Das Finale in Abu Dhabi war auch das letzte Rennen für Franz Tost als Teamchef von AlphaTauri. Der Österreicher hört nach über 20 Jahren in der Formel 1 auf. Er wird der Königsklasse des Motorsports mit seiner Art und seinem Knowhow fehlen, aber auch Red Bull.
Franz Tost bewies im letzten Rennen der Formel-1-Saison 2023 noch einmal sehr deutlich, warum er der Königsklasse fehlen wird. Der Österreicher war nach einem achten Platz von Yuki Tsunoda "stocksauer", wie er erklärte. Denn dadurch schaffte es sein Rennstall AlphaTauri nicht, Williams noch von Platz sieben der Konstrukteurswertung zu verdrängen.
"Weil wir zu blöd waren, eine richtige Strategie zu wählen und weil ich zig Diskussionen an der Boxenmauer gehabt habe, weil ich gesagt habe, holt den Yuki rein, wir sind zu langsam", sagte Teamchef Tost bei Sky. Die Ingenieure hätten erklärt, das gehe sich aus. "Das ist reine Arithmetik. Das habe ich eigentlich gleich erkannt, dass sich das wahrscheinlich nicht ausgehen wird", sagte Tost. Klare Kante. Wie immer bei ihm. Wie immer ehrlich. Und unterhaltsam.
"Was Franz Tost angeht, haben wir ihn auch bei seinem letzten Wochenende so erlebt, wie er immer war: sehr geradeaus und emotionslos, was seinen Abschied angeht", schrieb Sky-Experte Timo Glock in seiner Kolumne. Denn Tost war der offizielle Abschied nach über 20 Jahren in der Formel 1 und das ganze Brimborium eher unangenehm, der 67-Jährige hört auf. Glock wird ihn vermissen. "Diese Geradlinigkeit wird der Formel 1 fehlen", so Glock.
Kein Vertrauen mehr zu den Ingenieuren
Ein Paradebeispiel für diese Geradlinigkeit aus der abgelaufenen Saison ist das zweite Rennwochenende in Saudi-Arabien, als Tost klarstellte, dass er seinen Ingenieuren nicht mehr vertraue. Denn der AlphaTauri war damals alles, nur nicht konkurrenzfähig. Und Tost ist niemand, der Dinge verbal beschönigt, sondern immer klar anspricht. Und "die Ingenieure, die ich gemeint habe, haben es verstanden", sagte er zuletzt im Podcast "Beyond the Grid". Und dort verriet er auch, wie es nach seinen Aussagen weiterging: Tost ließ den Worten nämlich Taten folgen.
Im Podcast erklärte er den Hintergrund der Geschichte. "Unser Auto war im vergangenen Jahr nicht konkurrenzfähig. Da habe ich gesagt, wir müssen etwas tun, denn ich kann nicht akzeptieren, dass wir uns im hinteren Teil des Feldes herumtreiben, ich will wenigstens im vorderen Teil des Mittelfeldes sein", sagte er.
Die Antwort der Ingenieure laut Tost: "‘Ja, ja. Wir arbeiten sehr hart und wir haben Lösungen. Wir wissen genau, was wir zu tun haben.' Er habe sie dann in der Aero-Abteilung besucht und habe sich Zahlen vorlegen lassen. "Und sie sagten: ‚Das Auto wird fantastisch sein. Wirklich gute Leistung, sehr gute Werte im CFT und im Windkanal und blah blah blah.'"
Weitere News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.
Tost knallhart: "Dann sind sie raus"
Dann ging es zu den Testfahrten nach Bahrain und Tost brauchte gar nicht erste auf das erste Rennen zu warten. "Ich wusste schon nach dem Test, dass wir nirgendwo sind. Dann wurde ich wütend und sagte zu ihnen: 'Was ist los?' 'Ach, weißt du, es kommt ein Upgrade.' Ich sagte: 'Ein Upgrade ist mir egal. Dieses Auto muss gut funktionieren.'"
Dann kam die besagte Pressekonferenz, auf der Tost sagte, dass er ihnen nicht mehr vertraue. Und dann zog er die Konsequenzen. "Wenn ich den Leuten nicht mehr vertraue, dann sind sie raus. Das war der Fall. Wir haben sie ausgetauscht und einige neue Leute geholt, sodass wir jetzt hoffentlich ein gutes Team in der Aero-Abteilung haben. Ich muss sagen, dass alle Verbesserungen, die sie in diesem Jahr vorgenommen haben, bisher akzeptabel waren."
Bei Tost wusste man immer, woran man war. Der 67-Jährige war aber nicht nur geradeaus, er hatte auch ein besonderes Händchen für Talente, um die er sich bei AlphaTauri (früher Toro Rosso) von 2006 bis 2023 kümmerte, als Unterbau für Red Bull Racing. Deshalb wird er nicht nur der Formel 1 fehlen, "sondern auch Red Bull", so Glock: "Die Art und Weise, wie er gearbeitet hat mit den Junioren. Er hat viele junge Fahrer ausgebildet, es sind viele sehr gute Fahrer durch seine Hände gegangen - unter anderem ja auch
Tatsächlich waren es 17 Piloten, mit denen er in den 18 Jahren bei AlphaTauri zusammengearbeitet hat. Vettel und
Lesen Sie auch:
Zwei Fahrer haben es ihm besonders angetan
Im Podcast antwortete Tost auf die Frage, welche beiden Fahrer er von den 17 Piloten, die er erlebt hat, für sein eigenes Team wählen würde, wenig überraschend wie aus der Pistole geschossen: "Vettel und Max. Wegen ihrer Hingabe zum Sport und ihrer Schnelligkeit. Sie wissen, wie man Rennen gewinnt, und sie bringen auch alle Faktoren mit, die man braucht, um Rennen zu gewinnen. Das ist in erster Linie das Talent. Man muss sehr geschickt sein, um ein solches Auto zu fahren. Zweitens, die Leidenschaft. Beide sind sehr leidenschaftlich", sagte Tost.
Zudem seien beide sehr diszipliniert, so Tost: "Sie wissen genau, wann und was sie zu tun haben. Die Disziplin ist ein sehr, sehr wichtiger Faktor. Und dann studieren sie ihre Konkurrenten, um herauszufinden, wo ihre Schwächen liegen, und um daran zu arbeiten, um sie zu schlagen. Das sind die Faktoren, die diese beiden Fahrer zu 100 Prozent haben."
Vor allem Vettel habe ihn am Anfang beeindruckt, er habe alles sehr, sehr ernst genommen und sei sehr diszipliniert gewesen, so Tost: "Er kümmerte sich um jedes kleine Detail - nicht nur in Bezug auf das Fahren, sondern auch in Bezug auf die Ernährung und das Training. Er hat mich oft angerufen und wir haben verschiedene Themen besprochen. Er hat wirklich 360 Tage Formel 1 gelebt. Das ist es, was ich erwarte." Denn Tost hat es selbst immer vorgelebt. Auch deshalb wird er der Formel 1 fehlen.
Verwendete Quellen:
- Sky Sport: Timo Glock Kolumne zum Großen Preis von Abu Dhabi: Das war natürlich ein Drama hoch zehn
- Formel1.com: FULL TRANSCRIPT: Read every word from AlphaTauri boss Franz Tost's Beyond The Grid interview
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.