• Borussia Dortmund tauscht mal wieder den Trainer aus.
  • Die vermeintlich nachhaltige Lösung Marco Rose muss nach nur einem Jahr schon wieder gehen.
  • Woran ist Rose gescheitert? Wer wird sein Nachfolger? Und welchen Anteil am erneuten Crash haben die Verantwortlichen?

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Es gab mal eine Zeit, da war Borussia Dortmund nach etwa der Hälfte der Saison Letzter, genau holte die Mannschaft damals 16 Pünktchen aus 19 Bundesligaspielen. An eine Trainerentlassung dachte beim BVB aber trotzdem niemand, der Trainer damals hieß Jürgen Klopp.

Seitdem sind etwas mehr als sieben Jahre vergangen und in ein paar Stunden, Tagen oder vielleicht auch Wochen wird die Borussia ihren dann siebten Trainer vorstellen, der sich in der Post-Klopp-Ära versuchen darf. Notwendig wird dies, weil mit Marco Rose sich schon wieder ein Coach am BVB die Zähne ausgebissen hat, am Freitagmittag überraschten der Klub und sein Ex-Trainer mit der Ankündigung, ab sofort getrennte Wege zu gehen.

Dies sei das Ergebnis einer "intensiven Saisonanalyse am Donnerstag, an der neben Rose auch Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung), Michael Zorc (Sportdirektor), Sebastian Kehl (Leiter der Lizenzspielerabteilung) und Matthias Sammer (externer Berater) teilgenommen haben", hieß es in der Pressemitteilung des Klubs.

"Nach einer Saison, die aus unterschiedlichen Gründen unbefriedigend war, mussten wir feststellen, dass wir in vielen Teilbereichen nicht das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben", betonte Watzke.

"Trotz einer schwierigen Saison mit vielen Unwägbarkeiten war ich von unserem Weg überzeugt. Während unseres Gespräches ist in mir der Eindruck gereift, dass die hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlichen nicht mehr vorhanden ist. Letztlich haben wir uns deshalb gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden", sagte Rose. Damit waren die offiziellen Erklärungen erzählt - es bleiben aber trotzdem einige Fragen offen …

Warum ist Marco Rose in Dortmund gescheitert?

Der FC Bayern ist zum zehnten Mal in Folge deutscher Meister, am Ende ließen es die Münchener sogar noch ein wenig schleifen. Trotzdem holten die Bayern 77 Punkte - nur der BVB selbst in seiner Double-Saison 2011/12 und im ersten Jahr mit Thomas Tuchel konnte in der Bundesliga jemals mehr Zähler einsammeln. Die Dominanz der Bayern ist so erdrückend, dass die Konkurrenz selbst bei einem perfekten Saisonverlauf kaum noch mithalten kann.

Dortmunds Liga-Saison war auch geprägt von Tiefschlägen, es fehlte an Konstanz und vielleicht auch am unbedingten Glauben daran, den Bayern tatsächlich gefährlich werden zu können - und Rose hat 15 Niederlagen zu verantworten sowie indiskutable 74 Gegentore in 46 Pflichtspielen.

Und trotzdem ist Platz zwei hinter den Münchenern aktuell so etwas wie das Optimum, das eine Mannschaft in Deutschland erreichen kann.

Es waren die Leistungsschwankungen, die stotternde spielerische Entwicklung der Mannschaft, der fehlende Zusammenhalt zwischen Team und Fans und - schenkt man einigen vermeintlichen Insidern Glauben - auch das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen dem Trainer und seinen Spielern, die zu den immer größer werdenden Vorbehalten und Zweifeln an Rose führten.

Und natürlich das verheerende Abschneiden in den Pokalwettbewerben. Das sang- und klanglose Aus in der Königsklasse hätte man noch als Betriebsunfall deklarieren können. Die Pleiten gegen Zweitligist St. Pauli im DFB-Pokal und das sofortige Ausscheiden in der Trostrunde Europa League gegen die Rangers aber ließen dann schon ein Muster erkennen.

Am Donnerstag bei der großen Saison-Analyse soll auch schon Roses Berater Andreas Sadlo anwesend gewesen sein. Ein untrügliches Zeichen, dass es mehr zu besprechen gab als "nur" die Aufarbeitung der letzten Saison. Die Trennung hatte sich also schon vor dem gemeinsamen Termin zumindest angekündigt.

Welchen Anteil haben die Verantwortlichen?

