Jena - In Jena wird derzeit über die nötige Anzahl privater Parkplätze bei Bauprojekten diskutiert. Die Pläne der Stadt zu weniger privaten Stellplätzen bringen nach Ansicht eines Experten eine finanzielle Entlastung für Käufer von Wohnungen.
Andererseits gibt es aber auch Sorgen um die Verschärfung von Parkplatznot. Noch ist Jena bei dem Thema Vorreiter. Aber ziehen andere Kommunen nach? Die wichtigsten Infos im Überblick.
Das sind die Pläne in Jena
Die Stadt will in Gebieten mit besonders guter Nahverkehrsanbindung weniger Stellplätze bei Bauprojekten ermöglichen. Das ist zwar auch schon landesweit geregelt. Jena will aber noch weiter gehen und in besonders gut angebundenen Gebieten bis zu 30 Prozent unter den landesweiten Vorgaben liegen, sagt der Dezernent für Stadtentwicklung, Christian Gerlitz. So könnten beispielsweise für ein Mehrfamilienhaus statt mindestens einem nur noch 0,7 Stellplätze pro Wohnung nötig sein.
Hintergrund ist laut Gerlitz ein geändertes Mobilitätsverhalten: Viele junge Menschen in der Stadt machten keinen Führerschein mehr. Stattdessen habe sich der Anteil am Rad-, Fuß- und Nahverkehr in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. "Es geht hier nicht darum, jemanden umzuerziehen und einen Mangel an Stellplätzen zu erzeugen", betont er.
Das ist die Kritik daran
Am Mittwoch soll der Stadtrat die Pläne absegnen. Doch es gibt noch Diskussionen. Generell sei es gut, das Thema anzugehen, hieß es von der CDU-Fraktion im Stadtrat. Sie will aber erreichen, dass die Reduzierung nicht gar so drastisch ausfällt. Die Parkplatzsituation in der Stadt sei schon heute prekär und es sei eine noch angespanntere Lage zu befürchten. Man dürfe "keinen einseitigen ideologischen Kampf gegen das Auto führen". Andererseits, erzählt Gerlitz, gebe es auch Stimmen, die noch deutlich mehr Reduzierung fordern.
Das machen andere Kommunen
Nach Ansicht von Frank Emrich, Direktor des Verbands der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw), würde das Jenaer Modell besonders in eng bebauten Städten wie Erfurt oder Weimar Sinn machen.
In der Landeshauptstadt gibt es bereits seit Jahren die Möglichkeit, Stellplätze zu reduzieren, wenn Alternativen geschaffen werden - etwa ein Carsharing-Parkplatz. Im Frühjahr soll geprüft werden, ob die Anforderungen nochmal überarbeitet werden.
Weimar hingegen orientiert sich an den landesweit geltenden Regeln. Eine eigene Satzung sei bislang nicht angedacht. Andere Kommunen wie Gotha, Suhl, Gera, Eisenach oder Altenburg gehen einen ähnlichen Weg oder haben bisher nicht entschieden, ob sie eigene Vorgaben aufstellen wollen.
Das bringen die Pläne finanziell
Ganz grob gerechnet koste ein neu erschlossener Stellplatz im Freien 15.000 Euro, sagt Emrich. "Und bei Tiefgaragenstellplätzen kommt man unter 35.000 Euro nicht weg." Eine Beispielrechnung, wenn man von 35.000 Euro ausgeht: bei einem Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten und Tiefgarage könnten 0,7 statt ein Stellplatz pro Wohnung 84.000 Euro Ersparnis ausmachen
In der Vergangenheit habe es bereits Bauvorhaben gegeben, die wegen der notwendigen Stellplatzzahl nicht gemacht worden seien, sagt Emrich. "Insbesondere dann - und das ist in stark verdichteten Gebieten unausweichlich - wenn man das über Tiefgaragen machen muss." Er wisse auch von Projekten, wo ein größerer Teil der gebauten Tiefgaragen leer stehe. © Deutsche Presse-Agentur
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