Lewis Hamilton wartet seit fast zwei Jahren auf einen Sieg in der Formel 1. Während er meint, bei der Konkurrenz eine gewisse Gleichgültigkeit herauszuhören, glaubt er an einen Mercedes-Neustart.

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Die Dominanz von Red Bull Racing und Max Verstappen ist in dieser Saison besonderes erdrückend. Lewis Hamilton kann sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung der Rivalen nicht verkneifen und betont dabei, wie sehr er sich durch die sportliche Durststrecke von Mercedes weiterentwickeln konnte. Er glaubt an einen Neustart 2024.

Lewis Hamilton wartet. Und das seit nunmehr fast zwei Jahren. Es ist eine halbe Ewigkeit für den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister: Der Brite gewann zuletzt am 5. Dezember 2021 ein Rennen in der Motorsport-Königsklasse. Es war damals das vorletzte Rennen einer Saison, die mit dem kontroversen Finale in Abu Dhabi ein legendäres Ende nahm.

Dass der erste Titel von Max Verstappen zugleich auch eine Ära der Dominanz von Red Bull Racing und Verstappen einläuten würde, konnte damals niemand wissen. Bereits 2022 hatten Hamilton und Mercedes keine Chance mehr, doch 2023 war Verstappen bei seinem nunmehr dritten Titelgewinn in Folge ganz besonders tonangebend.

Verstappen hat vor dem Finale am Wochenende in Abu Dhabi 18 der bisherigen 21 Rennen gewonnen, er hat den Titel seit Wochen sicher und hat zudem satte 276 (!) Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger, seinen Teamkollegen Sergio Pérez, der gegen Verstappen trotz der gleichen Voraussetzungen komplett chancenlos war. Hamilton hat sogar 317 Zähler Rückstand auf Verstappen. Der Niederländer ist das Maß der Dinge in diesem Jahr. So sehr, dass Hamilton glaubt, beim Gegner inzwischen eine gewisse Gleichgültigkeit herauszuhören.

Gelangweilte Seriensieger?

"Wenn man so viel Erfolg hat, ist es schwer, die Dinge in der richtigen Perspektive zu behalten, egal wie sehr man sich bemüht", sagte Hamilton zu Channel 4 und verweist auf Red Bulls Teamchef Christian Horner, der Verstappen zu seinen Siegen traditionell am Funk gratuliert: "Ich höre es sogar an Christian Horners Stimme, wenn Max gewinnt, er weiß nicht, was er sagen soll. Er sagt dann: 'Da haben wir's wieder. Gut gemacht, Max. Gut gemacht.'" Die Aufregung vergehe, aber wenn man zum ersten Mal wieder gewinne, sei das unglaublich, so Hamilton. "Aber wenn man die Siege die ganze Zeit hat, ist es nicht dasselbe."

Er selbst war ebenfalls mal Seriensieger, holte mit Mercedes zwischen 2014 und 2020 sechs WM-Titel, er wurde lediglich 2016 von seinem Teamkollegen Nico Rosberg bezwungen. Hamilton gewann in diesem Zeitraum immer mindestens neun Rennen pro Saison. Doch die aktuelle Durststrecke hat auch etwas Gutes, wie er verriet. "Ich denke, dass ich durch die Widrigkeiten und die Erfahrung der letzten zwei Jahre sehr viel als Fahrer gelernt habe – nicht unbedingt auf der Strecke, sondern vor allem abseits der Strecke, was den Umgang mit anderen angeht."

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Er macht aber keinen Hehl daraus, dass es ihm reicht mit der Lernerei. Er will wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen. Vier zweite Plätze waren es für ihn 2023, insgesamt sechs Podestplätze und WM-Rang drei hinter Verstappen und Pérez. Best of the Rest also, was aber keinesfalls der Anspruch ist. "Natürlich will ich wieder gewinnen", stellte er klar. "Ich habe das Gefühl, wenn wir wieder gewinnen, wird das Gefühl noch größer sein, weil jeder gekämpft hat."

Der 38-Jährige glaubt fest an einen Neustart mit Mercedes im Kampf um den Titel in der kommenden Saison, auch wenn das Reglement stabil bleibt. Es kommt also darauf an, wie Mercedes die Erfahrungen aus dieser Saison am Auto umsetzt und den Boliden weiterentwickelt. "Wir müssen unsere Kräfte bündeln und einen Ausweg finden. Ich bin nicht die Art von Person, die das Schiff verlässt, wenn die Situation schwierig wird", sagte er der "Gazzetta dello Sport". "Wir versuchen Informationen und Erfahrungen zu sammeln, um 2024 wettbewerbsfähig zu sein."

Mercedes leidet

Das Team leide, weil man technische Fehler gemacht habe – sowohl im vergangenen als auch in diesem Jahr. "Als Team haben wir die Verantwortung für diese Fehler übernommen und versucht, die Lage zu ändern, doch dies ist wegen des geltenden Kostendeckels schwierig", sagte Hamilton. "Wenn man vom technischen Standpunkt drei Monate Verspätung gegenüber den Rivalen angesammelt hat, kann man nicht wie in der Vergangenheit aufholen."

Doch allen voran Mercedes-Teamchef Toto Wolff treibt die Truppe unermüdlich an. "Er hasst es, zu verlieren. Vielleicht noch mehr als ich. Das ist ein Grund, weshalb ich ihn sehr gerne habe", sagte Hamilton. Auch deshalb glaubt er an die Wende und an die Chance auf seinen achten WM-Titel, mit dem er Legende Michael Schumacher endgültig hinter sich lassen würde.

"Ich bin seit 13 Jahren bei Mercedes. Wir haben große Erfolge errungen. Ich arbeite weiter mit denselben Leuten mit riesigem Talent, denen ich voll vertraue", sagte er. "Ich glaube nicht, dass sie plötzlich all ihre Fähigkeiten verloren haben." Auf diese Fähigkeiten setzt Hamilton. Damit er nicht mehr lange auf seinen nächsten Sieg warten muss.

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