Sebastian Vettel hat eine enttäuschende Formel-1-Saison hinter sich. Angetreten, im Ferrari endlich Weltmeister zu werden, konnte der 32-Jährige nicht einmal den Herausforderer im eigenen Stall in Schach halten. Vom Teamchef gibt es trotzdem Lob. Harte Kritik gibt es allerdings vom langjährigen Formel-1-Chef.

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Sebastian Vettels fünftes Jahr bei Ferrari war das schwächste des viermaligen Weltmeisters. Nicht nur Erzrivale Lewis Hamilton fuhr ihm auf und davon. Vettel gelang es auch teamintern nicht, gegen den ambitionierten Neuzugang Charles Leclerc seinen Status als Nummer eins zu behaupten.

Der Monegasse raste zu sieben Pole Positions, Vettel kam nur auf zwei. Leclerc gewann zwei Rennen, Vettel nur eins. Folgerichtig platzierte sich Leclerc (Platz 4) in der WM-Gesamtwertung mit 24 Zählern vor Vettel (Platz 5).

Ecclestone vermisst Vettels Kampfgeist

Der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone fand nun deutliche Kritik für Vettels Leistung in der abgelaufenen Saison. "Ich vermisse bei ihm in letzter Zeit die Bereitschaft, alles dafür zu tun, um zu gewinnen", sagte Ecclestone der "Sport Bild".

Schon im Vorjahr hatte Ecclestone ihn wegen angeblich fehlender Führungsqualitäten angegriffen. "Michael hat Ferrari auf seine Schultern genommen und das Team aus der Krise geführt. Er war ein Leader. Vettel ist nicht so", wetterte der 89-Jährige damals in der "Gazzetta dello Sport".

In Vettels Teamkollegen Leclerc hingegen sieht Ecclestone den kommenden Star der Szene. Mit seinem Vergleich greift der Engländer ins höchste Regal: "Der junge Charles Leclerc erinnert mich stark an Michael Schumacher."

Der siebenmalige Weltmeister Schumacher, dem mit nunmehr sechs Titeln Hamilton im Nacken sitzt, krempelte Ferrari in den 90er-Jahren um und machte nach seiner Ankunft im Jahr 1996 aus den Roten wieder den dominierenden Rennstall in der Königsklasse des Motorsports.

Bei Schumacher dauerte es bis zur fünften Saison, bis er erstmals mit Ferrari Weltmeister wurde. Vettel hat diese fünfte Saison jetzt hinter sich. Es war seine schlechteste bei den Roten, vom Titel scheint er weiter entfernt zu sein denn je.

Binotto: "Vettel hat das Vertrauen gefehlt"

Vettels Teamchef Mattia Binotto wartet trotz dessen mit Lob auf. "Was mir an Sebastian gefallen hat, war, dass er ruhig geblieben ist, sich in die Sache reingearbeitet hat, um zu verstehen, was er an sich und am Auto verbessern muss", sagte der Italiener dem Fachmagazin "auto motor und sport". Vettel habe "Erfahrung. Er ist sehr analytisch. Er versucht, die Dinge zu verstehen."

Allerdings habe Vettel zu Beginn des Jahres "das Vertrauen" ins Auto gefehlt. Und dann, so Binotto, "kannst du nicht am Limit fahren. Je mehr Abtrieb wir gefunden haben, umso mehr kehrte dieses Vertrauen zurück. Und schon wurden seine Rundenzeiten besser. Charles Leclerc war eine gute Messlatte für ihn. Das hat ihn zusätzlich angetrieben."

Die Rivalität zwischen dem Etablierten und dem Newcomer brach auf der Piste allerdings offen aus und gipfelte im vorletzten Rennen in Brasilien in einer vermeidbaren Kollision, die beide Wagen ausscheiden ließ. Binotto hält dennoch für 2020 an der Fahrerpaarung fest: "Im Moment sehe ich keinen Grund für Regeln. Ich erwarte von meinen Fahrern, dass sie smart genug sind, das in Zukunft zu vermeiden."

Ansonsten betont Binotto vor allem die Notwendigkeit, ein konkurrenzfähiges Auto zu haben. "Es stimmt, dass wir viel mehr Rennen hätten gewinnen können. Doch um einen Titel zu holen, brauchst du das schnellste und das zuverlässigste Auto. Wir hatten beides nicht. Aber wir sind nicht so weit weg. Wir müssen eine Lücke schließen, und das ist machbar", sagte Binotto. (hau/AFP/dpa)

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