Erfurt/Jena/Weimar/Gera - Die Trauerhallen auf den Thüringer Friedhöfen bleiben immer öfter ungenutzt.
"Seit der Corona-Zeit finden viele Trauerfeiern vermehrt direkt am Grab statt", sagt Andy Faupel, Sprecher der Stadt Weimar auf dpa-Anfrage. Das liege einerseits daran, dass dann keine zusätzlichen Gebühren für die Nutzung der Trauerhalle anfielen. Es sei aber auch ein grundsätzlicher Trend, der sich immer stärker durchsetze. Auch in anderen großen Städten wie Erfurt und Jena wird diese Entwicklung beobachtet. Zudem würden die Trauergesellschaften immer kleiner, hieß es mehrfach.
Grundsätzlich seien in Erfurt, Jena und Weimar die Trauerhallen auf den Hauptfriedhöfen sowie die überwiegende Zahl der Trauerhallen in den Ortsteilen in einem "guten baulichen Zustand", so die Sprecher. Im Erfurter Stadtgebiet gebe es vor allem in Tiefthal und Kerspleben einen höheren Sanierungsbedarf. In Gera bestehe dieser hingegen in allen fünf städtischen Trauerhallen, erklärte Sprecherin Claudia Steinhäußer. Aktuell seien deshalb nur drei in der Nutzung.
Erhalt der Hallen kostet
Für die Städte wird es durch die geringere Nutzung immer kostspieliger, die Gebäude zu erhalten - von denen es je nach Größe der Stadt und der Zahl der Stadtteile nicht gerade wenige gibt. So verfügt etwa die Stadt Erfurt einem Sprecher zufolge über 15 Trauerhallen auf 25 kommunalen Ortsteilfriedhöfen, auf dem Hauptfriedhof gibt es zudem drei solcher Hallen. Auf den 21 Friedhöfen im Jenaer Stadtgebiet befinden sich zusätzlich zu den großen Hallen auf den beiden Hauptfriedhöfen sieben weitere Trauerhallen. Die Stadt Weimar ist neben einer großen Trauerhalle und einem kleinen Abschiedsraum auf dem Hauptfriedhof ebenfalls für sieben weitere entsprechende Gebäude in den Ortsteilen zuständig.
Dabei ist die Nutzung in kleinen Ortsteilen naturgemäß ebenfalls geringer als in der Innenstadt: So seien beispielsweise in Erfurt von den durchschnittlich rund 825 Feierstunden im Jahr nur 180 auf die Ortsteile entfallen, erklärte Sprecherin Sophie Pohl. "Die Herausforderungen liegen einerseits in der eher geringen Auslastung der kleineren Hallen auf den Ortsteilfriedhöfen, andererseits in den trotzdem bestehenden Instandhaltungs- und Unterhaltskosten." Doch auch die großen Hallen würden wegen der immer kleiner werdenden Trauerfeiern nicht mehr so stark gebucht, hieß es übereinstimmend. Daher sei es wichtig, möglichst flexible Raumaufteilungen bieten zu können.
Beamer-Show zum Abschied
Hinzu kommen immer neue Anforderungen. Während Barrierefreiheit und die Ausstattung mit moderner Tontechnik mittlerweile zum Standard gehörten, würden immer häufiger auch Beamer und Leinwände bei Trauerfeiern eingesetzt, so die Sprecher. In Erfurt soll es künftig die Möglichkeit geben, Feiern auch online zu übertragen. So könnten Trauergäste, die nicht auf den Friedhof kommen könnten, zumindest beim Livestream dabei sein. Aktuell sei es bereits möglich, Diashows zu übertragen.
Unter anderem in Weimar sind zudem spezielle Techniken wie die sogenannten Hörschleifen im Einsatz, mit deren Hilfe Hörgeschädigte Tonübertragungen direkt ohne Nebengeräusche und Hall empfangen können. Dort werde daher bei der aktuellen Sanierung des Verwaltungsgebäudes auch die gesamte technische Infrastruktur erneuert, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein, erklärte ein Sprecher. © Deutsche Presse-Agentur
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