Eine alte Athletenweisheit besagt, dass der erfolgreiche Wintersportler im Sommer gemacht wird. Jano Bußmann ist da keine Ausnahme: Im Juli postete der Para-Eishockey-Nationalspieler aus Bergneustadt ein kurzes Video auf Instagram.
Darin ist der 17-Jährige zu sehen, wie er im heimischen Garten mit einem Schläger Pucks über einer Kunststoffplatte gleiten lässt und anschließend in einem kleinen Tor versenkt. "Das waren Schussübungen, damit ein paar mehr Tore für die Nationalmannschaft rumkommen", sagt Bußmann und lacht.
Und das am liebsten schon am kommenden Wochenende, wenn die Auswahl von Bundestrainer Andreas Pokorny zu zwei Test-Länderspielen in der Wiehler Eishalle antritt. Am Freitag (20.15 Uhr) und Samstag (17 Uhr) geht es gegen die Slowakei, der Eintritt ist frei. Neben Bußmann sind mit Marcel Malchin, Benedikt Felderhoff und Ingo Kuhli-Lauenstein drei weitere Spieler der Wiehl Penguins auf heimischem Eis dabei.
Jano Bußmann feierte seine Länderspielpremiere im April 2023
"Ich hab’ auf jeden Fall vor, ein Tor zu schießen und hoffe, dass wir wie im vergangenen Jahr ein paar Zuschauer haben. Das war ein tolles Erlebnis", erinnert sich Bußmann an die Wiehler Länderspielpremiere im April 2023 mit drei Partien gegen Norwegen vor mehreren hundert Zuschauern.
Damals war der Schüler gerade 16 Jahre alt geworden und ein absoluter Neuling in der Nationalmannschaft – doch seitdem hat Bußmann, der an Spina bifida (Offener Rücken) leidet, eine steile Entwicklung aufs Eis gelegt. Musste er in den Duellen gegen die Norweger noch häufig von der Wechselzone aus zuschauen, hat sich Bußmann inzwischen regelmäßige Eiszeiten verdient.
Bei der B-WM im Frühjahr 2024 gelang dem Youngster sein erster von inzwischen vier Länderspieltreffern, am Ende des Turniers feierte Deutschland souverän den Aufstieg in die A-Gruppe. Es folgten ein Sommer-Lehrgang in Philadelphia/USA mit Einheiten im Trainingscenter des NHL-Teams der Flyers und drei Länderspiele mit einem deutschen Perspektivteam in Füssen gegen Österreich, in denen Bußmann insgesamt drei Tore beisteuerte.
Jano Bußmann aus Bergneustadt ist der Jüngste im Nationalteam
"Meine Fortschritte sind ziemlich gut", findet der Bergneustädter, "aber es geht schon noch mal deutlich mehr." Er sei mit Abstand der Jüngste im Nationalteam und könne sehr schnell lernen. "Mein Ziel ist, ein wichtiger Teil der Nationalmannschaft zu werden. Da fehlt noch was, aber ich bin auf einem guten Weg, denke ich." Das sieht auch Pokorny so: "Jano hat sich sehr gut entwickelt und dieses Jahr einen Sprung gemacht", sagt der Bundestrainer. "Er ist immer noch in der Aufbauphase, aber er wird uns helfen, das ist sehr schön zu beobachten."
Für sein Ziel nimmt Bußmann auch weite Fahrten in Kauf: Weil die deutsche Liga nur vier Mannschaften umfasst, setzt sich der 17-Jährige neben seinem Wiehler Heimatklub auch für Sparta Prag in Tschechien in den Schlitten. "Es hilft, wenn man zusätzlich Spielpraxis in einer richtig guten Liga sammeln kann", erklärt er.
Außerdem habe er zu Saisonbeginn einen neuen Helm bekommen, "das kannte ich so noch nicht". Bußmann und Nationalteam-Kollege Leopold Reimann sind die einzigen Ausländer bei Sparta, das am Sonntag 0:5 gegen Pardubice um die erfahrenen Deutschen Frank Rennhack, Bernhard Hering und Robert Pabst unterlag. "Das hört sich aber schlimmer an als es war", sagt Bußmann. "Hätte auch ganz anders ausgehen können."
In Wiehl sollen nach Bußmanns Wunsch andere Ergebnisse auf der Anzeigetafel stehen, zumal die Slowaken als einer der deutschen Hauptkonkurrenten um das begehrte Ticket für die Paralympics 2026 in Mailand gelten. "Die waren im Gegensatz zu uns schon zweimal bei Paralympics dabei", berichtet Pokorny, der von einem "Gegner auf Augenhöhe" spricht.
Auch bei der A-WM 2025 in Buffalo/USA wird Deutschland auf die Slowakei treffen. "Das ist die Mannschaft, mit der wir mithalten müssen, die wir besiegen müssen", weiß Bußmann. Damit das klappt, wird er auch weiterhin eifrig an sich arbeiten – zur Not auch daheim im Garten. © Kölner Stadt-Anzeiger
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