushelfen, wenn es in einer Kita in der Stadt klemmt, auch wenn es nicht eine der drei städtischen Einrichtungen ist, sondern eine der übrigen 20. Für einen zweijährigen Test geht die Verwaltung von – je nach tariflicher Einstufung der Fachkräfte – 110.000 Euro Gesamtkosten aus.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Idee, mit Zeitarbeitsfirmen zusammenzuarbeiten: Gerade die kleineren Kita-Träger seien "finanziell knapp bemessen" und könnten kaum weiteres Fachpersonal einstellen. Wenn Personal längerfristig ausfalle oder Stellen nicht besetzt würden, könnten Zeitarbeitskräfte Entlastung für die Belegschaft schaffen. Für einen Test über zwei Jahre schlägt die Verwaltung einen Ansatz von 50.000 Euro vor.

100.000 Euro würde laut Sitzungsvorlage eine mögliche Nachwuchsförderung kosten: Seit dem 1. August unterstützt die Stadt einen dritten Zug der "Praxisintegrierten Ausbildung" (Pia) für Erzieherinnen und Erzieher an der Fachschule für Sozialpädagogik auf den Tongruben. Dort blieben allerdings Ausbildungsplätze unbesetzt.

An der Siegburger Fachschule könnten mehr Plätze belegt werden

Einige Träger sähen sich nicht in der Lage, die Ausbildungskosten zu tragen oder die Pauschale für die Anleitungspersonen in den Einrichtungen zu bezahlen, berichten die Fachleute aus Gesprächen während einer Konferenz der Kita-Träger. Mit einer finanziellen Unterstützung der Stadt, so die Hoffnung, könnten weitere Azubis die Ausbildung aufnehmen.

"Personalbindung durch Wertschätzung" ist schließlich ein weiterer Vorschlag überschrieben: Fortbildungen oder Gesundheitstage seien für manche Träger nur schwer zu stemmen. Eine Idee könnte daher sein, das städtische Fortbildungsprogramm auch für die Beschäftigten anderer Träger zu öffnen.

Fachfrau spricht Lob und Warnung aus

Zu guter Letzt setzt man in der Stadtverwaltung auch auf mehr Miteinander der Siegburger Kitas: Denkbar ist demnach eine bessere Vernetzung der Einrichtungen, die sich untereinander aus der Klemme helfen könnten. Im Aufbau sei eine Kartei aller Beschäftigten, in die sie selbst ihre Qualifikationen eintrügen, berichtete Matthias Bamberger. Denkbar sei auch, für die "abgebende" Kita oder das anderswo aushelfende Personal selbst finanzielle Anreize zu schaffen.

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Auf eine ausführliche Debatte verzichteten die Ausschussmitglieder, holten aber eine fachliche Einschätzung von Sonja Boddenberg (Kita Pauline) ein. Begrüßen würde sie eine Unterstützung der Kitas in der Ausbildung an der Fachschule, auch einen städtischen Pool von Springern würde sie gutheißen. Dagegen warnte sie "entschieden" vor dem Einsatz von Zeitarbeitskräften: Die ungleiche Bezahlung führe zu großen Spannungen in den Teams. Nicht vorstellen könne sie sich, dass Kitas in der Lage seien, sich gegenseitig mit Personal auszuhelfen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.