Das schmucke Gebäude mit Turm trägt einen großen Namen: Tatsächlich war das "Weiße Haus" in Donrath mal ein Amtssitz - wenn auch nicht eines Präsidenten, wie in den USA, sondern eines Bürgermeisters.

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Für den größten Ortsteil der Stadt ist es ein Identifikationsobjekt, der Saal ein wichtiger Veranstaltungsort. Doch was in Zukunft mit dem Bau aus der Gründerzeit passiert, ist offen.

Denn der derzeitige Besitzer will das Weiße Haus offenbar loswerden. Der Stadtrat beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung mit einem Kaufangebot. Das nicht-öffentlich gefasste Votum war eindeutig: Die Kommune wird das historische, wenngleich nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht erwerben, so die Pressestelle auf Anfrage. Details, wie der anvisierte Verkaufspreis, wurden nicht mitgeteilt.

Hinter dem Weißen Haus in Lohmar-Donrath entstehen 15 Eigentumswohnungen

Laut den Informationen unserer Zeitung sind der Zuschnitt der Immobilie und die Nutzung mit Gastraum, Wohnungen, dem 199 Personen fassenden Saal und Toilettenanlage kompliziert. In Kürze wird zudem auf dem hinteren Grundstücksteil ein Mehrfamilienhaus gebaut.

Das wäre das erste des neuen Viertels. Auch auf anderen, benachbarten Grundstücken, die zum Teil der Stadt gehören, entsteht Wohnbebauung für insgesamt etwa 80 Haushalte. Hinterm Weißen Haus sind die Bagger schon angerollt, ein Banner zeigt das Projekt mit 15 Eigentumswohnungen.

Anfang 2022 hatte eine große Gruppe von Bürgern gegen die Bebauungspläne demonstriert. Die Repräsentanten verschiedener Vereine fürchteten um die Nutzung des Saales. Das neue Mehrfamilienhaus auf dem hinteren Grundstück sollte laut ursprünglicher Planung lediglich sechs Meter Abstand haben. Im Laufe des Verfahrens wurden die Grenzen verrückt.

Ernteverein, Aggerpiraten, Tanzflöhe und TV Donrath haben hier ihre Heimat. Rund 130 Jahre alt ist das Weiße Haus, mehr als 100 Jahre der angrenzende Saal mit Holzparkett und gedrechselten Säulen. Donrath war lange Zeit Verwaltungsmittelpunkt der Bürgermeisterei Lohmar, laut Heimatverein ab 1851 bis 1892 mit Bürgermeister Wilhelm Orth im Haus Siebertz.

1892 verlegte Bürgermeister Peter Karl von Francken (1892-1906) seine Amtsstube in zwei Räumen des früheren Nebengebäudes. Kohlenhändler Fritz Kreuzer erhielt 1882 die Konzession für einen Gasthof. Ende 1909 erweiterte er um einen Tanzsaal und eine Kegelbahn.

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Der Ernteverein Donrath möchte 2025 im Saal sein hundertjähriges Bestehen feiern. Dort finden unter anderem das Oktoberfest, Seniorennachmittage, Puppentheater, Kunst- und Handwerkermärkte statt. Nehme man den Vereinen ihren Treffpunkt, seien diese nicht mehr lebensfähig, so die Befürchtung. Die Jabachhalle sei keine Alternative.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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