• Der Sieg von Max Verstappen im 18. Saisonrennen in Mexiko war einer, der beim Titelrivalen Lewis Hamilton Eindruck hinterließ. Der Titelverteidiger wirkt angezählt.
  • 19 Punkte beträgt Verstappens Vorsprung vier Rennen vor dem Ende.
  • Was Mercedes zusetzt, ist die Stärke des Red-Bull-Boliden: "Sie sind einfach zu schnell", sagte Hamilton.

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Als die Frage zum Titelkampf kommt, schaltet Max Verstappen sofort in den Floskel-Modus. Er setzt das Pokerface auf: keine Emotionen, keine Euphorie, keine Ansagen. Es ist wohl auch die beeindruckende Abgeklärtheit, die ihm auf dem Weg zum ersten Formel-1-Titel die letzten Prozente bringt.

Der Niederländer ist konzentriert, fokussiert – selbst dann, wenn er wie in Mexiko einen Big Point gelandet hat und ihm und seinem mexikanischen Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez knapp 140.000 positiv verrückte Fans zujubeln. Mit seinem achten Saisonsieg hat er seine Führung in der WM auf seinen Mercedes-Verfolger Lewis Hamilton auf 19 Punkte ausgebaut, einen Grund zur Vorfreude sieht er vier Rennen vor Schluss aber nicht.

Deshalb lässt sich Verstappen zu nichts hinreißen. "Es ist noch ein langer Weg. Es sieht gut aus, es kann sich aber schnell drehen. Wir schauen von Rennen zu Rennen", sagte er bei Sky. So angriffslustig der Niederländer auf der Strecke ist, so zurückhaltend ist er verbal. Und das trotz des dicken Ausrufezeichens. Denn der Sieg war nicht einfach nur ein Sieg, sondern eine Machtdemonstration.

Verstappen begeistert mit Brems-Manöver

Vor allem Verstappens Mega-Manöver nach dem Start lässt die Formel-1-Welt staunen. Da hatte er – von Platz drei aus gestartet – auf der linken Seite eine Lücke gefunden, flog mit den beiden Mercedes von Hamilton und Valtteri Bottas in Dreier-Formation auf die erste Kurve zu und bremste sehr spät, um sich an den beiden Konkurrenten vorbeizudrücken.

"Jenseits von Gut und Böse", wie Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko urteilte. Im üblichen Startchaos, mit kalten Reifen, kalten Bremsen und dem erhöhten Risiko eines Ausfalls hält Verstappen rein, nach dem Motto, "wer zuerst bremst, verliert". Und zuerst gebremst hat die Konkurrenz. Verstappens scheinbar grenzenloses Selbstvertrauen, gepaart mit enormer Risikobereitschaft in Kombination mit einem Auto, das ihm vieles ermöglicht, ist ganz offensichtlich die passende Titel-Mixtur.

Um die Ohren gefahren

Es sind zudem Manöver wie diese, die im Titelkampf einen Unterschied ausmachen können. Denn sie hinterlassen beim Gegner Eindruck, sind wirkungsvoller als jede wortreiche Kampfansage. Denn nach dem Manöver fuhr Verstappen seinem Titelrivalen um die Ohren.

Und bei Hamilton hört man die Resignation bereits heraus. "19 Punkte sind natürlich eine Menge. Wenn sie ihre überlegene Geschwindigkeit in die nächsten Rennen mitnehmen, sind wir in Schwierigkeiten", sagte Hamilton: "Sie sind einfach zu schnell, also geben wir alles, was wir haben, aber leider reicht es im Moment nicht, um es mit ihnen aufnehmen zu können."

Mit dieser Aktion lässt Hamilton die Herzen dreier Kinder höher schlagen

Lewis Hamilton hat drei Schulkindern die Überraschung ihres Lebens beschert. Die Kinder absolvierten eine Führung durch das Mercedes-Werk im englischen Brackley, als sie auf einen mysteriösen Ingenieur trafen. Hinter der ausgefeilten Maske verbarg sich niemand anderes als der Formel-1-Star selbst.

Sky-Experte Timo Glock sieht "ein absolutes Ausrufezeichen" im WM-Kampf von Verstappen und einen Dämpfer für Hamilton. "Nach dem Qualifying hatte er ein kleines Hoch, aber dem hat Max Verstappen mal ganz klar den Stecker gezogen. Und ich glaube, dass Lewis das einschätzen kann. Es war ein Dämpfer und den muss er auch erstmal wegstecken."

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bedient bereits die Durchhalteparolen. Immerhin: Viel Zeit zum Hadern bleibt nicht, am kommenden Wochenende geht es mit dem 19. Saisonrennen in Brasilien weiter. Klar ist: Mercedes muss sich etwas einfallen lassen. "Wir müssen das abhaken und das Wochenende beiseiteschieben", sagte Wolff: "In dem Sport kann alles passieren, es ist noch nichts verloren. Wir müssen anfangen, sie zu übertreffen und auf den Renngott hoffen."

Die besseren Argumente

Da hat Red Bull die deutlich besseren Argumente. Trotzdem: Verstappen glaubt nicht an so etwas wie Momentum. "Wir müssen in jedem Rennen versuchen, die Details zu finden, und das haben wir hier im Qualifying nicht getan. Die Dinge können sich also sehr schnell drehen. Es wird sehr eng und spannend bis zum Schluss." Mit klaren Vorteilen für ihn.

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