• Die Formel 1 startet am Sonntag in Bahrain in ihre neue Saison.
  • Champion Max Verstappen ist der Gejagte, die Herausforderer vor allem Ferrari und Mercedes.
  • Doch wie sind die Favoriten auf den Titel in Form? Wir machen den Check.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel in der Formel 1 bedient Max Verstappen ein uraltes Klischee. Denn als Niederländer reist er jetzt stilecht mit einem Wohnwagen zu den Rennen in Europa. Motorhome nennt man das in der Königsklasse, und das Gefährt ist deutlich größer, moderner und luxuriöser als die Camper, mit denen Deutschlands Nachbarn in den Urlaub fahren. Mehr noch: Verstappen hat sich zudem noch einen Simulator einbauen lassen. "So kann ich immer dranbleiben, auch während der Rennwochenenden. Und ich kann jetzt vielleicht auch länger im Bett bleiben am Morgen. Aber vor allem geht es um Privatsphäre", sagte er.

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Mit dem Selbstbewusstsein des amtierenden Champions geht der 25-Jährige mit dem klaren Ziel in die Saison, gemeinsam mit Red Bull Racing am Ende erneut ganz vorne zu sein. Die ersten Herausforderer sind Ferrari und Mercedes. Es gibt aber auch einen Außenseiter, der die drei Großen ärgern könnte. Wir machen vor dem Start in die neue Saison den großen Favoritencheck.

Red Bull Racing sind das Maß der Dinge

Die Weltmeister von Red Bull sind diejenigen, die es auch 2023 zu schlagen gilt. Die dreitägigen Testfahrten verliefen reibungslos, Max Verstappen und Sergio Perez waren viel, schnell und ausbalanciert unterwegs. "Das Auto funktioniert sehr gut", sagte Verstappen. "Es macht einfach Freude, damit zu fahren. Es gibt immer ein paar Kleinigkeiten, die noch besser sein könnten. Aber fürs erste Mal mit einem neuen Auto war das schon ziemlich nah am Optimum."

Nah am Optimum. Wenn man bedenkt, wie überlegen der RB18 vor allem zum Ende der vergangenen Saison war, ist ein RB19 nah am Optimum eine echte Drohung an die Konkurrenz. Vor allem, da es beim Reglement nicht viele Änderungen gab. Auch sein Teamkollege ist zufrieden: "Das Team hat einen außergewöhnlichen Job gemacht", lobte Perez. "Die Fabrik hat über den Winter wirklich hart gearbeitet. Wir haben auf jeden Fall ein gutes Grundauto, mit dem wir arbeiten können." Auf jeden Fall geht man mit einem Vorsprung in die neue Saison.

Wie gut ist Ferrari mit neuem Chef?

Auch Ferrari war bei den Testfahrten gut unterwegs, zementierte mindestens die Rolle als Nummer zwei und damit erstem Red-Bull-Jäger. Die wichtigste Änderung bei den Roten gab es an der Spitze: Frederic Vasseur ist der neue Chef, er hat den glücklosen Mattia Binotto abgelöst. Der Franzose Vasseur muss sich aber nicht nur darum kümmern, dass das Auto funktioniert, sondern auch andere Baustellen beackern.

So unterliefen dem Team teilweise unerklärliche Kommunikations- oder Strategiefehler am laufenden Band. Auch die Piloten patzten zwischendurch immer mal wieder. Passt das Gesamtpaket endlich, kann Ferrari Platzhirsch Red Bull möglicherweise angreifen. Es sei denn, man schlägt sich mal wieder selbst. Doch die Hoffnungen ruhen auf Vasseur, der innerhalb des Teams bereits personelle Veränderungen vorgenommen hat, um die Fehler abzustellen.

"Es ist noch sehr früh, aber ich kann sagen, dass er sich schnell eingelebt hat. Er hat das Team gleich verstanden und das ist bei einer so großen Mannschaft wie Ferrari nicht selbstverständlich", sagte Charles Leclerc: "Ich bin mir sicher, dass er sich gut anstellen wird. Er ist sehr gut darin, die Positionen mit den richtigen Menschen zu besetzen, um das Beste aus der Mannschaft herauszuholen."

Mercedes: "Da ist der Wurm drin"

Mercedes: Mercedes hinterließ bei den Testfahrten in Bahrain einen durchwachsenen Eindruck. An den drei Tagen gab es immer wieder Probleme, auch die Performance stimmt die Beteiligten nicht unbedingt optimistisch, obwohl das neue Auto besser ist als das alte. "Wir glauben definitiv, dass wir irgendwann ein Auto haben werden, das in der Lage ist, wieder in den Kampf einzugreifen. Dass das aber schon nächstes Wochenende so weit sein wird, ist meiner Meinung nach ein bisschen weit hergeholt", sagte Lewis Hamilton, der seinen achten WM-Titel jagt. "Es gibt noch viele Dinge, die wir adressieren müssen. Einige Faktoren limitieren unsere Balance noch und sind noch vom letzten Jahr präsent. Da müssen wir uns jetzt einfach durcharbeiten", sagte der 38-Jährige.

Auch Experten sind eher pessimistisch. "Da ist der Wurm drin. Man erreicht die Ziele nicht oder setzt sich falsche. Das Auto war schon wieder schwer zu fahren", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher. "Die Fahrer kämpfen oft, Lewis war oft auf den Kerbs. Ich glaube, da ist bei Mercedes leider Gottes noch ein bisschen Arbeit", so Schumacher, der dem Rennstall "ein schweres Jahr" prophezeit. Hamiltons Teamkollege George Russell setzt auf den Faktor Zeit, denn bei 23 Saisonrennen wird die WM nicht in den ersten Wochen entschieden. Doch der Budgetdeckel, die Ausgaben-Obergrenze, wird die Silberpfeile in Sachen Weiterentwicklung irgendwann automatisch ausbremsen.

Kann Aston Martin überraschen?

In der Formel 1 geht es meistens um die Frage, wer "Best of the Rest" wird, wer sich also hinter den Top drei einordnet. Doch möglicherweise wird Aston Martin eine echte Überraschung. Das Auto wurde einmal auf links gedreht, außerdem ist jetzt Fernando Alonso an Bord, die Testfahrten verliefen verheißungsvoll. "Ich denke, das Team hat eine Menge Fortschritte gemacht. Wir haben das Auto von neuen Leuten entwerfen lassen, 95 Prozent des Autos sind neu", sagte Alonso, der den zurückgetretenen Sebastian Vettel ersetzt.

Aston Martin machte im Vorfeld einen so guten Eindruck, dass viele Experten den Rennstall auf der Rechnung haben und es für möglich halten, dass man Mercedes angreifen könnte. Nach Platz sieben im Vorjahr wäre das ein Quantensprung. Alonso ist auch ein Grund, warum Aston Martin so ein großer Sprung zugetraut wird. "Ich gebe meine 100 Prozent. Das verlange ich auch vom Team. Ich bin der Erste, der morgens kommt, und der Letzte, der abends geht. Ich glaube, dass jeder im Team ein bisschen mehr tut, weil er weiß, dass ich es auch tue", sagte er. Für den Titel wird es freilich nicht reichen. Da sind zumindest fürs Erste Verstappen und Red Bull das Maß der Dinge.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • sport.sky.de: Schumacher über Mercedes & Hamilton: ''Wird ein schweres Jahr für sie''
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