• Nach dem Remis in Augsburg dürfte die Saison für Borussia Dortmund quasi gelaufen sein.
  • Konstant bleibt nur die Inkonstanz der Mannschaft, Trainer Marco Rose findet für das Problem keine Lösungen.

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Marco Rose hat am Sonntagabend unmittelbar nach dem Remis beim FC Augsburg einen bemerkenswerten Satz gesagt. "Wir hätten dieses Spiel gerne knapp gewonnen, dann wäre die Welt wieder in Ordnung gewesen, so ist es unglücklich", erzählte Dortmunds Trainer bei DAZN. Nun mag diese Bestandsaufnahme für diese Saison und den Mikrokosmos Bundesliga vielleicht noch gelten.

Es ist ja Roses erste Saison beim BVB und in der Bundesliga gibt es gemessen am Tabellenstand wenig zu mäkeln. Aber in einen größeren Kontext gesetzt, zielt Roses Einschätzung an der Situation von Borussia Dortmund vorbei. Nimmt man die Pokalwettbewerbe in dieser Saison dazu, ist die Zwischenbilanz schon beachtlich getrübt.

Und über die letzten fast sieben Jahre betrachtet, im Prinzip seit dem Weggang von Jürgen Klopp als Trainer und Gesicht des Klubs, tritt der BVB nur noch auf der Stelle. Die Welt in Dortmund ist seitdem kaum noch in Ordnung.

Rose sollte den ewigen Stillstand auflösen, nach Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger, Lucien Favre und Edin Terzic endlich wieder zum einen die nötige Kontinuität und Entwicklung einbringen und der Mannschaft wieder eine Identität verleihen, ein Markenzeichen. In allen drei Bereichen ist Rose bisher nicht viel weiter als über das Anfangsstadium hinaus gekommen.

Wo ist die Entwicklung?

Das hat auch unterschiedliche Gründe, für die Rose wenig kann: Die zerzauste Vorbereitung im Sommer oder die beinahe unheimliche Flut an (Muskel-)Verletzungen seiner Spieler. Das torpediert Woche für Woche das Vorhaben, endlich eine einigermaßen eingespielte Mannschaft auf den Platz zu stellen, Rose muss stattdessen dauerhaft improvisieren. Auch in Augsburg fehlte ihm wieder eine halbe Mannschaft, fast ausnahmslos Leistungsträger.

Aber es gibt auch genug Ansatzpunkte für die durchwachsene Bilanz, die beim Trainer zu suchen sind. Der BVB spult ein Sammelsurium an Ideen des Trainerteams ab, aber es fügt sich kein schlüssiges Bild. Roses In-Game-Coaching wird immer öfter kritisiert und die Wellenbewegungen der Leistungen und dann auch der Ergebnisse der Mannschaft fallen selbstredend auf die dafür verantwortlichen Personen zurück, mit dem Cheftrainer an der Spitze.

Die Leistungsschwankungen sind enorm

Am Sonntag nach dem Augsburg-Spiel argumentierte Rose mit seinem stark ausgedünnten Kader und den Strapazen des UEFA-Pokal-Spiels unter der Woche in Glasgow und erklärte damit eine immer weiter umgreifende Müdigkeit seiner Mannschaft. Das sind valide Punkte, die der Trainer ins Feld führen kann. Andererseits sollten sogenannte englische Wochen für einen Klub wie den BVB aber keinen Ausnahmezustand bedeuten, sondern die Normalität.

Und es bleiben die fehlenden Fortschritte der Mannschaft. Trotz der widrigen Umstände bleibt Rose im Grundsatz bei den Konzepten seiner ersten Wochen in Dortmund. Damit kann man Spiele gewinnen oder auch mal verlieren, wie Mats Hummels das neulich in einem anderen Kontext zusammengefasst hat.

Aber auf Dauer wird man damit nicht besonders erfolgreich sein. Stattdessen gibt es immer und immer wieder Spiele wie das in Augsburg: Der BVB dominierte den Gegner eine Halbzeit lang und sogar noch etwas mehr. Und konnte dann der deutlich kämpferischen Gangart der Augsburger ab der 60. Minute nur noch wenig entgegensetzen.

Solange man Spiele "spielen" kann, ist der BVB in der Regel überlegen. Wenn es dann rauer oder sogar hektisch wird, bekommt die Mannschaft aber viel zu schnell Probleme. Es gibt keinen Spieler im Kader, der bei Druck das Spiel auch mal beruhigen kann, vom Kollektiv ganz zu schweigen.

Die Saison ist jetzt praktisch gelaufen

Diese massiven Leistungsschwankungen gibt es zwischen unterschiedlichen Spielen und auch in den Spielen selbst. "Die erste Halbzeit war ordentlich, nach der Pause war es dann nicht mehr so gut. Wir waren nicht mehr aktiv genug mit dem Ball. Wir müssen lernen, unser Spiel 90 Minuten lang durchzuziehen", sagte Emre Can. "Es bringt uns auch nichts, wenn wir sagen, dass wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben. Ich stehe hier und sage gefühlt immer das Gleiche."

Marco Rose hat den schief zusammengestellten Kader kaum zu verantworten, aber statt Woche für Woche Spieler positionsfremd einzusetzen und sie damit einige ihrer Stärken zu beraubend, könnte der Trainer vielleicht den einen oder anderen Spieler aus der zweiten Mannschaft hochziehen oder sogar einen aus der Jugend.

Für das Augsburg-Spiel verzichtete Rose jedenfalls trotz der zu erwartenden Probleme auf Nachschub aus dem Dortmunder Unterbau. Am Donnerstag nach dem Aus von Glasgow lag die Vermutung auf der Hand, dass Dortmunds Saison nur noch austrudeln könnte.

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Nach jetzt wieder acht Punkten Rückstand auf die Bayern, aber eben auch genug Vorsprung auf Platz fünf, dürfte dies endgültig der Fall sein. Das geht auf das Konto der Mannschaft und ihrer Planer. Aber auch der Trainer konnte bis jetzt wenig Pluspunkte sammeln.

Verwendete Quelle:

  • spox.com: FC Augsburg - BVB 1:1: Borussia Dortmund lässt Rückstand auf Bayern weiter anwachsen
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