Zwei Apotheken im Oberbergischen Kreis haben zum Jahresende 2024 ihre Türen für immer geschlossen: die Berg-Apotheke in Bergneustadt und die Elefanten-Apotheke in Gummersbach.

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Damit ist die Zahl der Apotheken kreisweit von 58 auf 56 gesunken. Laut Apothekerkammer Nordrhein sinkt die Zahl seit 25 Jahren.

Ende 2024 habe es erstmals weniger als 2000 öffentliche Apotheken in einem der größten Kammerbezirke Deutschlands – in Nordrhein, den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf – gegeben, heißt es in der Mitteilung. Die Apothekerkammer: "Noch gibt es in jeder Kommune mindestens eine Apotheke, doch die Wege für Patienten werden weiter, vor allem im Notdienst. In den verbliebenen Anlaufstellen haben Apothekerinnen und Apotheker als Heilberufler immer weniger Zeit, sich um die Patienten zu kümmern."

Im gesamten Regierungsbezirk haben zuletzt 66 Apotheken geschlossen

Im gesamten Regierungsbezirk haben 2024 insgesamt 66 Apotheken geschlossen, demgegenüber stehen lediglich fünf Neueröffnungen. Doch was bedeuten die Schließungen, insbesondere mit Blick auf Oberberg, für die Versorgung der Menschen im Kreis? "Noch sind wir gut versorgt, wenn der Negativtrend in den kommenden Jahren aber so bleibt, dann wird die Lage auch in Oberberg problematisch werden", sagt Martina Dammüller, Pressesprecherin der Apothekerkammer für Oberberg.

Schon jetzt merke man eine hohe Arbeitsbelastung durch die Notdienste, schildert die Apothekerin aus Wipperfürth. Anders als beispielsweise in Großstädten müssen die Apothekerinnen und Apotheker in Oberberg alle 14 Tage einen Notdienst übernehmen. "Das ist schon ein sportlicher Rhythmus", betont Dammüller. Hinzu komme, dass die sogenannte "Babyboomer-Generation" in den kommenden Jahren in Rente gehen werde, Nachwuchs komme zu wenig nach.

Apotheke: "Arbeitszeiten mit Not- und Wochenenddienst sind nicht attraktiv"

"Die Arbeitszeiten mit Not- und Wochenenddienst sind nicht attraktiv", weiß Dammüller, die zudem erklärt: "Früher hat in jeder Apotheker ein Apotheker gearbeitet, heute sind es mindestens anderthalb pro Standort. Die Studienplatz-Anzahl wurde allerdings nicht aufgestockt." Forderungen nach mehr Gehalt sind mühsam. Dazu kommt, dass die Menschen immer älter werden. "In 20 Jahren gibt es allgemein gesehen vermutlich 70 Prozent über 70-Jährige, die wir versorgen müssen", sagt Sebastian Gissinger, Sprecher der Apotheken in Oberberg.

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Enttäuscht sei man von der Politik: "Es gab viele Versprechungen, aber vieles wurde nie eingelöst. Wir könnten viel wirtschaftlicher handeln, wenn wir mehr Freiheiten hätten." Eine Änderung wünscht sich die Wipperfürther Apothekerin Dammüller unter anderem im Austausch von Arzneien. "Wenn ein Arzt ein Medikament eines bestimmten Herstellers aufschreibt, das wir nicht vorrätig haben, können wir nicht einfach einen anderen Hersteller nehmen. Jeden Cent, der über dem ursprünglich auf dem Rezept eingetragenen Medikament liegt, müssen wir uns vom Arzt genehmigen lassen."

Zumindest eine kleine Entlastung habe es im vergangenen Jahr gegeben. Die Öffnungszeiten der Apotheken durften reduziert werden. Für die Apotheker gut, für die Patienten am Ende aber nicht.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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