• Im Spiel gegen Augsburg waren die Sündenböcke für die Flut an Gegentoren schnell gefunden.
  • Nur Salih Özcan und Nico Schlotterbeck in die Pflicht zu nehmen, greift aber viel zu kurz.
  • Stattdessen hat der BVB auch nach der Winterpause noch erhebliche strukturelle Probleme in seinem Spiel.

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Nach einem wilden Spiel mit vier Toren und drei Gegentoren liegt die Erkenntnis förmlich auf der Hand: Neben vielen guten Momenten gibt es auch einiges aufzuarbeiten und zu verbessern vor dem letzten Spiel der Hinserie beim FSV Mainz 05.

"Die positiven Dinge aus dem Spiel gegen Augsburg wollen wir mitnehmen, um Selbstvertrauen zu tanken, die negativen Dinge werden wir weiter ansprechen, um sie abzustellen", sagte Edin Terzic und kündigte eine "differenzierte" Analyse des Augsburg-Spiels an.

Dazu dürfte dann auch gehören, die schwer in der Kritik stehenden Nico Schlotterbeck und Salih Özcan ein wenig zu schützen. Beide Spieler hatten ihren Anteil an Gegentoren, durch zögerliches Zweikampfverhalten, Unaufmerksamkeiten oder schlicht einem vermeidbaren Fehlpass.

Dortmunds Restverteidigung auf verlorenem Posten

Die individuellen Fehler sind das eine, ihre Einordnung in den Dortmunder Gesamtkontext aus gruppen- und mannschaftstaktischer Sicht aber eine ganz andere Sache. Und die wird für den Cheftrainer besonders relevant.

Terzic versuchte sich gegen den sehr aggressiven, sehr mannorientierten FCA mit der in der Vorbereitung erprobten 4-1-4-1-Grundordnung, in der defensiven Staffelung mit einem 1-2-Restverteidigungsblock aus Özcan auf der Sechs, sowie Schlotterbeck und Mats Hummels als Innenverteidigerpärchen dahinter.

Durch die hohe und auf der linken Seite mit Raphael Guerreiro auch etwas ins Zentrum versetzte Positionierung der Außenverteidiger und der grundsätzlich sehr offensiven Ausrichtung der Achter Jude Bellingham und Julian Brandt, war die Borussia speziell in den Momenten des Ballverlustes anfällig.

Probleme im Dortmunder Ballvortrag waren in der Regel der Ausgangspunkt jeder gefährlichen Augsburger Offensivaktion. Terzic wollte dies nach dem Spiel unbedingt nicht erwähnt haben. "Wenn man sich die letzten Sekunden vor den Gegentoren anguckt, sind es defensive Themen. Aber vor jedem Gegentor haben wir vorher den Ball - und verlieren ihn. Das sind dann offensive Themen: Warum haben wir die Bälle verloren?"

Bekannte Kettenreaktion führt zu Gegentoren

Das eine große Problem ist die Staffelung im eigenen Ballbesitz. Drängen zu viele Spieler in die Offensive, ist die Mannschaft zu breit aufgefächert und trifft dann ein Einzelner eine falsche Entscheidung oder spielt einen Fehlpass, hat der BVB ein veritables Problem: Bellingham und Brandt sind im Umschaltmoment zu weit entfernt vom Ball und ohne Chance, noch einzugreifen.

Guerreiro vernachlässigt auch in seiner siebten Saison beim BVB noch die Defensivarbeit, macht die dringend notwendigen Meter nach hinten nicht verlässlich mit. Lediglich sein neues Pendant auf der rechten Seite, Julin Ryerson, versuchte gegen den FCA noch einige Löcher zu stopfen. Im Zentrum aber hatte Özcan so viel Raum zu verteidigen, sodass er gegen mehrere Augsburger Gegenspieler oft genug auf verlorenem Posten war.

Auch Özcan selbst muss hier noch lernen, darf nicht zu oft auf den ersten Pass des Gegners reagieren und muss stattdessen die Position halten. Die kratergroßen Löcher im Dortmunder Defensivzentrum luden den Gegner immer wieder ein und zwangen die Innenverteidiger dann wieder, zu reagieren.

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Diese Kettenreaktion war auch schon in den letzten Spielen vor der Winterpause zu sehen - was auch auf Terzic zurückgeht. Der Trainer ist dafür verantwortlich, diese strukturellen Probleme nicht nur zu erkennen, sondern sie auch abzustellen. Das wird für die Rückrunde auch dringend nötig sein, will sich der BVB nicht in jeder Partie auf die pure individuelle Stärke seiner Spieler verlassen. Auch die wird nicht in jeder Partie zu drei, vier oder fünf Toren führen.

"Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht und gemerkt, dass die Dinge funktionieren, die wir einstudiert haben", wollte Terzic die guten Momente gegen Augsburg nicht vergessen. "Trotzdem wissen wir, dass auch da noch eine Menge Arbeit vor uns liegt." Und das in allen Spielphasen, nicht nur in der Defensive.

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: "Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht"
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