• Lars Ricken spricht ganz offen über seine Vorbehalte beim Wechsel Youssoufa Moukokos zum BVB.
  • Ricken erklärt die Nachwuchsarbeit und -reformen der Borussia.

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Am Donnerstag gab Palmeiras Sao Paulo den Wechsel seines angeblichen Überfliegers Endrick zu Real Madrid bekannt. Im Sommer 2024 soll es so weit sein, dann darf das größte Talent des brasilianischen Fußballs den Sprung über den großen Teich vollziehen und seinen Dienst bei den Königlichen antreten: Dann erst wird Endrick Felipe Moreira de Sousa 18 Jahre alt.

Aktuell mischt der 16-Jährige die brasilianische Meisterschaft und die Copa Libertadores auf, in den nächsten Monaten wird Real Madrid in Tranchen insgesamt 60 Millionen Euro nach Sao Paulo überweisen, dazu kommen noch rund zwölf Millionen Steuern. Mit einem Gesamtpaket von 72 Millionen Euro wird Endrick damit zum teuersten Teenager der Fußball-Geschichte, der Deal bestätigt den Trend: Das Feilschen um Jugendliche und Kinder hat sich nicht nur längst als eigener Markt etabliert, es nimmt längst groteske Züge an.

Rickens Bauchschmerzen bei Moukoko

Auch Borussia Dortmund konnte schon mit 16-Jährigen für großes Aufsehen sorgen. Mit Nuri Sahin, der lange Zeit der Rekordspieler beim BVB war: als jüngster Spieler und als jüngster Torschütze der Klubgeschichte. Ehe er dann von Youssoufa Moukoko abgelöst wurde. Der hält nun alle erdenklichen Bestmarken und hat seine "Verpflichtung" vor knapp sieben Jahren längst gerechtfertigt.

Allerdings, so gibt Nachwuchschef Lars Ricken nun offen zu, hatte die Borussia damals einige Bauchschmerzen mit dem Wechsel eines 11-Jährigen von Hamburg nach Dortmund. "Ich hatte damals große Bedenken, ihn zu verpflichten", räumt Ricken im Podcast der "Ruhr-Nachrichten" ein.

Es habe erhebliche Hemmungen gegeben, ein Kind aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen. Weil Moukoko damals aber schon einen Berater hatte und der mächtig Druck und Überzeugungsarbeit geleistet hat, landete der Spieler doch beim BVB.

"Sein Berater hat damals zu mir gesagt: 'Ich sehe ihn bei euch, weil ihr bewiesen habt, dass ihr gut mit jungen Spielern umgehen könnt.' Deswegen haben wir ihn bekommen. Also habe ich mich mehr oder weniger breitschlagen lassen, ihn bei uns aufzunehmen", so Ricken weiter.

Ricken: "Das ist schon krass geworden"

Im Fall Moukokos hat der BVB also nicht nur den richtigen Riecher gehabt, sondern auch eine Ausnahme gemacht. Die Jagd nach den besten Talenten nicht nur der Region oder des Landes, sondern Europas oder sogar der Welt hat einiges verändert.

"Wir befinden uns nicht mehr in einer regionalen Konkurrenzsituation mit Schalke, Bochum und Bielefeld, sondern in einer europäischen. Wenn wir einen 16-Jährigen verpflichten wollen, konkurrieren wir im Zweifelsfall mit spanischen, englischen oder französischen Mannschaften. Das ist schon krass geworden", gibt der Nachwuchschef unumwunden zu.

Allerdings gebe es für die Borussia auch gewisse Grenzen, die es einzuhalten gilt. Hohe Ablösesummen für Spieler unterhalb des Leistungsbereichs der U15 ist der BVB auch in Zukunft nicht zu zahlen bereit.

"Da sind wir raus, denn es gibt in diesem Alter definitiv noch keine verlässliche Talentprognose", sagt Ricken. Überdies würde sich der BVB die Struktur im Nachwuchsleistungszentrum mit Transfers dieser Kategorie auch torpedieren: Mit dem ersten teuren Zukauf würde er anderen Spielern und auch deren Beratern sofort die Tür öffnen.

Nachwuchsleistungszentrum soll modernisiert werden

Der BVB verfolgt deshalb weiter eine zweigleisige Strategie: Mit dem notwendigen Zustrom neuer Spieler aus dem In- und Ausland sollen auch weiter die Talente der Region die Kader in den U-Mannschaften bilden. Auch deshalb soll das Trainingszentrum in Brackel ausgebaut und modernisiert werden.

"Die Pläne dazu liegen schon in der Schublade, aber dann kam Corona. Deshalb liegen sie erst mal auf Eis", erklärt Ricken. Die vorhandenen Rasenplätze sollen ausgebaut werden, dazu eine Sporthalle und ein Tagesinternat neu gebaut werden. Auch der Athletik- und Reha-Bereich wird eine Auffrischung erfahren und die Zusammenarbeit mit den drei Kooperationsschulen angepasst werden. Hier dürfte es in erster Linie um ideelle Änderungen gehen.

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"Es ist ein riesiger Unterschied, ob du mit 16 schon wie ein Vollprofi lebst und trainierst oder ob du sechs, sieben Stunden zur Schule gehst und danach noch mal trainierst. Da hast du eine ganz andere Trainingsintensität", sagt Ricken. Er muss es wissen: Mit 16 schnupperte Ricken selbst am Profi-Kader, mit 17 startete dann seine Karriere in der Bundesliga. Und nebenbei baute der Teenie-Star auch noch sein Abitur.

Verwendete Quelle:

  • ruhrnachrichten.de: BVB-Nachwuchschef Lars Ricken über Moukoko "Ich hatte Bedenken, ihn zu verpflichten"
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