Wer auf der Landesstraße 359 in Richtung Witzhelden unterwegs ist und das Ortsausgangsschild Bergerhof gerade passiert hat, stößt 100 Meter weiter auf der rechten Seite auf eine Hofzufahrt.

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Waltenrath steht auf dem Straßenschild, und das Erste, was ins Auge fällt, wenn man in die Sackgasse abbiegt, ist eine imposante Scheune mit Krüppelwalmdach.

Geht es nach Florian Kötting und seiner Familie, die auf dem Hof neben der Scheune wohnen, könnte diese in einigen Jahren ein Café beherbergen. Außerdem schwebt Kötting vor, den Backsteinbau für Co-Working-Spaces zu öffnen. Doch nicht nur für die 100 Jahre alte Scheune plant er gemeinsam mit seinem Bruder eine neue Nutzung. Rund um die bestehende Hofgebäude sollen ihren Plänen zufolge elf kleine Wohngebäude entstehen, eingeschossig, maximal 70 Quadratmeter groß, dazu Räume für eine Kindertagespflege. Einen Rastplatz für Wanderer, die auf dem in der Nähe verlaufenden Obstwanderweg unterwegs sind, soll es auch geben. Und viele Obstbäume für eine Streuobstwiese.

Politik stellt sich gegen die Pläne

Allein: Eine politische Mehrheit im Stadtrat zeichnet sich für die Pläne, die Köttings eigenen Angaben zufolge seit vier Jahren verfolgen, weiterhin nicht ab. Der Stadtentwicklungsausschuss stellte sich gegen eine von der Verwaltung empfohlene – und vor dem Beginn der weiteren konkreten Bauplanung nötige – Änderung des Flächennutzungsplans rund um den Bauernhof mit der Mehrheit der Stimmen von CDU, Grünen und BWL. Einzig die SPD und der fraktionslose Matthias Ebecke votierten dafür. Entscheiden muss jetzt der Stadtrat in seiner Sitzung in der kommenden Woche.

Wir haben darum geworben, das Projekt erst einmal zu starten

Florian Kötting

Florian Kötting zeigte sich im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" nach der Sitzung, in der er den Ausschussmitgliedern die Pläne seiner Familie vorstellte, enttäuscht. "Wir haben darum geworben, das Projekt erst einmal zu starten." Es habe sich jedoch ein organisierter Widerstand dagegen formiert. Das Ganze sei ein Gesamtkonzept von Wohnen, Leben und Arbeiten. Auch bei der Regionale 2025 habe man das Projekt eingereicht und befinde sich dort mittlerweile im Förderstatus B.

Der Knackpunkt aus Sicht der Mehrheit im Ausschuss und auch der gegen die Pläne in Waltenrath protestierenden Anwohner ist aber der Flächennutzungsplan. In seiner geltenden Fassung sieht er auf dem drei Hektar umfassenden Plangebiet für das Projekt landwirtschaftliche Fläche vor, die zum größeren Teil in Fläche für gemischt Bebauung geändert werden müsste. Zudem sind Flächen, die in der Vergangenheit als Ausgleich für Wohnbebauung festgelegt wurden, von den Plänen betroffen.

Es gibt Ausgleichsflächen, die nicht bebaut werden dürfen

Projektgegner Peter Sasnauskas

Darauf hob auch Peter Sasnauskas mit Gespräch mit dieser Zeitung ab. Sasnauskas, direkter Nachbar der Köttings, ist einer der Initiatoren einer Unterschriftenliste gegen die Pläne, die seinen Angaben zufolge inzwischen etwa 140 Anwohner unterzeichnet haben. "Die Vorhabenträger haben einige Dinge nicht beachtet. Es gibt Ausgleichsflächen, die nicht bebaut werden dürfen", so Sasnauskas. In einer E-Mail an die Redaktion beklagt er zudem, dass Anwohner und Nachbarn zumindest bis Anfang November nie einbezogen oder informiert worden seien. Weiter wollte er sich aber nicht äußern: "Wir warten die Ratssitzung am 28. November ab und werden anschließend Stellung beziehen."

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Kötting wiederum betonte, er und seine Familien bekämen auch viel positives Feedback aus der Nachbarschaft. Der 51-jährige Jurist, der als Anwalt in einem Unternehmen arbeitet, sagte: "Wir sind kein Profi-Investor. Wir machen das hier nebenbei und nicht mit dem Ziel, damit unseren Lebensunterhalt zu bestreiten." Ganz hat er die Hoffnung, dass die Politik in Leichlingen vielleicht doch noch Ja sagt zu dem Projekt seiner Familie, jedoch: "Wenn der Rat auch Nein sagt, ist das in der Form gestorben."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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