Die Frist läuft: Im Juni dieses Jahres erhielten die Bewohner des Wohnheims für Geflüchtete im Erbacher Weg Post von der Kölner Stadtverwaltung, unter ihnen auch Oksana Kuliaieva.
Seit dem Frühjahr 2022 lebt sie hier mit ihren beiden alten Yorkshire Terriern, nachdem sie aus ihrer Heimat, dem damals schwer umkämpften Mariupol im Osten der Ukraine, hatte flüchten müssen. Bislang hatte die Stadt ihr und weiteren im gleichen Heim wohnhaften ukrainischen Familien gestattet, ihre Tiere zu behalten, obwohl Tierhaltung in städtischen Unterkünften eigentlich nicht erlaubt ist.
In dem Schreiben wurde ihnen dann allerdings ein Ultimatum gestellt: Innerhalb von sechs Monaten sollten sie ihre Tiere an Bekannte abgeben, in Heimen unterbringen oder gemeinsam mit ihnen in eine eigene Wohnung ziehen. Die Tierhaltung stelle eine "Ungleichbehandlung" gegenüber nicht-ukrainischen Bewohnern dar, daher will die Stadt die Praxis nun beenden. (Wir berichteten)
Bezirksvertretung Chorweiler will Geflüchteten aus der Ukraine helfen
Oksana ist darüber sehr verzweifelt – als Rollstuhlfahrerin mit zwei Hunden hat sie kaum Aussichten, eine geeignete und bezahlbare Wohnung zu finden.
Die Bezirksvertretung Chorweiler positioniert sich nun auf der Seite der betroffenen Tierhalter: das Gremium beschloss einen Antrag der CDU-Fraktion, der die Verwaltung bittet zu prüfen, ob für die tierhaltenden Familien im Heim im Erbacher Weg eine weitere Ausnahmeregelung gefunden werden kann, bis diese dort ausziehen können. Es handele sich inzwischen um nur noch fünf Familien, die sich stark emotional betroffen fühlen, da ihre Haustiere "Familienmitglieder" seien, "deren Nähe uns emotionale Wärme und Stütze in unserer schwierigen Lage geben", wie ein Betroffener gegenüber den Bezirksvertretern geäußert hatte.
Die übrigen Fraktionen und Vertreter stimmten dem Antrag weitgehend zu. "Unseres Wissens nach ist es die einzige Einrichtung in Köln, in der die Tierhaltung für Geflüchtete erlaubt ist. Ich würde es als einen humanitären Akt bezeichnen, die Praxis fortzuführen", sagte Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen.
Inan Gökpinar, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, bezweifelte ebenfalls, dass angesichts des angespannten Wohnungsmarkts ein Auszug für die Betroffenen eine realistische Option sei. "Da ist es armselig von der Stadt, diese Menschen, die aus dem Krieg geflüchtet sind, wegen ihrer Tiere vor die Tür zu setzen."
Für Oksana steht in jedem Fall fest, dass sie sich von ihren Tieren nicht trennen wird. Sollte die Stadt von dem Termin Ende des Jahres nicht abrücken, wird sie lieber zurück in die Ukraine gehen. (dro) © Kölner Stadt-Anzeiger
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