Es war ein Warnstreik, aber die Atmosphäre glich manchmal mehr der auf einem Volksfest. Die IG Metall hatte die Beschäftigten von acht Unternehmen aus dem Kreis Euskirchen zum Warnstreik in Hellenthal aufgerufen.

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Mehrere Hundert Frauen und Männer zogen von drei Standorten aus in einem Sternmarsch zum Platz an der Grenzlandhalle, um der Forderung der Gewerkschaft Nachdruck zu verleihen. Michael Korsmeier, Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, war zufrieden mit der Veranstaltung.

Sieben Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten und 170 Euro für die Auszubildenden fordert die IG Metall bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Vorschlag der Arbeitgeber sieht eine Steigerung um 1,7 Prozent ab Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 bei einer Laufzeit von 27 Monaten vor.

Von drei Treffpunkten im Sternmarsch zur Grenzlandhalle

Zum Warnstreik waren Beschäftigte von Schoeller und Stocko (beide Hellenthal), Miele & Cie. und Gates Tube Fittings (beide Euskirchen), Hammerwerk Erft und Jopp Plastics GmbH (beide Bad Münstereifel) sowie Hein, Lehmann in Nettersheim und Hörmann in Zülpich aufgerufen.

Die Teilnehmer, die auch mit zwei Bussen nach Hellenthal gebracht worden waren, trafen sich vor dem Schoeller-Werk (Haupteingang), dem Stocko-Werk (Oleftalstraße 26) und dem Schoeller-Werk an der Trierer Straße 75, um dann in einem Sternmarsch zum Parkplatz der Grenzlandhalle zu ziehen, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Fahnen, Trillerpfeifen, Jacken, Mützen, Tröten und einiges mehr verteilte Melanie Bensberg vor dem Schoeller-Werk an die Streikenden.

"Das ist viel zu lang und viel zu wenig", kritisierte Korsmeier bei der Kundgebung vor der Grenzlandhalle das Angebot der Arbeitgeber. Die Steigerung werde noch nicht einmal die zu erwartende Inflation ausgleichen. Die von der IG Metall geforderte Tariferhöhung sei überfällig. Man könne nicht noch neun Monate auf die erste Erhöhung warten.

"Nach diversen Wirtschaftsgutachten ist der private Konsum die wichtigste und letzte Stütze in einer schwierigen konjunkturellen Situation", betonte der Geschäftsführer. Den dürfe man jetzt nicht abwürgen. "Wenn wir alle wieder mehr Geld für den täglichen Bedarf und für den Kauf von neuen Haushaltsgeräten und Autos oder die Modernisierung von Heizungen haben, dann wirkt sich das auch positiv auf die Auftragslage der Unternehmen und ihre Investitionen aus", sagte Korsmeier. So würden die Konjunktur und das Wirtschaftswachstum angekurbelt.

Arbeitgeber klagen und drohen mit massivem Stellenabbau

Das Signal der Warnstreikenden heute an die Arbeitgeber sei klar. "Wir wollen Bewegung am Verhandlungstisch, so wie wir uns vor die Werkstore bewegt haben. Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze", so Korsmeier.

Viele Unternehmen könnten sich die Tarifsteigerung auch leisten: "Natürlich wird gejammert und geklagt. Aber die Umsatzrendite in der Metall- und Elektroindustrie ist 2023 weiter gewachsen." Die Arbeitgeber würden klagen und behaupten, dass in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 300.000 Stellen abgebaut werden müssten. Vor wenigen Monaten habe die Zahl noch bei 50.000 gelegen. Korsmeiers Fazit: "Da werden mit gefühlten Zahlen Zukunftsängste geschürt."

Aktuelle Konzepte der Politik seien zögerlich und mutlos

Auch die Politik bekam ihr Fett weg: "Das Hin und Her bei der Förderung von Elektroautos hat die Verbraucher verunsichert. Auch für hohe Energiekosten, Steuern und Abgaben trägt die Politik der Verantwortung." Man brauche dringend eine industriefreundliche Politik, die Arbeitsplätze sichere und neue schaffe. "Wir werden nicht zulassen, dass Arbeitsplätze stillschweigend und schulterzuckend abgewickelt werden und Industriearbeit aus unserem Land verschwindet."

Die aktuellen Konzepte seien zögerlich und mutlos: "Für viele Betriebe und Branchen ist diese Angststarren-Situation bereits existenzbedrohend." Die Regierung müsse dringend investieren. Ein Schoeller-Mitarbeiter meinte, dass es nicht sein könne, dass die hohen Energiepreise dazu führten, dass Produktion in die Schweiz verlagert werde, obwohl dort die Lohnkosten höher seien.

Soziale Komponente: Mehr Geld für untere Lohngruppen

Bei einer Befragung der Beschäftigten im Frühjahr sei neben der Forderung nach mehr Lohn auch eine soziale Komponente gefordert worden. Das bedeutet, dass Beschäftigte zusätzlich einen bestimmten Festbetrag pro Monat erhalten. "Das ist gerade für die unteren Lohngruppen überfällig. Wir müssen dringend etwas tun, damit alle wieder angemessen am Leben teilhaben können."

Außerdem will die IG-Metall mit den Arbeitgebern über die Ausweitung des "T-Zug-Modells" sprechen. Schon seit dem Jahr 2018 können Mitglieder der IG Metall, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder in Schicht arbeiten, 27,5 Prozent ihres monatlichen Entgelts in acht zusätzliche freie Tage tauschen. "Das ist ein Erfolgsmodell und soll nun weiter ausgebaut werden", meinte Korsmeier.

Oft ist ein Nebenjob nötig, um über die Runden zu kommen

Eve Glodowski, die bei der IG Metall für die Bereiche Jugend und Ausbildung zuständig ist, erinnerte daran, dass Auszubildende in der Metall- und Elektrobranche heute in der Regel älter seien als früher. Deshalb hätten sie auch höhere Lebenshaltungskosten: "Viele Azubis müssen noch einen Nebenjob machen, um finanziell über die Runden zu kommen. Wir müssen die Ausbildung attraktiver machen." Dafür brauche man die überproportionale Erhöhung um 170 Euro.

"Die Stimmung in der Belegschaft ist gemischt", sagte Marita Gangolf von Stocko. Man stehe hinter den Forderungen der Gewerkschaft. "Die Inflation ist hoch. Energie, Lebensmittel und vieles andere ist teurer geworden", ergänzte ihre Kollegin Irene Weber.

Das Angebot der Arbeitgeber sei ein Witz. "Da läuft uns die Inflation ja davon", war aus einer Runde mit Schoeller-Mitarbeitern zu hören. Die Arbeitgeber müssten eine Schippe drauflegen, wenn sie an einem Abschluss interessiert seien.

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Nach Angaben der IG Metall-Bezirksleitung NRW in Düsseldorf haben sich am Dienstag rund 13.000 Beschäftigte aus 128 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie NRW an Warnstreiks beteiligt. Zur größten Kundgebung seien 2500 Beschäftigte aus 22 Betrieben in Lemgo zusammengekommen. Das nächste Gespräch mit den Arbeitgebern findet am 11. November in Hamburg statt.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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