Weihnachtsbeleuchtung an belebten Straßen ist eine christliche Tradition. Aber strahlende Halbmonde? Das sorgte im vergangenen Jahr bundesweit für Aufsehen, als erstmals eine Ramadan-Beleuchtung in Ehrenfeld aufgehängt wurde.
Ab dem 27. Februar sollen die Lichtfiguren und Schriftzüge wieder an der Venloer Straße zu sehen sein – und diesmal mit dem offiziellen Ja von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos).
Das war bei der Premiere anders: "Die erstmalige Festbeleuchtung im Jahr 2024 erfolgte ohne die vorherige Einholung der Zustimmung durch die Stadt und erzeugte eine große mediale und politische Aufmerksamkeit", heißt es in einem Papier der Verwaltung für die zuständige Bezirksvertretung 4.
Rhein-Energie schließt Verträge mit Initativen ab
Bei Weihnachtsbeleuchtungen hält die Stadt sich heraus, das machen die Initiativen bilateral mit der Rhein-Energie aus – wenn die Sterne an Straßenlaternen befestigt werden. Die Rhein-Energie schließt laut Stadt "mit den jeweiligen Initiativen Einzelverträge ab, um die fachgerechte Ausführung sicherzustellen. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über die Initiativen". Das sei ein "über die Jahre gewachsenes, etabliertes Verfahren".
Anders sei der Weg für "sonstige, ergänzende Beleuchtungswünsche", so die Verwaltung. In diesem Fall erfolge eigentlich "eine Beteiligung der Stadt über das Amt für Verkehrsmanagement und eine Zustimmung durch die Oberbürgermeisterin. Dies gilt insbesondere bei politisch oder gesellschaftlich relevanten Themen." Diesmal habe der Verein "The Ramadan Project", auf dessen Initiative die Beleuchtung im vergangenen Jahr zustande kam, "dieses Verfahren eingehalten."
Beleuchtung vom 27. Februar bis 2. April
Die Folge: "Nach Zustimmung durch die Oberbürgermeisterin wurde der Initiative die Genehmigung erteilt", so die Stadt. Ab dem 27. Februar bis zum 2. April – also von kurz vor bis kurz nach dem Ramadan – soll die Beleuchtung an den Lichtmasten hängen. Konkret auf der Höhe der Venloer Straße 209 bis 245.
Das "Ramadan Project" reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Im vergangenen Jahr hatten die fünf Schwestern, die den Verein gegründet haben, sich einmal im "WDR" geäußert und danach wegen der medialen Welle, die in der Folge auf sie zurollte, keine weiteren Interviews gegeben. Damals schilderten die Schwestern, dass die Jüngste bei einem Auslandspraktikum in London eine Ramadan-Beleuchtung gesehen habe – so sei die Idee nach Köln gekommen.
Besagte jüngste Schwester Saliha Bektas ist auch die Vorsitzende des Vereins "The Ramadan Project". Dem "WDR" sagte sie vergangenes Jahr beim Start der Beleuchtung, sie rechne auch mit Gegenwind. Aber: "Wir glauben, wenn die breite Bevölkerung auch weiß, dass der Ramadan stattfindet, dass man darüber reden kann. Dass man dadurch ins Gespräch kommt."
Sponsoren und Spenden finanzieren Beleuchtung
Tatsächlich meldeten sich damals viele Menschen zu Wort: Politiker mit differenzierten bis polarisierenden Aussagen, Internet-Nutzer oft mit Wut. Auch die Rhein-Energie bekam viel ab – dabei hatte das Unternehmen nur seine Lichtmasten bereitgestellt, wie auch bei der Weihnachtsbeleuchtung.
"Die Initiative wird da nicht anders behandelt als andere", so ein Sprecher zum "Kölner Stadt-Anzeiger": "Die Rhein-Energie stellt den Anspruchstellern jeweils ihre tatsächlichen Kosten in Rechnung, wenn Kosten entstanden sind; diese können je nach Aufwand und technischen Voraussetzungen unterschiedlich sein."
Finanziert wird die Beleuchtung laut "Ramadan Project" durch Spenden und Sponsoren. Auf der Internetseite des Vereins werden als Unterstützer unter anderem das Internationale Islamische Stiftungswerk für Bildung und Kultur, ein Industrieanlagenanbieter, ein Dönerladen und der Hersteller der "LED-Lichterketten-Lichtschlauchmotive" genannt. Die Stadt will nach eigenen Angaben dieses Jahr eine Pressemitteilung herausgeben, in der die Beleuchtung angekündigt wird.
Passanten stören sich nicht an Ramadan-Beleuchtung
Ein Besuch auf der Venloer Straße in Ehrenfeld. Hier bekommt man in Gesprächen eine Idee davon, dass das Thema für den einen oder die andere offenbar sensibel ist: Diverse Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter türkischer Läden mochten sich lieber nicht zur Ramadan-Beleuchtung äußern. Passanten, die am Montag auf der belebten Kölner Wohn- und Geschäftsstraße unterwegs sind, sind sich weitgehend einig: Die Mehrheit stört sich nicht an der geplanten Lichter-Aktion.
"Mir ist das im vergangenen Jahr gar nicht aufgefallen. Ich habe nichts dagegen. Die haben ihres, ich habe meins", sagt eine Frau aus Ehrenfeld. Ein weiterer Passant ist der Meinung: "Man muss das in dieselbe Kategorie wie Weihnachts- und Karnevalstage einordnen."
Ein junger Mann aus Kalk hat sich gerade eine kostenlose Baklava-Probe von einem türkischen Süßspeisen-Geschäft mitgenommen. Für ihn steht bei der Lichter-Aktion zu Ramadan nicht der muslimische Hintergrund, sondern die Ästhetik im Vordergrund: "Ich finde Beleuchtung immer schön – egal, um welches Fest es sich handelt." © Kölner Stadt-Anzeiger
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