Im Frühjahr 2021 machte die Borussia mit der anderen Borussia den Wechsel Roses perfekt, es floss eine Ablösesumme von stattlichen fünf Millionen Euro von Dortmund nach Mönchengladbach. Der BVB wollte diesen Trainer unbedingt - verspekulierte sich aber ein wenig beim Timing. Die Borussia steckte damals in einer sportlichen Sackgasse, die lebensnotwendige Qualifikation für die Königsklasse schien in weiter Ferne und Interimslösung Edin Terzic hatte zu diesem Zeitpunkt kaum Lösungen für die vertrackte Lage.

Der bärenstarke Saisonendspurt unter Terzic inklusive dem Erreichen aller Saisonziele baute unfreiwillig schon einen enormen Druck auf Rose auf, noch ehe der überhaupt in Dortmund angekommen war. Für diese ungünstige Konstellation konnten die Verantwortlichen wenig – in der Beurteilung des Rose-Fußballs in Gladbach, der vorhandenen Möglichkeiten in Dortmund, sowie des Kaders haben sich die Macher aber entscheidend getäuscht.

Das romantisch verklärte Streben, endlich eine Art Klopp-Kopie für den BVB zu finden, trübte offenbar den Blick auf die andere Baustellen. Besonders bei der Zusammenstellung des Kaders wurden massiv die Probleme unterschätzt. Im Team ergab sich eine Unwucht, auf einigen Positionen waren Spieler fast im Überfluss vorhanden, auf anderen musste Rose dauerhaft improvisieren.

Roses Geschichte in Gladbach mit verhältnismäßig vielen Muskelverletzungen bei den Spielern war offenbar lange kein Thema und wurde zum Boomerang: Die wegen der Europameisterschaft ohnehin schon stark verkürzte Vorbereitung wurde im Prinzip vom ersten Tag an torpediert von Verletzungen aller Art, was wiederum dazu führte, dass das Team keinen Rhythmus aufnehmen konnte und der Trainer dauerhaft experimentieren, umstellen, neu sortieren musste.

Rose musste mit einem deutlich zu teuren Kader mit deutlich zu wenig Antrieb arbeiten, mit Spielern, die sich für besser halten, als sie offenbar sind. Das Kapitel mit Rose nach nicht einmal einem Jahr nun schon wieder zu beenden, ist auch eine Niederlage für die sportlich Verantwortlichen im Hintergrund. Vielleicht sehen die Bosse das auch anders und in erster Linie den Trainer in der Verantwortung - das wiederum wäre die nächste zweifelhafte Einschätzung.

Die Tatsache, dass nach Klopp nun schon sechs Trainer nicht dauerhaft passten, fällt ebenfalls auf die Entscheidungsträger zurück.

Dass Rose nun auch entscheidend den Kader für die neue Saison konzipieren durfte und der eine oder andere bereits verpflichtete Spieler unter Umständen auch des Trainers wegen nach Dortmund kommen wird, macht die Gemengelage gleich noch pikanter.

Wer wird nun Roses Nachfolger?

Edin Terzic ist derzeit "Technischer Direktor" im Klub, der Posten wurde vor einem Jahr extra für ihn geschaffen. Um sich den 39-Jährigen warm und im Klub zu halten, wie immer wieder gemunkelt wurde, als eine Art Backup für das Rose-Experiment. Terzic ist ein umgänglicher Kumpeltyp, einer aus dem Kreis der BVB-Familie, was offenbar immer noch ein durchaus wichtiges Attribut zu sein scheint. Und er wäre sofort bereit - so er sich die Aufgabe denn überhaupt zutraut.

Terzic hat die Mannschaft im letzten Jahr auf den letzten Drücker in die Königsklasse geführt und zum DFB-Pokalsieg. Die letzten Wochen seines Engagement als Interimslösung waren überaus erfolgreich. Dabei darf aber auch nicht vergessen werden, was davor war und dass es sich eben "nur" um eine gewisse Überbrückungszeit gehandelt hatte. Nun läge die ganze Last der Reformen auf seinen Schultern und eine enorme Erwartungshaltung.

Und die Spieler, die Terzic im letzten Frühjahr erst in den Status des Retters heben konnten, wären auch nicht mehr da. Jadon Sanchos Leistungsexplosion und den Toren von Erling Haaland war es in erster Linie zu verdanken, dass die Borussia noch reüssieren konnte. Solange von der individuellen Klasse dieser Ausnahmespieler auf dem Platz weniger zu sehen war, spielte Dortmund wie eine Mannschaft unter vielen.

Terzic hatte sein Momentum im letzten Frühjahr. Die Frage ist nun aber, wie viel davon überhaupt noch übrig geblieben ist.

Verwendete Quelle:

  • bvb.de: BVB und Marco Rose gehen getrennte Wege
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