• Die Gerüchteküche rund um den Wechsel von Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund kocht.
  • Der 22-Jährige scheint jedoch genervt von dem Wirbel um seine Person zu sein.
  • Für Schlotterbeck wäre der Wechsel mehr Gewinn als Risiko und Dortmund muss seinen Kader derzeit sowieso umstrukturieren.

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Die letzten Tage waren einigermaßen aufregend für Nico Schlotterbeck. Bei der deutschen Nationalmannschaft durfte er in den Testspielen gegen Israel und die Niederlande sein Debüt feiern, inklusive eines kleinen öffentlichen Rüffels von Weltmeister Per Mertesacker.

Dann folgte das in jeglicher Hinsicht außergewöhnliche Spiel mit dem SC Freiburg gegen die Bayern. Schlotterbeck unterlief erst ein schwerwiegender Fehler, der die Partie zugunsten der Münchener kippen ließ, danach brachte er mit seiner Intervention bei Schiedsrichter Christian Dingert das sogenannte Wechsel-Gate erst ins Rollen.

Als Schlotterbeck dann nach dem Spiel gegen den Rekordmeister bei "Sky" auf die Gerüchte um seine Zukunft befragt wurde, vergaß der 22-Jährige seine ansonsten gepflegte Zurückhaltung. "Es wird ein bisschen zu viel über mich und zu wenig über den SC Freiburg geredet. Der Verein ist so groß, dass nicht nur über mich geredet werden sollte. Alle Spieler haben das verdient", sagte Schlotterbeck. "Mich nervt das mittlerweile brutal!"

Schlotterbeck und der BVB angeblich schon einig

Nico Schlotterbeck erfährt aktuell in einer Art Crashkurs auch die negativen Begleiterscheinungen, die ein rasanter Aufstieg mit sich bringt. Es vergeht kaum ein Tag ohne neue Gerüchte und Spekulationen, wobei sich eine Tendenz mittlerweile immer deutlicher abzeichnet: Schlotterbeck wird Freiburg im Sommer verlassen und sich - wie mehrere Medien übereinstimmend berichten - Borussia Dortmund anschließen.

Vorausgesetzt, der Spieler verletzt sich nicht mehr schwer, ein anderer Klub funkt doch noch dazwischen und die Borussia und Freiburg können sich bei der Ablösesumme noch einigen. Im Raum stehen 20 Millionen Euro, die der BVB bereit sein soll, zu bezahlen und 25 Millionen, die Freiburg angeblich für seinen besten Innenverteidiger verlangt. Angeblich habe es vor der Länderspielpause nicht nur ein Treffen zwischen der Schlotterbeck-Seite und den Dortmunder Vertretern Sebastian Kehl und Marco Rose gegeben, sondern auch den grundsätzlichen Beschluss des Spielers, ab 1. Juli für die Schwarz-Gelben spielen zu wollen.

Die Vorteile eines Wechsels zum BVB

Für Schlotterbeck wäre das nach dem Sprung zum Stammspieler in Freiburg, dem Gewinn der U-21-Europameisterschaft, dem Debüt in der A-Nationalmannschaft und einem möglichen Einzug ins internationale Geschäft mit Freiburg der nächste fulminante Entwicklungsschritt innerhalb kürzester Zeit: Vom eher beschaulichen Breisgau mitten hinein in einen der größten Klubs des Landes, statt Klassenerhalt wäre fortan die deutsche Meisterschaft das Ziel, in der Champions League bekäme es Schlotterbeck womöglich schon bald mit Messi, Ronaldo, Benzema zu tun - und ein paar Euro mehr dürfte er in Dortmund dann auch noch verdienen.

