Das Frühjahr ist eigentlich die Zeit, in der es die Menschen in die Gärten treibt. Wenn es allerorten grünt und blüht, werfen sie einen traurigen Blick auf die heimischen Beete und ziehen hinaus in die Gartencenter und Gärtnereien, um Samen und Pflanzen zu erwerben, die die Tristesse des langen Winters vergessen lassen.

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Anders im Herbst. Dann geht es darum, alles für die kalte Zeit vorzubereiten, empfindliche Pflanzen zu sichern und die Reste der einjährigen Stauden wieder abzuräumen.

Doch die Gartenfreunde wissen: Der Herbst ist auch eine gute Pflanzzeit. Außerdem wird zurückgeschnitten, aussortiert und welkes Gestrüpp aus den Beeten geholt. Und so war das Datum der Samen- und Staudentauschbörse, die der Bürgerverein Vlatten am Sonntag zum ersten Mal durchführte, durchaus mit Bedacht gewählt. Und da es dabei vornehmlich um das Tauschen ging, waren auch keine Händler mit dabei, die ihre Waren anboten. Stattdessen brachten Gartenfreunde, was sie aussortiert hatten, und stöberten dann nach dem, was bei ihnen in den Beeten noch fehlen könnte. Auch waren kleine Tüten verfügbar, in denen die Samen von Tomaten, Sonnenblumen, Dill oder vielen anderen Pflanzen abgefüllt worden waren.

Bürgerverein Vlatten hatte die Idee zur ersten Pflanzenbörse im Dorf

Auch Gisela Ellgoth machte sich auf die Suche noch ein paar Neuanpflanzungen für ihre Beete. Einen selbst gezogenen Liguster und eine Haselnuss hatte sie mitgebracht und studierte dann, was die Nachbarn so mitgebracht hatten. "Ich habe einen 1000 Quadratmeter großen Garten, da muss man immer etwas nachpflanzen", sagte sie. Einen Naturgarten habe sie angelegt, in dem sich viel selbst auspflanze, berichtete sie. "Ich habe festgestellt: Was sich selber setzt, wächst besser – oder noch besser: Was das Eichhörnchen setzt, das geht", beschrieb sie ihr Pflanzkonzept.

Schon nach kurzem Suchen entdeckte sie etwas, was schon dem Namen nach einen möglichen Standort in ihrem Garten nahelegte: Echinacea, der Rote Sonnenhut. "Ich habe einen Sonnenhang, da wird es sogar den Rosen zu warm", berichtete sie. Das könne ein möglicher Standort für die sonnenliebende Pflanze sein, überlegte sie mit Franziska Koch und Andrea Künne, die die Börse betreuten.

Zum ersten Mal hatte der Bürgerverein Vlatten diesen Termin angeboten. Mit toller Resonanz, wie Koch berichtete: "Die Ersten waren schon eine halbe Stunde vorher da." Dabei sei es nicht nur um das Hin und Her von Samen und Pflanzen gegangen, sondern auch um Tipps und Erfahrungen der erfahrenen Gartenbesitzer. "Der Austausch war toll, ich habe viele Tipps bekommen", sagte Künne. "Das werden wir sicherlich im nächsten Jahr wieder machen", kündigte Koch an.

Gärtnerin aus Eppenich spricht von einem "seltsamen Gartenjahr 2024"

Zum "Kiebitzen" war aus Eppenich Theresa Vey zu der Tauschbörse gekommen. "Wir veranstalten auch regelmäßig eine Tauschbörse, und da wollte ich einmal sehen, wie die das hier machen", verriet sie mit einem Augenzwinkern. Auf einem Restgelände der Landesgartenschau sei 2015 ein Gemeinschaftsgarten angelegt worden, der eine Anlaufstelle für Flüchtlinge sein sollte. Der Garten lebe immer noch. Der werde von einem syrischen Mann gepflegt, der in Syrien eine Apfelplantage gepflegt habe. Immer im Mai würden dort Tauschbörsen durchgeführt. In den Gärten falle dann massenhaft Überschuss an, der weitergegeben werden könne.

Seltsam sei das Gartenjahr gewesen, schilderte Vey ihre Erfahrungen: "Zu nass, zu kalt und dann wieder zu warm." Im Angebot der Vlattener Kollegen stieß sie schnell auf Königskerzen und Dillsamen. "Es ist schwierig mit Dill", sagte sie nachdenklich. Doch da hatte Koch das Richtige für sie: eine Dolde mit Dillsamen. "Der ist von einer Frau, die sagt, der würde am besten wachsen, wenn er sich seine Stellen suche", erläuterte sie, während Vey nach einem Kraut griff, um es näher in Augenschein zu nehmen. Minze? Nicht Minze? Niemand wusste es so genau. Kein Problem für Vey: "Ich nehme es einfach mal mit."

Als Gast war die Biologische Station des Kreises Düren eingeladen worden. Sarah Hartmann betreut für die Einrichtung das Leader-Projekt "Zukunftsdörfer", das sich mit der Verbesserung der Artenvielfalt und des Lebensumfeldes in den Dörfern befasst.

Schwalben finden keinen Lehm mehr: Nisthilfen in Vlatten installiert

"Wir haben in Vlatten schon einiges gemacht", wusste sie zu berichten. So seien immer wieder Beratungen durchgeführt oder in der Bachstraße auch mit den Bürgern Stauden gepflanzt worden. Erfolgreich seien auch verschiedene Arten von Nisthilfen installiert worden, berichtete ihr Kollege Lutz Dahlbeck, der als Vlattener besondere Ortskenntnis hatte.

"In einem neu installierten Nistkasten an der Vlattener Burg haben in diesem Jahr Falken gebrütet und fünf Junge nachgezogen", teilte er mit. Auch sei es gelungen, durch die Mehlschwalbennisthilfen eine gesunde Kolonie im Dorf anzusiedeln. "Die Schwalben finden ja keinen Lehm mehr, um ihre Nester zu bauen", erklärte er die gewachsene Notwendigkeit dieser Nisthilfen.

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Für die passionierten Gartenfreunde hatte Sarah Hartmann noch einen besonderen Ratschlag parat, um Wühlmäuse zu vertreiben. Ihre Bekämpfungsmethode sind Holznester, in denen sich Mauswiesel wohlfühlen. "Das sind perfekte Wühlmausjäger", wie Hartmann verriet. Die Holzkisten sollten einfach in einen Laubhaufen gestellt werden, sodass die Mauswiesel sich darin verstecken könnten, riet die Expertin.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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