Die Verzweiflung ist groß im Tierheim in Kürten und beim Tierschutzverein Rhein-Berg, dem Träger. Mittlerweile ist die Zukunft der Einrichtung gefährdet.
Tierschützer und Gemeinde streiten um die Kosten, die im Tierheim nach der Aufnahme von verwahrlosten und kranken Katzen aus einer Biesfelder Wohnung entstanden sind (wir berichteten), über 100.000 Euro insgesamt laut Tierheim.
Eigentlich sollte diese Frage durch bestehende Vereinbarungen rechtssicher abgedeckt sein. Bei den Biesfelder Katzen ist dies aber anders. Gemeinde und Tierheim haben unterschiedliche Auffassungen. Die Kommune lässt den Vorgang nun vom Städte- und Gemeindebund abschließend rechtlich prüfen.
Antwort steht noch aus
Die Antwort des Kommunalverbands könnte auch für das Tierheim von existenzieller Bedeutung sein. Sollte das Tierheim tatsächlich schließen müssen, hätte dies Folgen für alle Kommunen in Rhein-Berg. Die Unterbringung von Fundtieren oder von Amtswegen sichergestellten Tieren wäre nicht mehr gesichert.
49 Katzen und auch ein Hund waren im Oktober 2023 nach dem Tod einer alleinstehenden, kinderlosen Frau ins Tierheim gekommen. Erben gebe es keine, dies hatte Bürgermeister Willi Heider nach Anfrage aus der CDU-Fraktion berichtet. Zwei Rechnungen zu den Kosten der Unterbringung im Tierheim und zur medizinischen Betreuung über insgesamt mehr als 100.000 Euro hat der Verein an die Gemeinde geschickt. Die Gemeinde lehnt die Bezahlung der Gesamtsumme ab.
Verein weiß nicht weiter
Der Tierschutzverein sieht sich ohne die Begleichung an den Rand des Ruins gebracht. Mittlerweile schließe der Verein juristische Schritte nicht mehr aus, sagt Karla Brandenburg, die Vorsitzende. Der gesamte Verein mit Geschäftsführerin Christina Klein, Tierheimleiterin Jennifer Ommer und Vorstandsmitglied Harald Rotter wisse nicht mehr weiter. Die Aussage der Gemeinde, nicht zahlen zu wollen, hat die Ehrenamtler tief getroffen.
"Was würde die Gemeinde Kürten ohne ein Tierheim machen?", sagt die Vorsitzende. "Das sind aus unserer Sicht alles Fundtiere", sagt Monika Chimtschenko, Leitern des Kürtener Ordnungsamtes. Also sei die Unterbringung und Versorgung der Tiere durch eine mit dem Verein getroffene Vereinbarung abgedeckt; hier zahlt die Gemeinde (wie alle übrigen Kreis-Kommunen auch) im Jahr einen Euro pro Einwohner, also etwa 20.000 Euro in Summe für alle Fundtiere.
Damit wäre die Gemeinde aus dem Schneider im Biesfelder Fall. Als Entgegenkommen könnte die Kommune ausnahmsweise die angefallenen Tierarztkosten übernehmen, sagt Chimtschenko, eine Summe zwischen 30- und 40.000 Euro. "Dieses Angebot der Gemeinde steht. Das weiß auch die Vorsitzende."
15 Euro seien zu viel
Anders wäre es, wenn die Tiere die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdeten. Dann müsse die Kommune laut Vertrag 15 Euro pro Tier und Tag zahlen. Bei 50 Tieren kommt da schnell eine hohe Summe zusammen. Und diese Summe hat der Tierschutzverein der Kommune in Rechnung gestellt, immer bis zum individuellen Vermittlungstag der Katzen (die meisten der Stubentiger sind mittlerweile vermittelt). Die Leiterin des Kürtener Ordnungsamts kontert: "Keine Katze nimmt für 15 Euro am Tag Futter auf." Vielleicht könnte man sich auf 7 oder 8 Euro einigen als Kompromiss.
Die Vorsitzende des Tierschutzvereins entgegnet: "Wir haben auch Kosten für die Pflege, für die Mitarbeiter, für das Tierheim." Alles müsse bei den 15 Euro betrachtet werden. Zu behaupten, dass die Summe zu hoch sei, sei für sie unverständlich. Die Leiterin des Ordnungsamtes betont, dass sie jederzeit zu Gesprächen bereit sei.
Der Konflikt solle möglichst ohne eine gerichtliche Auseinandersetzung beigelegt werden. Im Ordnungsamt ist die Angelegenheit mit den Katzen nach Aussage von Chimtschenko mehrmals juristisch überprüft worden. Immer seien die Experten zum Ergebnis gekommen, dass es Fundkatzen seien.
Ohne Futter, ohne Wasser
Nachvollziehen können dies die Tierschützer nicht. Sie seien von der Polizei zu der Wohnung gerufen worden. Die Tiere seien sich selbst überlassen gewesen, sie hätten kein Futter und kein Wasser gehabt. "Einige liefen auch auf dem Nachbargrundstück herum", sagt die Vorsitzende.
Dies sei ein klarer Fall, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet sei. Bei einem Tierfund würden die Tiere wieder jemanden ausgehändigt, dem sie gehörten; auch dies sei nicht geschehen. "Ich weiß nicht, ob es keine Erben gibt. Das muss die Gemeinde klären", sagt Karla Brandenburg.
Nach Ankunft im Tierheim seien die Tiere geimpft, gechippt und ärztlich behandelt worden. In den vergangenen Wochen hat sie die Nachricht aus dem Kürtener Rathaus an den Rand der Verzweiflung gebracht. "Wie es weitergeht, weiß ich nicht."
Politik diskutiert mit
Zu Gesprächen sei auch sie bereit, sagt sie bei einem Treffen mit dem Vorstand. Nur könne sich die Kommune nicht herausreden und behaupten, diese Katzen seien Fundtiere gewesen. "Das waren sie definitiv nicht."
Mittlerweile ist der Biesfelder Katzenfall auch in der Politik angekommen. Im Rat war aus Reihen der CDU-Fraktion nachgefragt worden. SPD-Fraktionsvorsitzender und -Bürgermeisterkandidat Sascha Pechbrenner hat am Montag die Initiative zu einem Runden Tisch mit allen Akteuren angestoßen.
"Unser gemeinsames Ziel sollte sein, den langfristigen Fortbestand des Tierheimes in Kürten zu sichern und eine nachhaltige Lösung für die akuten finanziellen Herausforderungen zu finden, die dessen Existenz massiv bedrohen."
Das Tierheim biete einen "unverzichtbaren Beitrag für unsere Gemeinde", schreibt Pechbrenner. Und weiter: "Das Tierheim gehört zu Kürten und muss erhalten bleiben." © Kölner Stadt-Anzeiger
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