Auch im Hinblick auf die im Winter anstehende Weltmeisterschaft wäre so ein Wechsel für den Spieler mehr Chance als Risiko. Bundestrainer Hansi Flick jedenfalls dürfte die Entwicklung seines Schützlings noch öfter und intensiver auch bei Spielen vor Ort verfolgen. Und Schlotterbeck würde in Dortmund auf einen Spieler treffen, mit dem zusammen er dann auch in der deutschen Innenverteidigung um WM-Ehren kämpfen könnte.

Dortmund benötigt defensive Stabilität

Der Transfer von Niklas Süle von den Bayern zum BVB war aus Dortmunder Sicht nur das erste Puzzleteil auf dem Weg zu einem womöglich runderneuerten Kader. Vielleicht benötige der Umbruch auch mehrere Transferperioden, hat Bald-Sportchef Kehl kürzlich der "Süddeutschen Zeitung" verraten. Da kann es nicht schaden, auf den neuralgischen Positionen im Abwehrzentrum schon mal Ruhe zu haben: mit dem Duo Süle und Schlotterbeck.

Manuel Akanji dürfte die Borussia nämlich tatsächlich verlassen, der Schweizer macht aus seinem Faible für die Premier League keinen Hehl. Mats Hummels kann immer noch eine Konstante sein im Dortmunder Konstrukt, wird aber wohl keine drei oder vier Jahre mehr auf diesem hohen Niveau im Tank haben. Und dass der Klub reagieren muss, sowohl inhaltlich als auch personell, auf die nicht akzeptable Defensivschwäche dieser Saison, sollte außer Frage stehen.

64 Gegentore hat die Mannschaft in 40 Pflichtspielen kassiert. Das ist natürlich nicht nur die Schuld der Abwehrreihe als vorletzte Instanz. Aber ein wenig mehr Stabilität und Verlässlichkeit wäre schon notwendig, wenn man die gesteckten Saisonziele erreichen will. Das hat diese Saison mehr als deutlich gezeigt. Mit Süle hat der BVB nicht nur einen guten Griff getätigt, sondern im Gegenzug auch einen seiner Rivalen geschwächt und das auch noch zum Nulltarif.

Mit Schlotterbeck käme eine neue Option dazu, die sich zwar erst an ein paar Dinge gewöhnen müsste - die Größe und Wucht des Klubs, die deutlich größere Erwartungshaltung, die Spiele im Drei-Tages-Rhythmus - aber auf Sicht eine gute Rolle innerhalb der Mannschaft einnehmen könnte. Schlotterbeck bringt eine gesunde Mischung aus Bescheidenheit und Selbstvertrauen mit, ist lernfähig und -willig, kennt die Bundesliga und einige seiner Mitspieler.

Freiburg winkt eine Rekord-Ablösesumme

Mit Süle und Schlotterbeck könnte der BVB seinem Tempodefizit in der Abwehr zu Leibe rücken und dadurch als gesamte Mannschaft höher verteidigen. Dazu ist der mögliche Zugang auch mit dem Ball am Fuß schon recht passabel unterwegs und bei eigenen Standards durchaus torgefährlich. Und Schlotterbeck steht tatsächlich erst am Anfang einer verheißungsvollen Karriere. Für den BVB, dessen Geschäftsmodell sich auch über die Entwicklung und den Weiterverkauf großer Talente definiert, ein durchaus wichtiges Kriterium.

Mit Süle, Schlotterbeck und vielleicht auch Karim Adeyemi könnte sich die Borussia mit drei aktuellen Nationalspielern auf einen Schlag verstärken. Nico Schlotterbeck würde die nächste Entwicklungsstufe erklimmen. Und der SC Freiburg einen neuen Rekord-Transfer verzeichnen. Bisher steht der Verkauf von Caglar Söyüncü für rund 21 Millionen Euro nach Leicester an erster Stelle. Auch der ist übrigens ein Innenverteidiger.

Verwendete Quellen:

  • Süddeutsche Zeitung: Sebastian Kehl im Interview "Wir müssen raus aus diesem Muster"
  • Instagram-Post GOAL Deutschland vom 03.04.2022
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